Interview mit Henning Cronemeyer und Norbert Berndt
"Hier kann man etwas für den beruflichen Alltag mitnehmen"
BTH Heimtex sprach am Rande des Raumausstattertages mit ZVR-Geschäftführer Henning Cronemeyer und dem Präsidenten Norbert Berndt über die aktuelle wirtschaftliche Situation im Raumausstatterhandwerk, über Ziele und die Veranstaltung in Hamburg.BTH Heimtex: Herr Cronemeyer, Sie sind jetzt zwei Jahre ZVR-Geschäftsführer. Ziehen Sie doch bitte ein kurzes Resümee.
Henning Cronemeyer: Es waren zwei interessante, lehrreiche und ereignisreiche Jahre. Inhaltlich ist die Dequalifizierung ein wichtiges Thema gewesen. Wir haben immer mehr eingetragene Raumausstatterbetriebe in den Handwerkskammern, aber die Meisterzahlen und die Ausbildungszahlen gehen zurück. Außerdem müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, damit die Betriebe ausbilden. Ich höre von vielen Unternehmen, die fertige Gesellen brauchen und jetzt schon keine finden.
BTH Heimtex: Eines Ihrer Ziele war die Bündelung von Innungen zu leistungsstarken Gemeinschaften. Haben Sie dort etwas erreicht?
Cronemeyer: Zunächst haben wir die Kommunikation zur Basis verbessert. Anfang des Jahres gab es einen Obermeistertag in Gernsbach. Dort haben wir es meines Erachtens geschafft, einen Impuls zu geben: Tut euch zusammen, um als Innung gute Leistungen anbieten zu können. Aber das ist ein langer Prozess. Ich war vor zwei Jahren vielleicht etwas blauäugig. Heute erscheint mir ein Zeitraum von drei bis fünf Jahren wesentlich realistischer.
BTH Heimtex: Herr Berndt, wie hat sich denn das QiH-Siegel entwickelt?
Norbert Berndt: Durchaus positiv. Wir sind jetzt bei knapp 160 Teilnehmern und die sind allesamt zufrieden. Wir hoffen allerdings schon, dass noch mehr dazukommen.
BTH Heimtex: Wie viele Mitglieder hat der ZVR zurzeit? Und wie ist die Entwicklung?
Cronemeyer: Ca. 3.000. Wie in allen Handwerksbereichen ist die Entwicklung rückläufig; nicht zuletzt, weil die Mitgliedschaft in einer Innung im Gegensatz zu der in der Kammer freiwillig ist.
BTH Heimtex: Mir ist aufgefallen, dass Ihre Internetseite gut gepflegt ist.
Cronemeyer: Unsere Webseite ist in erster Linie die Wissensplattform für alle Mitglieder und beinhaltet deshalb immer viele Informationen. Die Aufmachung und Bedienfunktionen sollen aber noch in diesem Jahr überarbeitet und den aktuellen Standards angepasst werden.
Was wir auch machen, ist Bloggen - schon als Vorbild für unsere Mitglieder. Wir haben ja hier auf der Tagung gelernt, was man alles im Bereich Social Media machen kann und wie wichtig das ist. Ich höre immer wieder von Betrieben, die Aufträge übers Internet generieren von Leuten, die vorher noch keine Kunden waren.
Berndt: Netzwerke sind unerlässlich. Unser Betrieb ist bei allen unseren Lieferanten als Handwerker hinterlegt. Über die Suchmaschinen kommen viele Kunden zu uns, weil wir regional die ausgesuchten Partner der Lieferanten sind.
Cronemeyer: Der ZVR ist erst kürzlich eine Kooperation mit einem Dienstleister eingegangen, der Internetbaukästen anbietet. Und zwar speziell auf das Raumau0sstatterhandwerk zugeschnitten mit vorgefertigten Texten, Bildern und Strukturen. Wer sich mit dem Medium nicht so gut auskennt, muss eigentlich nur noch seinen Namen und seine Adresse eintragen, die Farben aussuchen und hat schon eine voll funktionsfähige Internetseite.
BTH Heimtex: Noch ein Wort zur Konjunktur. Wie war das erste Halbjahr für Ihre Mitgliedsbetriebe?
Berndt: Bei den Unternehmen, mit denen wir direkt in Kontakt stehen, sehr gut. Die Auslastung ist gut, keiner hat Zeit, jeder sieht zu, dass er Leute kriegt, mit anderen Kollegen zusammenarbeitet, Aufträge abwickelt.
Naturgemäß ist derzeit natürlich der Sonnenschutz ein führender Sektor. Was aber immer mehr zunimmt, sind Renovierungen. Am liebsten fahren die Leute in Urlaub und kommen zurück ins renovierte Haus. Das scheint bei einigen Kollegen ein gutes Konzept zu sein.
BTH Heimtex: Eines darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen, ein Resümee des Raumausstattertages in Hamburg?
Cronemeyer: Ich bin mit der Tagung sehr zufrieden. Ich habe mir alle Referenten angehört und bin begeistert. Ich habe den Eindruck, dass viele tatsächlich etwas für ihren beruflichen Alltag mitnehmen können.
Berndt: Auffällig ist: Die, die hier sind, sind ohnehin schon auf dem richtigen Weg. Und die, die eigentlich hier sein müssten, meiden eine solche Veranstaltung - aus welchem Grund auch immer.
aus
BTH Heimtex 07/11
(Wirtschaft)