Hagebau-Gesellschafterversammlung: Gruppenumsatz 2010 um 8 Prozent gesteigert

Devise: Marktbedeutung durch weitere Kommanditisten und Allianzen steigern

Viel schöner kann man Erfolg nicht inszenieren: Um mit ihren Gesellschaftern den turnusmäßigen Rück- und Ausblick zu halten, hatte die Hagebau das Grand Elysée in Hamburg, eines der besten Tagungshotels Deutschlands, gewählt - was in Anbetracht der positiven Bilanz durchaus angemessen war: Der konsolidierte Gruppenumsatz war 2010 um 8,1 % auf 4,4 Mrd. EUR gestiegen. "Vor allem der Fachhandel hat zu dieser hervorragenden Endwicklung beigetragen", unterstrich Heribert Gondert, Sprecher der Hagebau-Geschäftsführung. Allerdings: Ohne zusätzliche Kommanditisten wäre das Zahlenwerk kaum so erfreulich ausgefallen.

Dass die Hagebau nicht nur für 2010 beeindruckende Wachstumswerte vorlegen konnte, sondern auch in den ersten fünf Monaten 2011 einen starken Aufwärtstrend erlebte, komplettiert den hervorragenden Gesamteindruck, den das Unternehmen auf der Gesellschafterversammlung in Hamburg hinterließ. Der Gruppenumsatz der Kooperation aus europäischen Baustoff-, Holz- und Fliesenfachhändlern sowie Baumarktbetreibern lag per Ende Mai bei 2,17 Mrd. EUR und damit um 24,3% über dem Vorjahreszeitraum. Der zentralfakturierte Umsatz der Hagebau Deutschland stieg sogar um 24,9% auf 2,06 Mrd. EUR.

Holzhandel auch 2011 mit sehr guter Entwicklung

Wie für die meisten baunahen Branchen gilt auch hier: Der starke prozentuale Zuwachs wird durch die witterungsbedingte, schwächere Vorjahresbasis begünstigt. In den ersten fünf Monaten 2011 war das Wetter dagegen ideal für die Bauwirtschaft. Weiteren Aufwind erhielt die Verbundgruppe durch die gute Konjunktur. Im Fachhandel stieg der zentralfakturierte Umsatz um beachtliche 32%. 252Mio.EUR Umsatz entfielen auf reine Holzsortimente, was einem Zuwachs von 26,2% entspricht. Die von Soltau aus betreuten Holzhändler kauften insgesamt Waren im Wert von 293,7Mio.EUR über die Zentrale ein.

Der Baustoffhandel weist für die ersten fünf Monate diesen Jahres ein Plus von 34,5% aus, während die Fliesensparte das Vorjahresniveau um 18,8% übertraf. Im Hagebau-Einzelhandel (291 Hagebaumärkte, 24 Werkmärkte, 32 sonstige Baumärkte und 49 österreichische Märkte) übertraf der zentralfakturierte Umsatz den Vorjahreswert um 16,8%.

Offensichtlich scheint das Unternehmen seinen 2010 eingeschlagenen Erfolgskurs fortzusetzen, als der konsolidierte Umsatz der Hagebau-Gruppe (inklusive Österreich) auf 4,4 Mrd. Euro (+8,1%) gestiegen war und damit einen Rekordwert in der 46-jährigen Geschichte der Verbundgruppe erreichte. Den zentralfakturierten Umsatz steigerte die Hagebau Deutschland sogar um 8,5% auf 4,2 Mrd. EUR. "Die HagebauKG hat sich 2010 in allen Bereichen über dem Marktdurchschnitt entwickelt", unterstrich Heribert Gondert, Sprecher der Geschäftsführung. Als wichtige Säulen erwiesen sich vor allem der Baustoffhandel mit 1,9 Mrd. EUR (+12%) und der Holzhandel mit 526Mio.EUR (+17,9%).

Bonusausschüttung um 20,8Mio.EUR erhöht

Gondert verhehlte nicht, dass dieser Umsatzzuwachs in einem sehr hohen Maß auf neue Mitglieder zurückzuführen ist, wovon die Alt-Gesellschafter erheblich profitieren hätten, da das Ergebnis im Verhältnis zum Umsatz überproportional angestiegen sei. Nicht nur, dass sich dadurch Sonderprojekte umsetzen und normale Kostensteigerungen auffangen ließen. Ohne diesen Umsatzzuwachs wäre eine Bonusreduzierung unvermeidbar gewesen, hieß es. So aber habe man die Bonusausschüttung um 20,8Mio.auf 242,3 EUR (+9,4%) erhöhen können. Die Aufnahme weiterer Gesellschafter ermögliche es zudem, das Dienstleistungs-angebot der Zentrale auszulasten und weiterzuentwickeln.

Die Zahl der Gesellschafter hat sich 2010 auf 296 (+ 2) mit 1.373 Betriebsstätten (+ 80) erhöht. Diese Entwicklung setzte sich auch in den ersten fünf Monaten 2011 fort. Aktuell gehören der Gruppe 299 Kommanditisten mit 1.407 Betriebsstätten an, davon 1.150 in Deutschland, 152 in Österreich, 90 in der Schweiz und 15 in Luxemburg. Und die Expansion hält an, wie der Beitritt der 36 österreichischen Gesellschafter zur Hagebau Soltau zum
1. Januar 2012 signalisiert.

Die Akquise neuer Kommanditisten ist aber nur eine von mehreren Maßnahmen, um die Marktmacht der Hagebau auszubauen und abzusichern. "Wir müssen eine Zusammenarbeit mit anderen Kooperationen in Betracht ziehen", ist Gondert überzeugt. "Und wenn wir Vor- und Nachteile einer solchen Zusammenarbeit gründlich bewertet haben, dann gilt es zu handeln."

Meilensteine für den Vertriebsbereich Holz

Die traditionelle Gliederung in Baustoff-, Holz- und Fliesenhandel wurde bei der Hagebau bekanntlich aufgehoben und durch die Bereiche "Vertrieb", "Strategischer Einkauf" und "Operatives Geschäft" ersetzt. Die Umstrukturierung von einer spartenausgerichteten zu einer funktionsgesteuerten Organisation oblag Hartmut Goldboom, der in seinem Bericht unter anderem die einzelnen Produktsegmente beleuchtete.

Der Geschäftsführer hob die Synergieeffekte durch die Umorganisation in der Hagebau-Zentrale entsprechend der "Strategie 2014" hervor. Positiv entwickelt habe sich insbesondere der neu gebildete Fachhandelsbereich "Operatives Geschäft", der den Gesellschaftern unterjährig zusätzliche Boni bringe. Im "Strategischen Einkauf" seien für das Segment Baustoffe/Fliese bereits vielversprechende Schritte in Richtung Europabonus getan worden.

Zu den Meilensteinen im "Vertriebsbereich Holz" gehöre die FSC- und PFSC-Zertifizierung. 2012 soll der Gruppenprozess abgeschlossen sein. Die Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind nach Ansicht des Geschäftsführers gerade bei einem Baustoff wie Holz in der Kundenansprache essentiell. Die Wiedereinführung des Holzhandelstages in Kassel mit der Beteiligung von 94 Holzgesellschaftern bezeichnete Goldboom als "emotionalen Höhepunkt" des vergangenen Jahres. "Wir sind davon überzeugt, dass gerade solche Veranstaltungen dazu beitragen, die Kommunikation zwischen der Hagebau-Zentrale und den Gesellschaftern auszubauen und weiter zu fördern", sagte Goldboom.

Noch in diesem Jahr 15 neue DIY-Märkte der Zeus

Wesentlich turbulenter als im Fachhandel scheint es an der Baumarkt-Front zuzugehen, wo die DIY-Märkte der Zeus mit den drei Vertriebssystemen Hagebaumarkt, Werkmarkt und Floraland auf Erfolgskurs sind. Trotz der Kündigung der Gesellschafter E/D/E, Wuppertal, und EK/Servicegroup, Bielefeld, läuft das Tagesgeschäft der Zeus offensichtlich reibungslos: Zum fünften Mal in Folge ist dieses Jahr der Umsatz der Zeus im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Kumuliert per Mai 2011 verzeichnet die Soltauer Systemzentrale einen Umsatzzuwachs von über 8%, was besser sei als der Branchendurchschnitt.

Weitere Standorte sollen die Voraussetzung schaffen, um in den kommenden Jahren mindestens Umsatzkonstanz zu gewährleisten. Bis Ende 2011 ist geplant, 15 neue Systemgeschäfte, davon sechs Hagebaumärkte, drei Werkmärkte und sechs Floraland Garten-Fachmarkt-Center zu eröffnen. "Wir erwarten 2011 aufgrund der überragenden ersten fünf Monate einen Gesamtjahresumsatz von 1,44 Mrd. EUR, das bedeutet eine Steigerung von über 4%", so Geschäftsführer MichaelBaumgardt. Mit einem Marktanteil von 10.8% sieht sich die Zeus im deutschen Branchenranking auf dem 4. Platz hinter Obi, Praktiker/Max Bahr und Bauhaus.

"Die Kündigung des Zeus-Kooperationsvertrages durch die beiden Gründungsunternehmen hat die Arbeit des Hagebau-Aufsichtsrates erheblich in Anspruch genommen", berichtete Vorsitzender Hartmut Richter. "Für uns bleibt die Frage, ob wirklich alle E/D/E- und EK-Mitglieder künftig auf die Dienste der Zeus verzichten und sich mit dem sehr begrenzten Serviceangebot zufrieden geben wie es vor dem Hagebau-Beitritt zur Verfügung stand", so Richter. Den von der Zeus betreuten Händlern, ganz gleich in welchen Verband sie heute organisiert sind, habe man inzwischen eine adäquate Perspektive für die Zeit nach dem 31. 12. 2012 aufgezeigt. Speziell für diese Zielgruppe seien die Aufnahmekriterien der Hagebau angepasst worden unter anderem durch ein Herabsetzen der Umsatzgrenze. Die Neuzugänge ermöglichten auch die Fortführung des zurzeit in Deutschland einzigartigen Kleinflächen-Konzepts.

Erfolgreiches Joint Venture im Multichannel-Geschäft

Im Wettbewerb mit den übrigen Baumarktbetreibern hat sich bekanntlich der Internethandel zu einem beherrschenden Thema entwickelt. Mit Baumarkt direkt, einem Joint Venture mit der Otto Gruppe, ist der Hagebau der Einstieg in diesen Bereich gelungen. "Gleichzeitig wurden wir so in die Lage versetzt, im Multichannel-Geschäft, das heißt in der Vernetzung der Vertriebskanäle Baumarkt, Internet und Katalog, die Marktführerschaft in Deutschland zu besetzen", erläuterte Michael Baumgardt, Geschäftsführer Einzelhandel.

Auch wenn die Konkurrenz jetzt nachziehe, betrage der Vorsprung für das zukunftsträchtige Geschäftsmodell zwei bis drei Jahre. In der Bilanz 2010/2011 wird ein Umsatz von 179Mio.EUR (+18%) ausgewiesen. "Und das Tollste ist, dass Baumarkt direkt auch wirtschaftlich hoch erfolgreich ist und mittlerweile hervorragende Ergebnisse abliefert", so Baumgardt. Die Freude über diese Entwicklung wird jedoch getrübt, wie der Geschäftsführer ohne Umschweife einräumte. "Weil das Ganze mit einem deutlich überproportionalen Anteil vom Partner Otto erwirtschaftet wurde ..." Das kulante Entgegenkommen der Otto-Gruppe solle jedoch nicht übermäßig strapaziert werden. Die Hagebau habe deshalb ein Konzept erarbeitet, um ihren Partnerumsatz bis 2013/2014 um 68% zu erhöhen. Wachstumseffekte verspricht man sich durch einen erheblichen Anstieg des Bestellumsatzes der Hagebaumärkte. Viel Potenzial biete zudem das Internetgeschäft.

Dr. Michael Otto: "Dem Multichannel-Handel gehört die Zukunft."

Dass die Veranstalter Dr. Michael Otto gebeten hatten, den traditionellen Gruß aus der Region zu überbringen, war weniger dem gemeinsamen Joint Venture geschuldet als vielmehr der Tatsache, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group wie kaum eine andere Unternehmerpersönlichkeit die klassischen Tugenden des hanseatischen Kaufmanns verkörpert: Geradlinigkeit, Solidität, Weltoffenheit. Von 1981 bis 2007 leitete Otto das Unternehmen als Vorstandsvorsitzender und entwickelte es zu einer der weltweit führenden Versandhandelsgruppen. Im Geschäftsjahr 2010/11 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 11,4 Mrd. EUR. Die Otto Group sieht sich weltweit als größter Online-Händler für "Fashion & Lifestyle". In Deutschland ist sie im Internethandel die unangefochtene Nr. 1 und weltweit die Nr. 2 hinter Amazon.

Otto skizzierte in seinem Vortrag die Strategie des Konzerns für eine nachhaltige Unternehmensführung - Prinzipien, die in der Firmen-Gruppe seit 25 Jahren Bestand haben, denn schon Mitte der 80-er Jahre seien die Weichen für das gesamte Textilangebot auf "umweltfreundlich" gestellt worden. Seine Prognose für das Joint Venture mit der Hagebau fält positiv aus: "Im Multichannel-Geschäft mit DIY-Produkten haben wir einen bedeutenden Innovationsvorsprung. Die Konkurrenz fängt damit jetzt erst an." Doch auch hier gelte es, "nicht den schnellen Profit, sondern den langfristigen Unternehmenserfolg im Blick zu haben."

Satzungsänderung einstimmig beschlossen

Satzungsänderungen werden in der Regel durchgewinkt - nicht in diesem Fall. Ein Beschlussvorschlag des Hagebau-Aufsichtsrates, dass sich die Stimm- und Gewinnberechtigung nicht mehr an der Zahl der gehaltenen Kommanditanteile, sondern an der Höhe der Kommanditeinlage zu orientieren habe, war vor einem Jahr auf der Strecke geblieben. Im Vorfeld der jüngsten Tagung hatte man offensichtlich ganze Arbeit - genauer gesagt Überzeugungsarbeit - geleistet, so dass der unveränderte Beschlussvorschlag auf einhellige Zustimmung stieß. Der Einfluss des Gesellschafters auf die HagebauKG ist allerdings gedeckelt und darf 5% aller Stimmen nicht übersteigen. Ein Scheitern, so wurde befürchtet, hätte zahlreiche Kommanditisten veranlasst, ihre nicht wirksamen Einlagen zu entnehmen mit der Konsequenz, dass die Eigenkapitalquote deutlich zurückgehen und sich das Rating verschlechtern würde.

Fazit

Ihre Gesellschafter sind der Hagebau lieb und teuer: Was die Verbundgruppe auf ihrer turnusmäßigen Jahrestagung in Hamburg aufbot, ist schwer zu toppen, angefangen beim perfekten Tagungsverlauf in einem Grand Hotel über das Rahmenprogramm mit Golfturnier und einer außergewöhnlichen Hot-Spot-Tour bis hin zum Galaabend in der mit fünf Sternen dekorierten Nobelherberge - natürlich mit Mike Krüger, dem Sympathieträger der Hagebaumärkte. Der kleine Regiefehler am ersten Tag in der historischen Fisch-auktionshalle (mehr Gäste als erwartet) fällt da kaum ins Gewicht. Und nicht zu vergessen, dass der Gesellschafterversammlung auch noch ein erfreuliches Zahlenwerk und attraktive Bonusausschüttungen offeriert werden konnten. Bei der Hagebau scheinen sich die Mitglieder rundum wohl zu fühlen...


Kurz notiert


-Die Mobau Partner AG bringt ab 2012 weitere zehn Schweizer Standorte in die Hagebau ein.

-Das Drittkundengeschäft wird für die Hagebau immer wichtiger: Über 90% der Gesellschafter sind inzwischen über die Soltauer Verbundgruppe versichert.

-92% aller Gesellschafter nutzten das Schulungsangebot der Hagebau. In der vergangenen Saison sorgten 11.000 Teilnehmer für einen Rekordwert.
aus Parkett Magazin 05/11 (Wirtschaft)