Interview mit Ulrike Bittorf, Leiterin des BEB-Autorenteams
"Der Kommentar 18365 Bodenbelagsarbeiten schafft Transparenz für alle"
Über lange Jahre fehlte in der Bodenbranche ein aktualisierter Kommentar zu den Bodenbelagsarbeiten nach DIN 18365. Aus diesem Grund entschloss sich der Arbeitskreis Bodenbeläge im Bundesverband Estrich und Belag (BEB) im Jahr 2006 erstmals, eine Kommentierung zu veröffentlichen. Dieser Kommentar wurde 2010 nach der Ausgabe der neuen DIN 18365 überarbeitet und ist Anfang 2011 in 2. Auflage im Verlag von FussbodenTechnik erschienen. Das Autorenteam besteht aus Unternehmen der Branche, Industrievertretern, Prüfinstituten und Sachverständigen. FussbodenTechnik sprach mit der Leiterin des Autorenteams über die neue Auflage.FussbodenTechnik: Was hat sich in der 2. Auflage des Kommentars geändert?
Ulrike Bittorf: Es hat sich eine Menge geändert. Natürlich ist die Basis immer noch die DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten, aber wir haben in der Kommentierung viele Änderungen eingefügt, weil Entwicklungen bei Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen eine Aktualisierung notwendig gemacht haben. Das ist wichtig für Verleger, Bauherrn und Planer. Zusätzliche Themen sind zum Beispiel die Farbabweichung von Bodenbelägen, oder auch der Hinweis des Verlegers bei der Absperrung von Feuchtigkeit. Neu ist auch eine Kommentierung der Verzüge nach der Verarbeitung. Wir haben Planerhinweise zur Entfernung alter Spachtelmassen und Klebstoffe ergänzt, um Geruchsbelästigungen und Haftungsprobleme weitgehend auszuschließen. Das sind wichtige Schwerpunktthemen, alle Änderungen kann man an dieser Stelle gar nicht nennen.
FT: Warum waren diese Aktualisierungen notwendig?
Bittorf: Die Änderungen waren notwendig, weil die letzte Norm Ende 2006 herausgekommen ist, 2007 erschien dann die erste Auflage des Kommentars. In der Zwischenzeit hat sich sehr viel geändert, weniger in der DIN selbst, aber im Umgang mit den unterschiedlichsten Produkten, Anforderungen und gesetzlichen Regelungen. In der Bodenbranche wurden Merkblätter (BSR-Merkblatt Farbabweichungen und BSR-Merkblatt Musterverzüge) zurückgezogen, so dass zwingend eine Kommentierung erfolgen musste.
FT: Wonach entscheiden Sie eigentlich, ob ein neues Thema aufgenommen wird? Wie funktioniert die Entscheidungsfindung?
Bittorf: Das ist relativ einfach: In dem Moment, wo es in der DIN18365 Änderungen gibt, muss man darauf eingehen. Zusätzlich habe wir auf der Rückseite des Kommentars eine E-Mail-Adresse angegeben (kommentar18365@beb-online.de), so dass jeder Vorschläge machen kann. Wir haben alle E-Mails gesammelt und mit dem Autorenteam diskutiert. Der Markt an sich unterliegt einer schnellen Veränderung durch neue Produkte und höhere Anforderungen. Daraus ergeben sich Fragen, die beantwortet werden müssen. Das Autorenteam, das aus dem Arbeitskreis Bodenbeläge des Bundesverbandes Estrich und Belag besteht, verfügt über langjährige Erfahrungen, die in das Gesamtwerk einfließen.
FT: Welche höheren Anforderungen an Bodenbeläge können das sein?
Bittorf: Zum Beispiel beim barrierefreien Bauen haben wir Veränderungen in Bezug auf Toleranzen, die auf gesetzliche Regulierungen zurückgehen. Das könnten aber genauso gut neue Vorschriften der Berufsgenossenschaft sein. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist das AgBB-Schema. Solche Inhalte werden ständig aktualisiert und das müssen auch wir bei der Kommentierung im Auge behalten.
FT: Warum ist es für die Bodenbranche wichtig, die Inhalte des Kommentars DIN 18365 zu kennen?
Bittorf: Der Kommentar 18365 ist so ausgerichtet, dass er eine Hilfestellung für Bodenleger, Planer, Bauherrn und natürlich Sachverständige bietet. Im Kommentar werden die allgemeinen anerkannten Regeln der Technik bedient und die sind für jeden entscheidend, der in der Branche arbeitet. Man kann an den allgemein anerkannten Regeln der Technik und des Fachs nicht vorbei arbeiten. Der Kommentar schafft Transparenz für alle.
FT: Wie wird der Kommentar angenommen?
Bittorf: Bereits die 1. Auflage des Kommentars 18365 hat eine weite Verbreitung am Markt erreicht und war schnell vergriffen. Viele haben bereits in der Bearbeitungsphase der 2. Auflage ein Bestellformular ausgefüllt. Die Vielzahl der eingegangenen
E-Mails an das Autorenteam haben den Bedarf nach einer aktualisierten Auflage deutlich gezeigt. Die Nachfrage war so groß, dass wir uns gezwungen gesehen haben, Anpassungen vorzunehmen und die 2. Auflage auf den Markt zu bringen.
FT: An wen können sich die Leser wenden, wenn sie Verbesserungs- oder Ergänzungsvorschläge haben?
Bittorf: Am sichersten ist es natürlich, die bereits genannte E-Mail-Adresse zu benutzen, weil wir die Anfragen sammeln und abarbeiten. Das funktioniert sehr gut. Wir werden natürlich hellhörig, wenn zu einem Thema mehrere Anfragen kommen. Dann wissen wir: Da brennts. Wir haben beispielsweise in der 2. Auflage Hinweise auf die europäische Bodenbelagsvornorm DIN CEN/TS14472 1-4 gegeben. Das ist eine Vornorm, die bestimmte Aspekte der Bodenbelagsarbeiten regelt. Wir haben an verschiedenen Stellen im Kommentar DIN 18365 bereits darauf verwiesen, sodass wir wirklich ganz aktuell sind.
FT: Wodurch zeichnet sich der Kommentar besonders aus? Was macht ihn einzigartig?
Bittorf: Die Autoren arbeiten in einem Team, das aus Fachleuten aus der gesamten Branche besteht. Wir haben diesen Kommentar gemeinsam in vielen Diskussionen erarbeitet. Es sind die Belange des Planers, Bauherrn, Verarbeiters und Sachverständigen berücksichtigt worden. Wir haben für die aktuelle Auflage die Zustimmung von vielen das Gewerk betreffenden und tangierenden Verbände und Gremien. Es ist sehr breit abgestimmt worden.
FT: Was motiviert das Autorenteam weiter zu machen?
Bittorf (lacht): Eigentlich der tägliche Wahnsinn. Wenn man so etwas anfängt, dann hört man auch nicht einfach wieder auf. In der Praxis werden wir täglich mit Problemen konfrontiert, bei denen noch Klärungsbedarf besteht. Darin besteht die Motivation. Der Kommentar wird auch zukünftig nie endgültig sein. Der Stand ist jetzt zwar ganz aktuell und sogar schon vorausschauend, aber es hört eben nicht auf. Wir müssen den Kommentar permanent anpassen. Ein Status, der stehen bleibt, wäre ein Rückschritt.
FT: Wird es eine dritte Auflage geben und für wann ist sie geplant?
Bittorf: Eine dritte Auflage wird es geben, einfach weil die Entwicklungen in der Bauindustrie allgemein, Veränderungen am Markt, neue Produkte bei Bodenbelägen und Verlegewerkstoffe das notwendig machen. Denken wir mal an Niedrig-Energie-Häuser - es gibt ständig neue Anforderungen, die aus der allgemeinen Bauindustrie kommen und zwangsläufig auf alle Gewerke durchschlagen - natürlich auch auf Bodenbeläge. Die Realität wird uns zwingen, Anpassungen vorzunehmen, so dass wir wieder auf den aktuellen Stand kommen.
Es gibt eine ganze Menge gesetzliche Regelungen, die immer wieder neu herauskommen. Das verfolgen wir im BEB-Arbeitskreis Bodenbeläge. Wenn gravierende Änderungen vorliegen, dann wird es auch die nächste Auflage geben. Die erste Auflage haben wir auf Basis der neuen Norm von 2006 Anfang 2007 herausgebracht. Die zweite Auflage kam Anfang 2011. Wir können davon ausgehen, dass wir in drei bis vier Jahren wieder so viele Änderungen haben werden, dass dann eine dritte Auflage erforderlich wird.
FT: Woran stellen Sie fest, dass Sie mit Ihrem Kommentar erfolgreich sind?
Bittorf: Ich würde es daran messen, dass die Branche damit arbeitet. Und dass nicht nur der Verarbeiter, sondern auch der Architekt danach greift. Wenn mich Architekten nach der neuen Auflage fragen, dann weiß ich, dass mit dem Kommentar DIN 18365 gearbeitet wird. Auch das Abstimmen mit den Verbänden bringt uns ein Feedback. Das ist für uns das erste Signal, dass der Kommentar gut ist. Wir stimmen uns verbandseitig über die gesamte Konstruktion ab - von der Flächenheizung (ganz unten) bis zur Reinigung und Pflege (ganz oben). Wenn man dort Zustimmung erhält, kann man den Kommentar DIN 18365 als erfolgreich bezeichnen.
aus
FussbodenTechnik 03/11
(Wirtschaft)