10 Jahre INNtex

Strategischer Geburtshelfer für sächsische Textilbranche


Chemnitz - INNtex e. V. wurde vor zehn Jahren als vermittelnde und strategische Instanz für das sächsische InnoRegio-Projekt 'Innovation Netzwerk Textil" gegründet. Ziel der Arbeit des gemeinnützig wirkenden Vereins war und ist, durch die Organisation neuer Formen der Zusammenarbeit das Potenzial der Textilregion Sachsen auszuschöpfen und ein wettbewerbsfähiges Profil zu schaffen. Sachsens Textilbranche brachte dafür Ende der 1990er Jahre beste Voraussetzungen mit: Erfahrene Leute und erstklassiges Know-how.

So existierten wissenschaftliche Einrichtungen wie das Sächsische Textilforschungsinstitut in Chemnitz sowie Institute für Textiltechnik und Textilchemie an der TU Dresden. Dazu gab es in Sachsen zu dieser Zeit über 200 Textilbetriebe. Prof. Franz Rudolph, erster Geschäftsführer von INNtex e. V. und heute dessen Vorstandsvorsitzender sowie Textilbeauftragter des Freistaates Sachsen im Rückblick: 'Jetzt war allerdings auch die Zeit reif für den Aufbau von Netzwerken. Vorher, bis Mitte der 90er Jahre, war der Wille zur Kooperation kaum vorhanden. Die ostdeutschen Geschäftsführer dachten, wir wollen die Kombinate wieder aufbauen; zudem besaßen die westdeutschen bzw. ausländischen Investoren noch keine Bindung zu der für sie neuen Region."

Die Ziele von INNtex waren von Anfang an hoch gesteckt. Innerhalb von nur sechs Jahren wollte sich die sächsische Textilbranche zu einem international wettbewerbsfähigen Verbund entwickeln. Neben Chemnitz standen dabei sechs weitere Standorte im Mittelpunkt: Mittweida, Crimmitschau, Reichenbach, Eibenstock, Annaberg und Freiberg. Seinerzeit gehörten zu dem InnoRegio rund 150 Unternehmen, Forschungsinstitute, Universitäten und Hochschulen, Handelsunternehmen, Dienstleistungs- und Weiterbildungsfirmen, Arbeitsförderungsgesellschaften, Verbände, Banken, Behörden und Wirtschaftsförderungseinrichtungen. Zu den damals strategisch definierten Schwerpunkten - die bis heute gelten - zählten technische und intelligente Textilien sowie die Optimierung der textilen Verarbeitungskette.

Die Bilanz der Umsetzung der Ziele kann sich sehen lassen. INNtex hat über das zurückliegende Jahrzehnt offiziell als 'Innovationsmotor" über 100 Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit mehr als 350 beteiligten Unternehmen und Instituten koordiniert und betreut sowie Innovationsnetzwerke organisiert, z.B. die regionalen Wachstumskerne 'Highstick" und 'MaliTec" oder acht Unternehmensnetzwerke NEMO. Zur Bilanz zählen genauso 23 Projekte zu Marketing- und Vertriebskooperationen mit 89 beteiligten Unternehmen, Firmengründungen neun produzierender Unternehmen, zweier Technologie-Agenturen und von 18 Dienstleistungsbetrieben. Für sächsische Unternehmen der Textilbranche hat INNtex seit seiner Gründung 42 Mill. Euro an Bundesfördermitteln eingeworben.

Aktuell stellt sich INNtex u. a. der Aufgabe, die Betriebe der sächsischen Textilindustrie bei der Qualifizierung von Fachkräften und Auszubildenden zu unterstützen. Nach wie vor sieht sich der Verein als strategischer Geburtshelfer für die Branche. Wo in den nächsten Jahren auch verstärkt Akzente gesetzt werden, beschreibt INNtex-Geschäftsführer Torsten Bäz: 'In Zukunft werden Smart Textiles eine große Rolle spielen, also intelligente Kleidung und Heimtextilien; zum Beispiel Gardinen, die Rauch absorbieren oder die Farbe verändern, um weniger UV-Licht durchzulassen. Es gibt immer mehr Funktionstextilien auch für den privaten Verbraucher. Den Unternehmen ist zu vermitteln: Der Kunde will in Zukunft mehr als nur eine Gardine."
aus Haustex 09/11 (Wirtschaft)