3. Raumausstattertag des ZVR in Hamburg

Neue Wege wagen zu Lande, zu Wasser und im Web

Unter dem Motto "Neue Wege wagen" stand der 3. Deutsche Raumausstattertag, diesmal in Hamburg. Als Treffpunkt für Händler, Lieferanten, Künstler und Querdenker, als Platz für neue Ideen, innovative Unternehmer und internationale Trends im Handel hatte der Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR) Deutschlands Tor zur Welt als adäquaten Rahmen für das große Branchentreffen ausgewählt, um mit einem beispielhaften Themenmix und exzellenten Referenten neue Wege zu Lande, zu Wasser und im Web zu gehen.

Rund 140 ZVR-Mitglieder aus ganz Deutschland trafen sich Ende Mai in Hamburg, um sich über neue Wege im Raumausstatter-Handwerk zu informieren. Angesichts der guten konjunkturellen Lage in den Betrieben war die Stimmung fröhlich und gelöst. Allseits sah man entspannte Gesichter.

Mit fünf Vorträgen bot die Tagung einen beispielhaften Themenmix und eröffnete ganz neue Wege im Umgang mit Social Media, Netzwerken und Kooperationen, beim Denken für erfolgreiches Handeln, beim Verkaufen von Innovationen und in der Erlebniswelt Boden. Auch kulinarisch verließ man in Hamburg ausgetretene Pfade: Auf dem Raddampfer während der obligatorischen Hafenrundfahrt kam das Büffet mit regionalen Köstlichkeiten für alle überraschend aus dem Fußboden. Bei Alsterwasser, Wein und nicht-alkoholischen Getränken konnte die hanseatische Architektur und die erhabene Speicherstadt vom Wasser aus bewundert werden. Nach feucht-fröhlichen Stunden auf dem Wasser klang der erste Tag für so manchen in den frühen Morgenstunden auf dem Kiez aus. Und am zweiten Abend konnte im ältesten Gasthof im Herzen der Hansestadt, im Gröninger Brauhaus, probiert werden, was Hamburg neben Alsterwasser noch zu bieten hat.

Ausgesuchte Referate vom Raumausstattertag




Ingeborg Pflicht:

Erfolgreiches Denken erzielt erfolgreiches Handeln

Mit ihrer unverwechselbar optimistischen Art, ihrer Energie und positiven Ausstrahlung und einem lebendigen Vortrag, der mit seinen Situationskomiken für viel Freude und spontane Lacher sorgte, riss Ingeborg Pflicht die Zuhörer mit. Bei ihr ist der Name Programm, denn sie sieht es als ihre Pflicht an, keinen unmotiviert wieder gehen zu lassen.

Der Mensch, auch der Raumausstatter, ist ein Gewohnheitstier, das es sich in seinen eingefahrenen Denkstrukturen gemütlich gemacht hat. Er will nicht raus aus dieser "Komfortzone" und so macht diese 95% seines Denkens und Handelns aus, nur 5% sind Innovation.

Erfolgreiche Unternehmer müssen aber offen sein für neue Wege, für neue Erkenntnisse und Innovationen. "Wenn man Erfolg haben will, muss man drei Buchstaben kennen:T, U, N - man muss etwas für den Erfolg tun", forderte Pflicht ihre Zuhörer auf.

Zum Beispiel sich eine optimistische Grundeinstellung zulegen. Auch Lob und Anerkennung spielen für den Erfolg eine wichtige Rolle, und zwar nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für den Unternehmer selbst. Der kann sich ruhig auch selber auf die Schulter klopfen. Das steigert das Selbstwertgefühl, verändert das Bewusstsein im positiven Sinne und sorgt für Motivation und Optimismus.

Auch im Verhältnis zu den Kunden kommt es in erster Linie auf Gefühle und nicht so sehr auf Kriterien wie Qualität und Preis an: Nur je 15% der Kundschaft kehrt dem Geschäft den Rücken, weil Waren oder Dienstleistungen von minderer Qualität oder zu teuer sind. Der weitaus größte Teil ist in menschlicher Hinsicht unzufrieden, fühlt sich etwa unfreundlich behandelt.

Für Ingeborg Pflicht gibt es da nur eines: Individuell auch emotional auf jeden einzelnen Kunden eingehen, gut zuhören und immer den Blickkontakt suchen. Verkäufer und Berater ist out. Das Verkaufspersonal wird zum Beziehungsmanager, der auch auf einer persönlichen Ebene mit dem Kunden harmoniert.


Sven Schöpker:

Netzwerke und Kooperationen, ein Mosaikstein zum Erfolg

Sven Schöpker von der Raumfabrik Münster/Osnabrück, ausgewiesener Kooperationsexperte im Handwerk, ermutigte die Zuhörer, über das Thema Kooperationen nachzudenken und gab Anregungen dazu, neue Wege zu wagen.

Bei Netzwerken und Kooperationen geht es vor allem darum, Ziele gemeinsam zu erreichen und so näher am Kunden und etwas weiter zu sein als der Wettbewerb. Denn die Herausforderungen für den Raumausstatter sind heute enorm: Alles wird immer schneller, muss sofort oder zumindest nur an einem ganz bestimmten Termin geschehen. Der Erlebnishunger der Gesellschaft erstreckt sich bis auf das Einkaufen, das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher bis hin zur Wohnungseinrichtung. Demographischer Wandel oder transparente Märkte mit für jedermann zugänglichen Händlerbewertungen im Internet - die Liste ließe sich noch lange fortführen.

Im Verbund kann man besser und effizienter auf die neuen Marktgegebenheiten reagieren. Und so wird nicht selten aus dem Problem eine Chance oder eine Geschäftsidee.

Gleichzeitig entstehen durch die Zusammenarbeit Differenzierungspotenziale, denn ähnliche Firmen, mit ähnlichen Mitarbeitern, die ähnliche Produkte und Dienstleistungen zu ähnlichen Preisen und in ähnlicher Qualität anbieten, gibt es schon genug. Das Mittelmaß regiert und hat eigentlich keine Zukunft. Daher rät Schöpker auch, ruhig Nischen mit dem eigenen Angebot zu besetzen, dort der Beste zu sein und nicht in vielen anderen Bereichen Zweiter oder Dritter. Wenig Marktanteil, aber dafür hohe Renditen.

Bei der Gründung einer professionellen Kooperation sollten folgende Punkte beherzigt werden: Wichtig sind eine Vision, ein Leitbild und eine Strategie sowie eine professionelle Führung. Erfolge müssen geplant werden und dürfen nicht zufällig entstehen. Die Verwendung moderner Kommunikationsmittel ist heute unerlässlich. Und die Kunden dürfen nicht nur zufrieden sein, sondern müssen begeistert werden.

Wird all das eingehalten und umgesetzt, kommen die zahlreichen Vorteile von Kooperationen voll zum Tragen: höherer Umsatz und Deckungsbeitrag, kosteneffizientes Marketing, Kostenersparnis durch gemeinsame Projektabwicklung, gemeinsame Fort- und Weiterbildung, Erfahrungsaustausch, Aufbau von gemeinsamen Unternehmensstrukturen insbesondere im EDV-Bereich, Empfehlungsgeschäft auch untereinander, Imagegewinn beim Kunden.


Andrea El Shami:

Innovationen verkaufen

Emotional ging es beim Thema "Innovationen verkaufen" mit der Diplom-Designerin Andrea El Shami zu. Moodboards - Stimmungsbilder - wurden kreiert, um die Botschaft des stilvollen Wohnens besser zu zeigen. Speziell für den Kunden ausgearbeitet, zeigen sie diesem die Möglichkeiten der Umgestaltung seines Zuhauses auf, getrennt in Stil- und Farbwelt. El Shami forderte die Zuhörer auf, mit Materialien, Formen und Strukturen zu spielen, sich vom eigenen Handwerk begeistern zu lassen.

Die Moodboards helfen beim Verkaufen, den Visualisierungen sind eine wichtige Basis für erfolgreiche Kundengespräche. Der Eindruck, den der Verkäufer bei seinem Gegenüber hinterlässt, hängt lediglich zu 7% vom gesprochenen Wort ab. 38% entfallen auf die Art und Weise des Sprechens. Den große Rest und mit 55% mehr als die Hälfte macht die Körpersprache aus. Bilder sind das, was beim Kunden hängen bleibt.

Deshalb sollte man auch über eine ungewöhnliche Laden- und Schaufensterdekoration nachdenken. Klare Strukturen sind dabei wichtig, weniger ist häufig mehr. Farbthemen sorgen für Aufmerksamkeit, denn sie werden nicht nur gesehen, sondern auch empfunden.

"Wir müssen ganz körperlich verkaufen, emotional verkaufen, Gefühlswelten schaffen", ist sich El Shami sicher. Mit Provokationen etwa kann man sehr intensive Verkaufssituation schaffen und beim Kunden den Wow-Effekt auslösen.

In die gleiche Richtung zielt das Bestreben, sich selbst zur Marke zu machen. Wenn das gelingt, ist vieles möglich. Aber bitte keine Kopie von Dingen, die bereits am Markt sind.
aus BTH Heimtex 07/11 (Wirtschaft)