Interview mit Dielenhersteller Alexander Drüsedau
"Geräucherte Massivdielen bekommen wohl keine Zulassung"
ParkettMagazin: Worin bestehen Unterschiede in den Räucherverfahren der Hersteller?
Alexander Drüsedau: Nach unserer Erfahrung gibt es eine ganze Fülle an Unterschieden zwischen den Dienstleistern. Entscheidend sind die Qualität der Durchräucherung, die Intensivität der Farbe und das Ablüften der geräucherten Ware. Zudem muss man sich auf die Feuchtigkeit der Ware verlassen können. Hier dürfen keine zu großen Differenzen auftreten, da die Ware später nicht mehr leicht messbar ist. Bei einzelnen Räucherern hatten wir Schwierigkeiten mit enormer Rissbildung.
PM: Welche Räuchereiche-Produkte haben Sie zur DIBt-Zertifizierung angemeldet?
Drüsedau: Wir haben derzeit nur unsere Zweischichtdiele angemeldet. Hier rechnen wir kurzfristig mit einer Zulassung. Bei unbehandelten Massivprodukten ist das in der ganzen Branche recht aussichtslos.
PM: Wie gelingt es, den Ammoniak-Grenzwert einzuhalten?
Drüsedau: Natürlich muss die Ware sehr gut abgelüftet werden.
PM: Konnten Sie den DIBt-Emissionsgrenzwert für Ammoniak von 100 g /m unterschreiten?
Drüsedau: Wir haben mehrere Produkte prüfen lassen mit unterschiedlich starker Räucherung. Die Werte schwanken daher deutlich.
PM: Verändert die Reduzierung auf den Ammoniak-Grenzwert die Eigenschaften der geräucherten Eiche?
Drüsedau: Nein
PM: Welche Anforderungen gesundheitlicher Art werden an den Produktionsprozess und das Endprodukt von Räucher-eiche gestellt?
Drüsedau: Der Produktionsprozess ist völlig unproblematisch. Der Grenzwert von 100 g ist ja auch recht willkürlich. Ein Mensch atmet schon etwa 60 g aus! Die Arbeit in einem Kuh- oder Schweinestall dürfte nur noch mit Atemgerät erfolgen!
PM: Hat der Vertrieb von Räuchereiche aufgrund des Zertifizierungsprozesses gelitten?
Drüsedau: 90% der Kunden war das Thema DIBt bisher egal. Unsere Kunden in Moskau und der Schweiz, wo Räuchereiche besonders wichtig ist, interessiert die bauaufsichtliche Zulassung noch nicht. Wir haben sogar einen Auftrag von einem öffentlichen Bau mit Räuchereiche-Massivparkett. Hier geht der Denkmalschutz offensichtlich vor dem Gesundheitsschutz. Allerdings haben wir bei zwei weiteren Aufträgen ersetzen müssen.
PM: Welche Entwicklung nimmt die Räuchereiche in Ihrem Fußboden-Sortiment?
Drüsedau: Räuchereiche hat bei uns einen Anteil von 5-8% vom gesamten Dielenprogramm. Der Anteil wird voraussichtlich zurückgehen, da es hier ja berechtigterweise große Unsicherheiten gibt. Wir befürchten, dass die Massivdielen in geölter Oberfläche keine Zulassung bekommen werden. Damit bleibt uns hier nur noch der Export.
PM: Welchen Stellenwert messen Sie Räuchereiche zukünftig bei?
Drüsedau: Räuchereiche hat eine einzigartige Ausstrahlung, die man mit Färben von Holz nicht hinbekommt. Zudem sind die Renovierbarkeit und die Belastbarkeit, insbesondere bei geölten Böden, deutlich besser. Wir haben vor einigen Jahren eine Raumluftmessung auf einer Baustelle mit Geruchsbelästigung machen lassen. Dort wurde wider besseres Wissen eine sehr frische Ware verlegt, die noch deutlich gerochen hat. Von dem Prüfinstitut wurde dennoch bescheinigt, dass keinerlei Gesundheitsgefährdung vorliegt!
PM: Gilt Räuchereiche als Ersatz für Exotenhölzer?
Drüsedau: Ich glaube nicht an Ersatzhölzer. Der Kunde entscheidet in erster Linie nach der Optik. Mit der Räuchereiche am ehesten vergleichbar ist Wenge oder vielleicht noch Ipe. Ein Kunde, der Wenge toll findet, kann aber der Räuchereiche vielleicht gar nichts abgewinnen und entscheidet sich dann lieber für etwas völlig anderes.
aus
Parkett Magazin 04/11
(Wirtschaft)