imm cologne

Sleep-Halle durchgängig gut belegt

Köln - Dass die Kölner Möbelmesse in diesem Jahr eine bessere Besucherresonanz erhalten würde als vor einem Jahr, wurde einem spätestens dann klar, wenn man gegen Ende des Jahres versuchte, noch ein einigermaßen bezahlbares Hotelzimmer zu bekommen. Was vor Jahresfrist kein allzu großes Problem war, erwies sich diesmal als nahezu unmöglich. Wer zu spät kam, den bestrafte die Kölner Hotellerie mit exorbitanten Preisen für durchschnittliche Unterkünfte oder mit Absteigen, die unter normalen Umständen niemand freiwillig buchen würde. Der Kölnmesse war diese Entwicklung recht, konnte sie doch einen Besucher-Zuwachs von stolzen 38 Prozent gegenüber 2010 verbuchen.

Bereits wenn man vom Bahnhof Deutz aus zur Möbelmesse gehen wollte, merkte der Besucher, dass in diesem Jahr etwas anders war als in der Vergangenheit. Junge, in Ikea-Gelb gekleidete Leute verteilten freundlicherweise die bekannten blauen Tüten des Möbelhauses samt Ikea-Küchenkatalog, in denen man die gesammelten Prospekte der Messe verstauen konnte. Und überall in der Stadt fanden sich Plakate mit kessen Sprüchen: "Auf der Messe gibt es Küchen für 6 Tage. Küchen fürs Leben gibt es bei Ikea.', oder "Falls dir die Küchenmesse langweilig wird: Dein Messeticket gilt auch für die Fahrt zum nächsten Ikea'. Der Grund: Ikea hätte gerne auf der neu ins Leben gerufenen Living Kitchen ausgestellt, die parallel zur Möbelmesse stattfand, hatte aber keinen Stand abbekommen. Mit rund 200 Ausstellern hatten sich rund dreimal so viele Firmen beteiligt wie ursprünglich erwartet. Also trommelte die beauftragte Werbeagentur auf unübersehbare Weise für den Besuch in den beiden Kölner Ikea-Häusern.

Dass es Messechef Böse gelungen ist, die Küchenhersteller wieder für den Kölner Messestandort zu erwärmen, hat sich als echter Coup erwiesen. Nicht zuletzt dieser Entscheidung war es zu verdanken, dass mit rund 138.000 Besuchern etwa 38.000 mehr in die Messehallen strömten als noch vor einem Jahr. Die Sleep-Halle 9 konnte von diesem Ansturm nicht profitieren. Mehrheitlich war man unter den Ausstellern der Auffassung, dass die Halle zwar gut, aber auch nicht übermäßig stark frequentiert war. Mit einiger Verwunderung musste mancher Hersteller allerdings feststellen, dass in diesem Jahr die Besucher wieder ab Montag auf die Stände kamen, begann doch die imm 2010 offiziell erst am Dienstag. Für dieses Jahr hatte sich die Kölnmesse den Montag als Preview-Tag einfallen lassen, speziell für VIP-Kunden und die Presse. Es gab Firmen, die für diesen Tag bestens präpariert waren, aber auch ein geschätztes Viertel der Aussteller in Halle 9 war am Montag noch gar nicht fertig mit dem Aufbau der Stände. Da scheint seitens der Messe in der Kommunikation dieser Neuheit einiges schief gelaufen zu sein. Aus gut informierten Kreisen war bereits während der Messe zu hören, dass es solch einen Preview-Tag im nächsten Jahr nicht mehr geben soll.

Immerhin öffnete die Messe wieder um 9 Uhr und endete um 18 Uhr. Im letzten Jahr hatte sich alles eine Stunde nach hinten verschoben, was offenkundig nicht auf einhellige Zustimmung gestoßen ist. Dafür war der Freitag zu einem weiteren Publikumstag erkoren worden, wie zu hören war auf speziellen Wunsch der Küchenaussteller. Diese Konzession seitens Kölnmesse ist aus messepolitischer Sicht sicherlich nachzuvollziehen, bedeutete aber zumindest für die Aussteller in Halle 9 den Verlust eines weiteren echten Messetages mit Fachpublikum und kommerziellem Background. Insgesamt konzentrierte sich der für die Firmen wesentliche Messeteil also auf die drei Tage von Dienstag bis Donnerstag. Ein ungünstiges Verhältnis, wenn man bedenkt, dass für sieben Messetage gezahlt wird.

Den Besuchern, die in der Regel sowieso nur maximal zwei Tage nach Köln kommen, kann es egal sein. Für sie zählen andere Punkte. Und die Tatsache, dass es in den Living-Kitchen-Hallen vor Besuchern nur so gebrummt hat sowie die aus Haustex-Sicht wichtige Halle 9 erneut gut besucht war, spricht für das Messekonzept. Auffällig war diesmal in der Sleep-Halle der wirklich durchgängig gute Besatz mit Ausstellern. Fiel die Qualität der Firmen im letzen Jahr nach hinten doch etwas ab, so konnte davon diesmal nicht die Rede sein. Die Halle war sogar so gut belegt, dass der Lounge-Bereich etwas verkleinert werden musste. Traditionell ist diese Fläche das Reich des Matratzenverbandes. In diesem Jahr wurden dort Vorträge gehalten und der Verband hatte auch für ein Catering gesorgt, was der Belebung der Fläche gut tat.

Mit Röwa fehlte ein Big-Player der Szene, der in den letzten Jahren mit einem sehr attraktiven Stand präsent war. Geschäftsführer Manfred Greiner hatte frühzeitig angekündigt, dass er in diesem Jahr einmal testen werde, wie sein Unternehmen ohne die Möbelmesse zurechtkomme. Man wird sehen. Die Lücke konnte mit Oschmann jedoch adäquat geschlossen werden. Überhaupt stellten die Unternehmen ihre Produkte durchweg auf attraktiven Ständen zur Schau, in steigender Zahl mit einem Catering für ihre Besucher.

Frankenstolz war in diesem Jahr mit einem deutlich vergrößerten Stand zugegen, um neben den Matratzen auch Bettwaren vorführen zu können. Tempur tauschte mit Rummel die Standfläche, da die Vielzahl der Kunden, so Seipel, auf der früheren Fläche nicht mehr entsprechend betreut werden konnten, zumal das Unternehmen auch mit einem Catering aufwartete. Für Rummel ist auch die neue Fläche ausreichend, der neu gestaltete Stand hat jetzt sogar noch mehr Gemütlichkeit als zuletzt. Leises Vogelgezwitscher, ein virtuelles Lagerfeuer und rustikale, mit Tierfellen belegte Sitzbänke vermittelten eine ganz eigene, angenehme Atmosphäre.

Auffallend war auf den Ständen die Vielzahl an Boxspring-Systemen in verschiedenen Preiskategorien, oder zumindest eigenen Schlafsystemen, die dem Feeling eines Boxspringbettes nahekommen sollen. Der deutsche Konsument tendiere immer stärker zu einem softeren Liegegefühl, berichtete ein Aussteller. Vielleicht liegt diese Entwicklung an der stärkeren Aufklärungsarbeit der Branche und der damit verbundenen stärkeren Sensibilisierung der Menschen für das Thema "Gesundes Schlafen". Aus dem Handel jedenfalls ist, wenn auch bislang nur vereinzelt, zu hören, dass man durchaus gute Umsätze mit Boxspring-Betten erziele, dass sogar explizit nach Boxspring-Systemen gefragt werde.

Der Knaller der Messe war für die Branche natürlich wieder der Branchenabend meet@sleep am Messedienstag. Dadurch, dass immer mehr Aussteller gegen Abend auch ein Bierchen ausschenken, schien der Abend diesmal etwas ruhiger anzulaufen. So allmählich trudelten die Branchenteilnehmer aus Industrie und Handel dann aber doch ein, um sich am warmen Buffet und Kölsch zu laben. Ganz bewusst ist der Abend sehr offen gehalten, nach dem Motto, wer kommen möchte, ist herzlich willkommen. Sogar ein Folder wurde in Halle 9 verteilt, in dem Kölnmesse und Matratzenverband gemeinsam einluden. Das funktionierte bestens, denn bunt mischten sich Aussteller und Fachhändler um die Partyfläche und plauderten in lockerer Atmosphäre. Die Liveband sorgte dabei wieder für gute Stimmung, so dass die Letzten erst am frühen Morgen in ihre Hotelzimmer gefunden haben sollen. Um es auf einen Nenner zu bringen: Der Messe ist es erneut gelungen, einen wirklich attraktiven Angebotsmix für den Matratzenhandel auf die Beine zu stellen. Wer sich mit diesem Sortiment beschäftigt, kann es sich eigentlich nicht erlauben, nicht nach Köln zu fahren. Und vielleicht klappt es ja nächstes Jahr, wenn die Küchen turnusgemäß nicht dabei sind, auch wieder besser mit den Hotelzimmern.

Mattias Timm
aus Haustex 03/11 (Wirtschaft)