ISH 2011
Es gibt gute Gründe für Optimismus
Frankfurt/Main - Es war wirklich was los am ausgebuchten Frankfurter Messegelände. Die ISH - Weltleitmesse Erlebniswelt Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik, erneuerbare Energien - findet alle zwei Jahre statt und fiel in diesem Jahr Mitte März 15. bis 19.03.) in eine brisante, weltweit aufgewühlte Atmosphäre. Sie stand unter dem Eindruck der erschütternden Nuklearkatastrophe in Japan. Verunsicherte Verbraucher erwarten von Industrie, Handwerk und der Politik überzeugende technologische Antworten für die zukünftige Energiegewinnung und Wärmeerzeugung. Darin waren sich Branchenverbände, Aussteller und Besucher einig. Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Effizienz und erneuerbare Energien waren die beherrschenden Themen. Nicht zu kurz kamen allerdings auch Anregungen und Eindrücke im Sanitärbereich für innovatives Bad-Design.Leicht gestiegen gegenüber 2009 war die Zahl der Aussteller - 2.355 aus aller Welt. 204.000 Besucher strömten während der fünf Messetage nach Frankfurt am Main. Deutlich um 35 Prozent höher ist der Anteil der ausländischen Fachbesucher. Sie stammten vor allem aus den Wachstumsregionen der Welt, neben Kern- und Osteuropa kamen mehr Entscheider aus Asien und den USA. Besonders gelobt wurden die Zahl der Neukontakte, das Orderverhalten und die Qualität der Besucher hinsichtlich Entscheidungs- und Einkaufskompetenz.
Mit der konjunkturellen Situation sind laut Umfragen der Messe Frankfurt Aussteller und Besucher aus Deutschland gleichermaßen zufrieden. Für die deutschen Hersteller der Sanitär-, Heizungs- und Klima-Branche (SHK), die in vielen Bereichen weltweit führend sind, bedeutet die ISH die wichtigste Exportplattform. Insgesamt etwa 50.000 überwiegend mittelständische Firmen aus Industrie, Handel und Handwerk zählen dazu. Gerade die ausländischen Besucher aus Märkten, die für die deutsche Sanitärindustrie zu wachsenden Exportmärkten werden, geben Anlass zu "nüchternem Optimismus", meldete die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS), die als Dachverband der deutschen Unternehmen im Bereich Bad und Sanitär mit zehn Mitgliederverbänden aus Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk die gemeinsamen Interessen der Mitglieder in der Öffentlichkeit für den Lebensraum Bad vertritt. Auch im Krisenjahr 2009 zeigte sich die Badnachfrage im Heimatmarkt als "stabilisierender Faktor", trotz des dramatischen Einbruchs speziell für die Hersteller von Sanitärprodukten.
Laut Ifo-Konjunkturbarometer bleibt die Sanitär-Branche mit guter Dynamik weiter im Aufwind. Die Bundesbürger wollen wieder für größere Anschaffungen sorgen und auch das Thema Wohnungsbau sei zuversichtlich zu betrachten - so die jüngsten GfK-Konsumklima-Berichte. Vor allem von Badmodernisierungen erwartet VDS ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Ähnlich Positives berichtete seitens des Handwerks der Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Die drei Geschäftsfelder Bad, Heizung und Kundendienst sind 2010 konstant gewachsen. Anders als in den Vorjahren lag die Nachfrage bei Sanitär höher als im Bereich Heizung. Den Hauptumsatzanteil des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks bildeten die Privat-Haushalte. Handwerker stellten auch auf der diesjährigen ISH traditionell den weitaus größten Besucheranteil.
Altersgerechte Wohnungen und barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder sind für den Sanitärbereich eine zentrale Herausforderung. Dabei spielt der Faktor Sicherheit eine sehr große Rolle und das gilt auch für den textilen Badausstatter-Bereich. Über rutschfeste und strapazierfähige Badteppiche und -einlagen definiert sich der Qualitätsbegriff, der im Preiswettbewerb betont werden muss. Wenn es um altersgerecht ausgestattete Wohnungen geht, rangiert laut forsa-Institut das Bad in der Bedeutungsskala mit 68 Prozent klar auf Platz 1.
Neue Akzente in emotionaler Form setzte VDS mit dem Trendforum "Pop-up-my-Bathroom". Das soll die Fantasie anregen und zeigen, was die Produktprogramme der deutschen Markenhersteller bieten, um heutige und künftige Badideen umzusetzen. Das Bad wurde sozusagen seinem konventionellen Kontext entrückt und im neuen, nach individuellen Wünschen und Vorstellungen gestalteten Raum visualisiert. Neben der gesteigerten Nachfrage nach altersgerechten Badlösungen stehen besonders individuelle Wünsche im Blickpunkt. Außerdem will die Branche mit Wasser sparender Sanitärtechnik und fachgerechter Installation ihrer Verantwortung für nachhaltige Ressourcenschonung gerecht werden.
Die Coram Deutschland GmbH, Nettetal, präsentierte die Sealskin-Kollektion 2011, aufgebaut in aktuelle Farb- und Themenwelten mit Badteppichen, Duschvorhängen und Accessoires. Die Zielgruppe ist in erster Linie der Baumarkt, aber auch der Raumausstatter oder Fachhandel. Wichtig ist der überschaubare und anregende Sortimentsaufbau. Die Themenwelt Afrika zeigt sich wild romantisch mit Leoparden- oder Zebra-Design. Dazu bietet Sealskin Handtücher und Accessoires in gleichem Design. Orient bietet exotische und geheimnisvolle Muster wie Schriftzeichen und asiatische Motive in den Farben Blau und Grau, die ruhige, traditionell-moderne Designwelten schaffen. Unter Nature präsentieren sich Materialien wie Holz und Naturstein. Bei Duschvorhängen und Badteppichen dominieren Erdtöne und Motive aus der Natur. Das Thema happy and colorful spricht trendig und farbenfroh junge Verbraucher an. Der demografische Wandel und die steigende Zahl älterer Menschen stellen die Badgestalter vor neue Herausforderungen. Der Wunsch, so lange wie möglich - im Idealfall ohne fremde Hilfe - in den eigenen vier Wänden zu wohnen, hat für viele Menschen absolute Priorität. Praktische Hilfen machen den intimen Bereich des Badezimmers komfortabler und sicherer, müssen aber nicht nach Krankenhaus aussehen. Der Hardware-Produktbereich Tiger von Coram entwickelte in diesem Sinn entsprechende Badkonzepte mit Edelstahl unter dem Aspekt Comfort & Safety.
Die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) erstellte zur ISH 2011 eine Trend-Mappe mit Bildern, die Bäder an ungewöhnlichen Orten zeigen: in einer alten Fabrik, in einem Gewächshaus, in einem Schloss. Damit will VDS die Fantasie der Badgestalter anregen und das Bad aus dem konventionellen Rahmen - ein durchschnittlich 7,9 qm großer gekachelter Raum - lösen. In Halle 3.0 wurden die drei Trendthemen des Pop up-Programms in Szene gesetzt. Dabei geht es um Raumkonzepte "Weg von der Wand", um nachhaltige Badgestaltung "Zurück zur Natur" und um das Konzept eines Komfortbades, welches das Leben für alle Generationen leichter macht. Das Bad soll in Zukunft nicht mehr nur Funktionsbox sein, sondern ein eigenständiger Wohnraum mit behaglichen Arrangements, wobei stimmungsvolle Accessoires, Relax-Möbel und Teppiche eine wichtige Rolle spielen. Sanitärobjekte sind als Möbel aufzufassen und die frei stehende Badewanne bildet in vielen Raumkonzepten das Zentrum. Aus Duschen werden Raumteiler, Vorwandelemente nehmen Armaturen und Waschbecken auf und das WC verschwindet in eine abtrennbare Nische. Für Badplaner bedeutet das erweiterten Spielraum zur Individualisierung des Bades.
Die nächste ISH findet vom 12. bis 16. März 2013 in Frankfurt am Main statt.
gk
aus
Haustex 04/11
(Wirtschaft)