Textilindustrie
Reaktion auf Fachkräftemangel
Münster - Die Textil- und Bekleidungsindustrie spürt erste Auswirkungen des Fachkräftemangels. In einer aktuellen Umfrage des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie unter seinen Mitgliedsunternehmen hat die Hälfte der Unternehmen angegeben, länger als früher nach qualifizierten Fachkräften suchen zu müssen. Der Verband vertritt 260 Unternehmen der Branche in Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg. Unsere Mitgliedsunternehmen beklagen insgesamt vor allem die Qualität der Bewerber", erklärte der Vizepräsident des Verbandes, Wolfgang Brinkmann (Herford). Die Branche benötige sowohl bei der Herstellung von Textilien als auch in der Mode gut qualifizierte Fachkräfte. Die Branche habe sich gewandelt, so Brinkmann. "Statt Masse zählt Klasse. Das schlägt auch auf unsere Anforderungen an Fachkräfte und den Nachwuchs durch", so der Verbands-Vize. Vor allem im Zukunftsmarkt der technischen Textilien seien Techniker und Ingenieure gefragt, die auf dem neuesten Stand der Technik seien. Brinkmann betonte, dass die Zukunftsaussichten gerade für Fachkräfte und Akademiker in der Branche außerordentlich gut seien. Nach Schulnoten beurteilt schätzten die Unternehmen die Zukunftsaussichten in der Textilindustrie für Facharbeiter mit 2,3, für Akademiker mit 2,4 ein. In der Bekleidungsindustrie liegen die entsprechenden Werte bei Facharbeitern sogar bei 1,8 und bei Akademikern ebenfalls bei 2,4.
Brinkmann wies als großes Plus der Branche auf deren Internationalität hin. "Wir haben schon Globalisierung gelebt, da kannten die meisten den Begriff noch gar nicht." Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsindustrie beschäftige mehr Mitarbeiter im Ausland als im Inland. "Viele unserer Mitgliedsunternehmen vergeben nicht nur Produktionsaufträge ins Ausland, sondern haben dort eigene Produktionsstätten", so Brinkmann. Grund hierfür seien immer weniger die niedrigeren Lohnkosten, sondern sei vielmehr die Nähe zu den Absatzmärkten. Die durchschnittliche Exportquote liege bei mehr als 40 Prozent. Einzelne Unternehmen kämen sogar auf einen Exportanteil von über 70 Prozent. "Bei uns verbinden sich die klassischen Vorteile eines bodenständigen mittelständischen Industrieunternehmens mit modernen Aspekten wie Internationalität, Innovation und Vielfalt", erklärte Brinkmann. Gerade junge Nachwuchskräfte könnten in der Textil- und Bekleidungsindustrie schnell Auslandserfahrung sammeln. "Wer flexibel und belastbar ist, hat bei uns beste Chancen", so Brinkmann. Viele Unternehmen hätten angekündigt, ihre Bemühungen um Fachkräfte zu verstärken. Angesichts der demografischen Entwicklung intensivierten viele aber auch die Fortbildung ihrer Mitarbeiter. "Viele Unternehmen haben die Krise zur Fortbildung ihrer Belegschaft genutzt. Das zahlt sich jetzt aus", sagte der Unternehmer.
aus
Haustex 06/11
(Wirtschaft)