Interview des Monats: Brinkhaus, Warendorf

"Die Marke Brinkhaus steht für bezahlbaren Luxus


Das Warendorfer Bettwaren-Unternehmen Brinkhaus gehört zu den ältesten deutschen Textilunternehmen. Vor ein paar Monaten sah es allerdings so aus, als wenn es durch eine Insolvenz ein plötzliches Ende mit ihm nehmen würde. Doch nach einer vergleichsweise kurzen Hängepartie übernahm die EuroComfort-Gruppe dessen Geschäft. Was reizt die Bocholter an Brinkhaus und welche Pläne hat man für das neue Tochter-Unternehmen? Was wurde schon erreicht? Darüber sprach Haustex mit EuroComfort-Geschäftsführer Thomas Bußkamp, Udo May und Stephen Parsons, den Verkaufsleitern Inland beziehungsweise Ausland sowie mit Marketingleiter Wolfgang Heinze.

Haustex: Inzwischen sind schon deutlich mehr als 100 Tage seit der Übernahme von Brinkhaus durch die EuroComfort-Gruppe ins Land gegangen. Vielleicht aber doch erst einmal die Frage, warum Sie sich für die Firma Brinkhaus interessiert haben?

Thomas Bußkamp: Wir sahen als EuroComfort-Gruppe die einmalige Chance, ein vollumfänglicher Anbieter im Bereich Bettwaren zu werden. Im Segment Bettwaren konnten wir bisher bereits sehr viel anbieten, allerdings noch keine Daunenprodukte. Mit Brinkhaus haben wir nicht nur unsere Kompetenz erweitert, sondern auch eine traditionsreiche Marke mit einem guten Namen im Markt bekommen. Außerdem war Brinkhaus immer gut in den angrenzenden europäischen Auslandsmärkten vertreten, das ist ein weiterer Punkt, der die Entscheidung zur Übernahme von Brinkhaus leicht gemacht hat.

Haustex: Was bedeutet für Sie vollumfänglicher Anbieter?

Bußkamp: Ich beziehe das auf das gesamte Produkt- und Markenportfolio der EuroComfort-Gruppe, innerhalb der wir alle Produkte auf allen Ebenen anbieten wollen. Es ist unser Ziel, die Erfolge, die wir in den letzten Jahren mit der Irisette-Lizenz hatten, möglichst in noch kürzerer Zeit mit der Marke Brinkhaus zu erreichen. Einen Großteil unserer Kraft setzen wir deshalb im Moment für die Marke Brinkhaus ein, um sie möglichst schnell wieder in alter Stärke zu etablieren. Ich habe schon mit einigen Kunden gute Gespräche geführt und die Marke hat noch immer einen guten Bekanntheitsgrad und Ruf. Schließlich ist Brinkhaus eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Bettwaren-Marke in Deutschland.

Haustex: Was haben Sie somit übernommen? Gehört die Brinkhaus-Immobilie in Warendorf auf dem sehr schön gelegenen Grundstück dazu?

Bußkamp: Die Immobilien standen für uns nie zur Disposition. Wir haben aus der alten Holding alle Rechte übernommen, alle Marken, den Kundenstamm, das Warenlager sowie natürlich das Personal in Warendorf und Kostrzyn. Die Geschäftsräume in Warendorf sind momentan gemietet, die Brinkhaus-Produktionsstätte in Polen auch. Die Maschinen in Kostrzyn gehören allerdings uns. Es handelt sich um eine voll etablierte Produktion, mit Wäscherei, Sortierung, Füllanlagen, neben Daune auch für Synthetik, Näherei und Labor, also alles was man so braucht, um vollstufig zu produzieren. So etwas in Deutschland betreiben zu wollen, wäre sehr kostenträchtig.

Haustex: EuroComfort hat eine Produktion in Polen, Brinkhaus auch. Sollen beide bestehen bleiben?

Bußkamp: Wir haben insgesamt sogar drei polnische Produktionsstätten, und alle drei bleiben bestehen und sollen natürlich weiter wachsen. Die vorhandenen Produktionen sind schon voll ausgelastet. Wir brauchen neue Kapazitäten und auch zusätzliches Personal.

Stephen Parsons: Ich war kurz nach der Übernahme in Kostrzyn, damals herrschte dort unter den Mitarbeitern verständlicherweise große Skepsis uns gegenüber. Aber schon sechs Wochen später war dort der neu eingekehrte Optimismus sofort spürbar, denn die Leute dort haben in der kurzen Zeit schon erlebt, dass wir für neue Kunden und auch für neue Aufträge sorgen.

Haustex: Worin sehen Sie die Probleme, die Brinkhaus letztlich in die Insolvenz geführt haben, und was wollen Sie anders, besser machen, damit das Unternehmen eine Zukunft hat?

Bußkamp: Global gesprochen, hat ein familien-geführtes Unternehmen mit einer sehr starken Zersplitterung der Anteile tendenziell Probleme mit einer klaren strategischen Ausrichtung. Die vor zehn, fünfzehn Jahren begonnenen Veränderungen des Marktes, der Eintritt neuer Marktteilnehmer auf der Discounthandelsseite sind aber nicht spurlos an dem Unternehmen vorbei gegangen. Marktanteile haben sich verschoben, der Fachhandel hat sich stark konsolidiert, im Versandhandel ist mit Quelle ein wichtiger Anbieter ausgeschieden, was zu einem gewissen Preisdruck geführt hat. Der ein oder andere Hersteller hat sich damit besser auseinandergesetzt und, wie wir, die Produktion in einem gleitenden Übergang ins Ausland verlagert; nicht nur um das vorhandene Geschäft zu sichern, sondern um es auch auszubauen.

In einem Markt wie Deutschland, der nicht wächst, sogar schrumpft, können nicht alle gewinnen. Die Lösung sollte dann eine neue Produktion in Polen sein, die man aus einer damals sicherlich noch starken Position heraus in Kostrzyn baute. Es entstand ein toller Betrieb, der in seiner Größenordnung wahrscheinlich den Kapazitätserfordernissen der damaligen Zeit entsprach, aus heutiger Sicht allerdings massiv überdimensioniert war. Man hat außerdem nicht beachtet, dass man die Verlagerung der Produktion nicht von heute auf morgen vollziehen kann. Das ist ein längerer Prozess, der sich allmählich entwickeln muss. Dann bilden die beiden Standorte auch eine Familie. Bei Brinkhaus war dem aber leider nicht so. Dadurch hat es viele Reibungsverluste gegeben, unter denen das Unternehmen zu leiden hatte. Man verlor Aufträge, andere Aufträge wurden nicht so geliefert, wie man sich das vorstellte. Dadurch gerät man in eine nach unten drehende Spirale, aus der man so leicht nicht mehr herauskommt. Hinzu kamen dann noch Probleme mit den Banken. Daher haben wir jetzt die Chance gesehen, ein Unternehmen zu übernehmen, mit der Idee, es nicht einfach auszuschlachten und die Filetstücke zu verwerten, sondern das Geschäft mit den Leuten und der Marke fortzuführen. Das haben wir jetzt gemacht und nach über vier Monaten kann ich sagen, es war eine gute Entscheidung.

Haustex: Was wird aus dem Standort Warendorf und den dortigen Mitarbeitern?

Bußkamp: Es gab Befürchtungen, dass wir hier in Warendorf den Schlüssel umdrehen und alles in das 100 km entfernte Bocholt verlagern, wo EuroComfort seinen Sitz hat und wo wir gerade neu gebaut haben. Aber wir bekennen uns bewusst zu Warendorf. Es gab zugegeben anfangs solche Überlegungen, aber Brinkhaus lebt von den Menschen und der Tradition, die hier entstanden ist, deshalb bleiben wir auch erst einmal hier. Ganz abgesehen davon, dass unsere zusätzlichen 1.000 qm in Bocholt, die wir kürzlich erst eingeweiht haben, schon wieder voll belegt sind. Das Gebäude, in dem wir uns hier befinden, mit seiner historischen, unter Denkmalschutz stehenden Fassade aus der Gründerzeit soll auch ein Stück weit für die Tradition und Zuverlässigkeit der Marke stehen. Das möchten wir paaren mit der Power, die wir in der EuroComfort-Gruppe besitzen, wenn es um Innovationen, neue Produkte und den richtigen Marktauftritt geht. Ich habe ein gutes Gefühl angesichts einer Mannschaft, die die richtige Mischung aus Erfahrung und Marktkenntnis mitbringt, sowie junger Leute, die etwas bewegen wollen. Wir haben sogar schon jemanden zusätzlich für den Vertrieb eingestellt. Und die Zahlen sind momentan sehr positiv, wir liegen seit Mai aufgelaufen bei einem Plus von gut 30 Prozent.

Haustex: Ein einfaches "weiter so' kann es ja kaum gegeben haben. Was macht Brinkhaus also in der EuroComfort-Gruppe anders?

Bußkamp: Eigentlich können wir gar nicht verstehen, dass diese Firma kein Geld verdiente. Brinkhaus ist eines der wenigen Unternehmen in der Branche, das mit seinem guten Standort in Polen und den geringen Produktionskosten solide aufgestellt ist - auch wenn es hier und da noch ein paar Abstimmungsprobleme gibt, die es abzustellen gilt. Und auch die Struktur in Deutschland harmoniert. Wenn der Umsatz zum Kostenblock passt, dann kann man hier nur Geld verdienen. Und das machen wir im Prinzip jetzt schon, allein durch die Fortführung des alten Geschäftes. Natürlich wollen wir auch ein neues Geschäft aufbauen, das sehen wir allerdings nicht als kurzfristiges Ziel. Deshalb erwarten wir für dieses Jahr auch noch keinen großen Nachfrage-Boom. Es gibt aber schon neue Kontakte von Brinkhaus zu Kunden, die bereits mit Firmen der EuroComfort-Gruppe zusammenarbeiten, auch im Ausland.

Haustex: Gutes Stichwort. Für Brinkhaus ist der Export sehr wichtig. Wie hat er sich bei Brinkhaus seit dem Crash der Weltwirtschaft entwickelt?

Parsons: Der Export brachte im letzten Jahr rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes. Wir sind sehr gut aufgestellt in den Ländern Frankreich, Benelux und China, das zunehmend eine Oberklasse mit sehr viel Geld hat, die sehr viel Wert auf Qualität legt. Zurzeit machen uns auch Großbritannien und Amerika sehr viel Spaß.

Bußkamp: Brinkhaus hat in den letzten fünf Jahren mehr als 50 Prozent seines Umsatzes verloren. Der Export ist dabei, soweit ich das überschauen kann, noch relativ gut gelaufen. Der Grund liegt im Rückgang des Key-Account-Geschäftes.

Udo May: Wir hatten uns aufgrund einer Geschäftsführungs-Entscheidung 2006 komplett aus dem C+C-Geschäft verabschiedet. In diesem Bereich haben wir immerhin 15 Mill. Euro gemacht. Dadurch hat sich unser Umsatz nahezu halbiert. Unsere Stärken waren schon seit 2000 ganz eindeutig im Export zu sehen. Der Inlandsmarkt ist zwar nicht vernachlässigt worden, aber es gibt im Ausland einfach mehr Potenzial. Bis 2005 standen wir mit unserer Bettfedernfabrik in der Umsatzstatistik des VDFI im Vergleich mit den anderen Mitgliedern an erster Stelle. Diesen Platz haben wir dann 2006 freiwillig geräumt, wie wir auch unsere Mitgliedschaft im Verband gekündigt hatten. Jetzt sind wir wieder Mitglied im Verband und müssen mal sehen, wie wir in der aktuellen Statistik wieder aufsteigen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zumindest wieder in das obere Drittel gelangen.

Haustex: Wie weit ist die Neustrukturierung von Brinkhaus inzwischen gediehen?

Bußkamp: Von Neustrukturierung kann man eigentlich nicht reden, wenn wir von der Geschäftsleitungsebene einmal absehen. Brinkhaus war zum Zeitpunkt der Übernahme knapp an Materialien und entsprechend der Situation auch an Aufträgen. Wir haben daher erst einmal die Lager vernünftig aufgefüllt, um Produktions- und Lieferengpässen zu entgehen. Insgesamt muss Brinkhaus jetzt nicht mehr mit den doch eingeschränkten Möglichkeiten eines mittelständischen Unternehmens am Markt agieren, vielmehr kann das Unternehmen aus dem Stand heraus auf neue Einkaufsmöglichkeiten innerhalb der Gruppe zurückgreifen, so dass wir hier ganz andere Brutto-Margen generieren können. Das hilft natürlich auch, um wirtschaftlich insgesamt positiver dazustehen. Generell kann man sagen, dass Brinkhaus jetzt voll in die EuroComfort-Gruppe integriert ist. Einerseits kann Brinkhaus auf Produktionskapazitäten der anderen Gruppen-Mitglieder zugreifen, wie Brinkhaus andererseits auch für die Schwesterunternehmen der Gruppe als Produktionsstandort fungieren kann und wird, insbesondere im Daunen-Bereich.

Haustex: Was passiert am Standort Warendorf?

May: Hier befinden sich Verwaltung, Einkauf, Verkauf, Finanzbuchhaltung, Qualitätssicherung, Marketing, also alles, was zentral in Warendorf sinnvoll ist. Hier wird auch der Showroom neu gestaltet werden.

Bußkamp: Hier wird sicherlich wieder mehr Leben einkehren. Derzeit beschäftigen wir hier knapp 30 Mitarbeiter. Wir haben dem Insolvenzverwalter, der die Hand über die Immobilien hält, mitgeteilt, dass es unser großes Bestreben ist, in dem historischen Brinkhaus-Verwaltungsgebäude zu bleiben, was auch immer mit den übrigen Gebäuden passieren mag.

Haustex: Das klingt alles fast zu schön um wahr zu sein, zu einfach.

Bußkamp: Natürlich hatten wir zu Anfang auch einiges zu verdauen, da ein Teil des alten Personals zu einem Wettbewerber gewechselt ist. Das hat bei uns schon ein wenig für Unruhe gesorgt. Inzwischen sind wir personell gut aufgestellt. Das Teamwork in der Gruppe klappt sehr gut. Die verbliebenen Brinkhaus-Mitarbeiter leisten gute Arbeit und sind sehr motiviert. Brinkhaus wurde durch die Zugehörigkeit zur EuroComfort Gruppe außerdem in die Lage versetzt, zuverlässig die bekannt gute Qualität zu einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis anbieten zu können.

May: Unsere Kunden auf dem deutschen Markt haben es als sehr positiv empfunden, dass Brinkhaus weiter geführt wird, mit EuroComfort als Partner, weil die Gruppe in der Branche schon bekannt ist. Man weiß, dass bei uns die nötige finanzielle Power dahinter steckt, um das Unternehmen weiter auszubauen. Wir haben in der Übergangsphase etwas Glück gehabt, dass wir unsere Lieferfähigkeit durch bescheidene Lagerbestände aufrechterhalten konnten. Und danach sprang dann Bocholt schnell ein.

Haustex: Wie ist Brinkhaus jetzt im Außendienst aufgestellt?

May: Wir haben uns im Inland von zwei Außendienst-Mitarbeitern getrennt und werden uns bis Ende Oktober neu strukturieren. Im Ausland haben wir einen Mitarbeiter verloren.

Parsons: Aber der wurde äußerst adäquat ersetzt. Es handelt sich um das Gebiet Benelux, ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Exportumsatzes, und unser hervorragender Vertreter für Belgien und Luxemburg vertritt jetzt auch den niederländischen Markt. Er ist für uns als Nachbarland ein sehr wichtiger Markt. Uns ist es deshalb auch besonders wichtig mit Kunden aus dem niederländischen Sprachraum holländisch zu sprechen, obwohl diese Kunden sehr oft auch perfekt deutsch sprechen.

Haustex: Was wurde bis heute unternommen, um Brinkhaus wieder nach vorne zu bringen, abgesehen von der vordringlichen Krisenintervention?

Bußkamp: Wir führen das Unternehmen mit den vorhandenen Ressourcen, ohne eine zusätzliche Leitungsfunktion. Geschäftsführer sind Dr. Brigitte Nimnate und ich. Im operativen Bereich haben wir den Brinkhaus-Einkauf in unser Einkaufsnetzwerk eingebunden. Er muss sich daher nicht mehr extern bedienen. In Warendorf wurde inzwischen auch eine neue IT-Lösung installiert, so dass Brinkhaus auch in dieser Hinsicht in das Netzwerk der Gruppe eingebunden ist. Im Vertrieb bauen wir weiterhin auf Udo May fürs Inlandsgeschäft. Stephen Parsons war vorher bei Lück und ist jetzt für den Exportbereich bei Brinkhaus zuständig. Darüber hinaus verantwortet Heinz Willing, der in Bocholt schon für den Objekt-Bereich zuständig ist, jetzt auch das Objekt-Geschäft bei Brinkhaus. Gleichzeitig können wir die vorhandenen Kunden mit neuen Produkten aus unserem Produktportfolio der EuroComfort-Gruppe bedienen. Wir haben viele neue Entwicklungen angestoßen, um das Produktsortiment für den deutschen Markt und auch für den Export auszubauen. Wir fangen jetzt beispielsweise auch mit Matratzen bei Brinkhaus an. Es wird eine komplette Matratzenkollektion geben. Darunter ist eine mit per Reißverschluss integriertem Topper, der wahlweise verschiedene Füllungen haben kann. Es wird dazu neue Nackenstützkissen geben und neue Bettwaren. Nicht nur in Richtung Brinkhaus, sondern auch für Badenia. Zu den beiden Messen Anfang des Jahres in Frankfurt und Köln wird Brinkhaus einen neuen Auftritt haben - als vollwertiger Komplettanbieter rund ums Bett.

Haustex: Wie umfangreich wird das Brinkhaus-Matratzen-Sortiment ausfallen und wie reagieren die Kunden?

May: Es wird ein komplettes Sortiment mit Kaltschaum- und Federkernmatratzen geben, auch in Richtung Boxspring. Brinkhaus wird sich damit breiter aufstellen.

Parsons: In meinen ersten 100 Tagen sah ich es als meine Hauptaufgabe an, die frohe Botschaft zu verkünden, dass es mit Brinkhaus weiter geht. Trotz der nur kurzen Insolvenzzeit gab es einige Skepsis uns gegenüber. Wir haben uns darum die Zeit genommen, mit den Kunden intensiv zu sprechen und uns deren Fragen zu stellen. Die Kunden realisieren jetzt, dass sie von uns mehr Artikel als zuvor von Brinkhaus bekommen. Diese Arbeit hat sich gelohnt. Eine Folge dieser Gespräche ist auch, dass wir im nächsten Jahr an mehreren Messen teilnehmen werden, beispielsweise der Intirio in Gent.

Haustex: Wie reiht sich Brinkhaus in die Markenstrategie von EuroComfort ein?

Bußkamp: Wir haben Badenia Trendline für die Einstiegspreislagen. Darüber kommt Irisette als Marke, die die Mitte abdeckt, und das sehr erfolgreich. Mit Brinkhaus schließen wir die Lücke, die bisher zwischen Irisette und Multiflex im Premiumbereich bestand. Irisette ist jetzt so gut aufgestellt, dass die Marke richtig gut läuft und eine gute Eigendynamik aufweist. Wir müssen die Marke nicht mehr pushen, so dass wir uns jetzt um das Segment zwischen Irisette und Multiflex kümmern können. Unsere Vier-Marken-Strategie erlaubt es uns einen Marktplatz zu bieten, auf dem sich unsere Kunden bedienen können. Wir wissen natürlich, dass der Handel mit der ein oder anderen Marke Probleme hat, und heute können wir Alternativen bieten, in die eine wie in die andere Richtung.

Haustex: Nun ist die Matratze für Brinkhaus ein neues Thema. Warum sollte ein Fachhändler daher einige Liegeplätze neu belegen und Brinkhaus statt eines anderen Lieferanten ordern?

Bußkamp: Weil ich überzeugt bin, dass wir mit Brinkhaus wie mit Irisette einen hervorragenden Job machen, ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bieten und weil wir als einer der wenigen ein komplett abgestimmtes Sortiment mit entsprechender Verkaufsunterstützung bieten können, so wie wir es mit Irisette gezeigt haben und mit Multiflex anbieten. Es ist nicht nur das Produkt wichtig, es sind auch die Verkaufsunterstützung, die POS-Maßnahmen, Shop-Elemente und noch viel mehr. Der Erfolg mit unseren Irisette-Matratzen zeigt, dass auch bei Brinkhaus einiges zu erwarten ist. Wir werden versuchen, auf den Messen ein wenig Aufsehen zu erregen, und dann wird man sehen, wie der Handel reagiert.

Haustex: Haben Sie schon einmal sondiert, welche Chancen ein Brinkhaus-Matratzensortiment haben könnte?

Bußkamp: Es handelt sich hier um ein neues Konzept, das intern diskutiert und vom Außendienst positiv aufgenommen wurde. Wir sind wahrscheinlich einer der erfolgreichsten, sehr stark wachsenden Anbieter im Matratzenbereich, im Marken- wie im Private-Label-Bereich. Mal sehen, wie auf unsere Modelle und Preislagen reagiert wird. Aber ich glaube, wenn wir weiter unseren Job machen, so wie mit den anderen Marken, haben wir weiterhin ein enormes Potenzial.

Haustex: Wo werden die Brinkhaus-Matratzen produziert?

Bußkamp: In unseren drei Werken, in denen auch die anderen Matratzen gefertigt werden. Sie werden mit dem gleichen Anspruch hergestellt wie die Bettwaren von Brinkhaus, eine herausragende Qualität zu einem angemessenen Preis mit einem exzellenten Lieferservice. Dafür stehen wir heute im Markt und deshalb haben wir Erfolg. Wir werden Brinkhaus sicherlich nicht breit im Internet verkaufen, sondern setzen auf einen selektiven Vertrieb. Es wird auch vom Produkt- und Markendesign her einen neuen Markenauftritt geben. Generell kann man sagen, dass Brinkhaus-Matratzen und Brinkhaus-Produkte insgesamt bezahlbarer Luxus werden sollen.

Haustex: Wie schätzen Sie heute die Bedeutung der Marke Brinkhaus ein und was unternehmen Sie zur Förderung der Marke?

Bußkamp: Vor vielen Jahren war Brinkhaus vielleicht eine der bedeutendsten Marke im Bettwaren-Sektor überhaupt. Als wir 2004 Badenia gekauft haben, da war Brinkhaus im Markt irgendwo zwischen Platz zwei und drei einzuordnen, also auch vor Badenia, was heute nicht mehr der Fall ist. Insofern ist es noch gar nicht so lange her, dass die Marke eine ganz andere Bedeutung hatte, und sie ist immer noch in den Köpfen und wird insgesamt positiv gesehen, als eher traditionelle Marke mit einer bodenständigen, guten Qualität.

Parsons: Brinkhaus als Marke ist besonders wichtig in den Benelux-Ländern und Großbritannien. Sie finden wunderschöne Corners bei Selfridges und Harrods, wo man Brinkhaus als deutsche Marke pusht. Deutsche Ware hat dort einen super Ruf. Deswegen wirbt VW in England auch mit dem deutschsprachigen Claim "Volkswagen - das Auto'. Das wäre früher unvorstellbar gewesen. Brinkhaus ist eine Marke, die für solche Häuser wie Selfridges unverzichtbar ist, immerhin das von der Quadratmeterzahl größte Kaufhaus der Welt.

Haustex: Aber Sie wollen Brinkhaus schon einen gewissen Imagewandel verpassen?

Wolfgang Heinze: Wir stellen nicht den Anspruch, dass Brinkhaus so breit aufgestellt wird wie Irisette. Das gibt der Markt in diesem Segment nicht her. Aber Brinkhaus soll schon eine signifikante Bedeutung haben, in unserem Businessplan soll das Unternehmen sicherlich in wenigen Jahren wieder den Umsatz erreichen, den es schon mal gehabt hat. Die Kollektion, die jetzt auf dem Markt ist, haben wir praktisch so übernommen und fortgeführt. Sie läuft unter dem Claim "Designed For Sound Sleep'. Zur nächsten Saison bauen wir eine zweite Linie auf, die "the luxory lifestyle' lauten wird. Das Labeling wird angelehnt an die vorhandene Optik, ist aber in Schwarz und Gold gehalten. Die Markenpräsentation und auch der Katalog zeigen einen ganz anderen, noch wertigeren Anspruch als bisher.

Haustex: Auf der Heimtextil und der Möbelmesse wird man somit das erste Mal sehen, wie der Relaunch der Marke Brinkhaus und die neue Produktpalette sich gestalten. Wie wird es dann mittel- bis langfristig weitergehen?

Bußkamp: Das wird der Handel danach entscheiden. Wir sind als EuroComfort-Gruppe noch lange nicht überall vertreten. Es gibt sicherlich noch Bereiche, wo wir uns gerne sehen würden. Und die Möglichkeit uns dort zu platzieren, gibt uns hoffentlich Brinkhaus. Die Marke ist in Deutschland sicherlich noch nicht so breit platziert und noch nicht so im Fokus des Handels. Vorteilhaft ist, das die Marke nicht im Internet vertreten und daher auch preislich nicht so verhauen ist. Somit bieten wir dem Handel mit der Marke die Möglichkeit, sich gegenüber dem Wettbewerb zu differenzieren.

Haustex: Nun hat sich die Unruhe bei den Baumwollpreisen allmählich wieder beruhigt. Welche Preisstrategie fahren Sie daher bei Brinkhaus?

Bußkamp: Wir haben sicherlich schon ein Tal durchschritten, aber durch die aktuelle Dollar-Situation sieht es momentan wieder ziemlich mies aus. Die ganze Turbulenz auf den Devisenmärkten hat natürlich direkten Einfluss auf unsere Einkaufspreise. Und bei der Daune gibt es derzeit, trotz der neuen Schlachtsaison, eine ziemliche Knappheit bei Qualitäten, die für uns interessant sind. Wir setzen alles daran, adäquate Ware zu bekommen. Für uns bei EuroComfort ist das Thema Daune neu. Daher habe ich die Direktive ausgegeben, dass das, was wir als Qualität bei unseren Produkten ausloben, auch definitiv im Produkt drin ist. Wir geben relativ viel Geld dafür aus, um auf der sicheren Seite zu sein. Wenn wir sagen, das ist Klasse 1 oder eine 90/10-Mischung, dann ist das auch so. Ebenso kommt uns kein Lebendrupf in die Füllung, wir beziehen unsere Ware ausschließlich aus Schlachtungen. Um das glaubhaft belegen zu können, sind wir dabei, mit unseren Lieferanten ein Tracebility-System aufzubauen. Wir wollen die ganze Lieferkette komplett kontrollieren und sicherlich noch ein ganzes Stück weiter gehen, als es der VDFI derzeit kann. Wir werden in der Lage sein nachzuvollziehen, aus welcher Schlachtung die Ware stammt, die in einer ganz bestimmten Decke steckt. Wir können das, da wir nicht von Händlern fertige Ware zukaufen, sondern die Aufbereitung komplett selbst in der Hand haben. Das werden wir versuchen, entsprechend zu vermarkten. Wir werden für uns einen eigenen, hohen Standard definieren, und den dann auch konsequent durchziehen.


Brinkhaus - in Kürze


Brinkhaus GmbH
Zwischen den Emsbrücken 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581/52410
Fax: 02581/52425
E-Mail: info@brinkhaus.de
Internet: www.brinkhaus.de

Geschäftsführung:
- Thomas Bußkamp
- Dr. Brigitte Nimnate

Verkaufsleitung:
- Udo May, Deutschland
- Stephen Parsons, Export
- Heinz Willing, Objektbereich

Produkte: Bettwaren in sämtlichen Füllvariationen und Kissen, ab 2012 auch Matratzen

Mitarbeiterzahl:
29 in Warendorf, 130 Kostrzyn

Standorte:
- Warendorf (Einkauf, Verkauf)
- Kostrzyn/PL (Produktion)

Auslandsmärkte:
Benelux, Großbritannien, Frankreich, USA, Schweiz, Russland, Asien, Ferner Osten.

Brinkhaus ist ein Unternehmen der EuroComfort-Group in Bocholt:

Geschäftsführung:
- Thomas Bußkamp
- Dr. Brigitte Nimnate
- Dr. Jörg Utsch

Umsatz 2010: 187 Mill. Euro

Gesamtmitarbeiter: 3.800

weitere Tochterunternehmen:
- Badenia Bettcomfort GmbH & Co. KG, Friesenheim;
- Lück GmbH & Co. KG, Bocholt;
- Abeil SAS, Aurillac.

Produktionsstätten: Lück, Bocholt; Badenia-Bettcomfort, Friesenheim; Euro Comfort, Lezno (PL); Textil Boleslawiec (PL); UAB Vilnika, Nemencine (LIT); Lück Asia Pacific, Suzhou City (CHN); Brinkhaus Kostrzyn (PL); Abeil, Aurillac (F).
aus Haustex 10/11 (Wirtschaft)