MACEF, Milano

Sexy Kreuzung aus Heimtextil und Ambiente

Mailand/I - Mehr als 2.000 Aussteller - darunter etwa 100 aus Deutschland, der Schweiz und Österreich - und 83.700 Schaulustige kamen zur 91. Internationalen Home-Schau vom 8. bis 11. September 2011 nach Mailand. Damit ist die Zahl der Fachbesucher im Vergleich zum Vorjahr um über 10 Prozent gestiegen. Zum ersten Mal präsentierte die Messe unter dem Label AbitaMi ein "Theater der Kreativität". Zu spüren war die Leichtigkeit und Heiterkeit südlicher Lebensart. Haustex berichtet von ausgewählten Ständen, deren Produkte für die Leser unserer Fachzeitschrift interessant sein dürften.

Ein neuer Messebesucher hätte in Mailand beim Anblick der Dekolletes luftiger kurzer Kleider von Standbetreuerinnen auf Schwindel erregend hohen High-Heels den Blick für das Wesentliche verlieren können. Bei den Frankfurter Messen dagegen zeigt sich die Damenwelt in wärmenden züchtigen Kostümen oder Hosenanzügen. Kaum Ablenkung. Die Produkte der Macef mussten so sehenswert sein und ihre Präsentation so geschickt erfolgen, dass die Blicke magisch angezogen wurden. Und das ist gelungen. In 14 Pavillons erlebte der Fachbesucher auf 115.000 qm ein Feuerwerk an Produkten der neuesten Trends von Wohnwelt und Mode. Es gab Wohndekoration und Wohntextilien, gedeckte Tische, Schmuck, Mode, Geschenke. Vieles davon ausgefallen, neuartig und sogar spektakulär.

Die Organisatoren der Macef haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Diese wichtigste italienische Konsumgütermesse war übersichtlich gestaltet und hatte eine klare Ausschilderung. Die Besucherströme wurden gelenkt und nirgendwo gab es Staus. Viele freundliche Helfer und Helferinnen standen mit Rat und Tat sowohl den Ausstellern als auch den Besuchern zur Seite. Die U-Bahnanbindung endet direkt in Rho am Messegelände Fiera Milano.

Man muss die futuristischen Hallen mit der Sonderschau Creazioni für junge Künstler/Designer gesehen haben. In Lebenswelten der Zukunft konnte man sich hineinversetzen: Clean und pur ohne viel Deko wurden Wohn- und Schlafräume präsentiert. Kommt der Esstisch und Couchtisch der Zukunft ohne Textilien aus? Wo bliebe da die sprichwörtliche deutsche Gemütlichkeit, für die uns oft andere Länder beneiden. Das Thema "Gedeckter Tisch" war auf der Macef aus unserer Sicht unterrepräsentiert. Eine Chance für Hersteller aus Deutschland? Es sollte doch nicht an Sprachbarrieren scheitern, auf Englisch klappt die Verständigung bestens. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Und man sollte vorher das Vokabular aktivieren, um Komplimente zu machen. Für die Produkte und sicher auch für die tollen italienischen Frauen.


AnnaMaria S.R.L. - Lecker anzusehen, aber leider nicht essbar

Als Give-Aways für gute Kunden oder als Weihnachtspräsente bestens geeignet: die Produkte der Kollektion Il Pasticciere. Auf den ersten Blick sehen sie wie Törtchen, Kuchen, Milchshakes oder Eisbecher aus. Die 30 liebevoll gemusterten Teile sind in China produzierte Frottee-Gästetücher und Waschlappen. Sie verlieren ihren Charme nach dem Auspacken, man muss über Geschick verfügen, sie nach dem Waschen wieder zusammenzubasteln. Jedes Teil hat einen wohlklingenden Namen, es gibt z. B. ein Schokoröllchen-Gästetuch Girella Crema Choccolata. Käme da jemand auf den Gedanken, diese niedliche Deko in Küche oder Gästebad zu zerstören? Der Messevertreter Giovanni Caneva berichtete, dass die AnnaMaria-Gruppe vor einem Jahr die Fühler nach deutschen Kunden ausstreckte. Bisher sei der Einstieg nicht gelungen. Man sei in Deutschland noch nicht auf die süßen Produkte des Unternehmens aufmerksam geworden. Läuft da jemandem das Wasser im Mund zusammen?


SO art for design - SO stark!

SO heavily - so stark, SO beautiful - so schön: diese Ausrufe will die italienische Designerin Olivia Sodi hervorrufen. Die Anfangsbuchstaben ihres Familiennamens kommen einem wirklich automatisch auf die Lippen, wenn man die Produkte sieht. Der SO art for design-Stand auf der Macef fiel aus dem Rahmen. Viele hübsche Sachen, doch wirkliche Eyecatcher waren ihre cremefarbigen Schürzen aus 100 Prozent italienischer Baumwolle mit knalligen modernen Prints. Kein bisschen verkitscht und altbacken, sondern frisch und frech. SO kann Berufsbekleidung aussehen! Man könnte sich vorstellen, dass der bekannte Koch Tim Mälzer eine Denim-Schürze mit Kaktus umbinden würde. Produziert und vertrieben werden die tollen Schürzen, Topflappen, Brotkörbchen und Tischdecken - alle mit zueinander passendem Design - von Quattronero S.R.L. Es gibt fünf verschiedene Kollektionen, einige Stoffe haben eine besondere Ausrüstung und sind abwaschbar.


WALD S.R.L. - Alles passt perfekt zusammen

Diese Liedzeile aus dem Song "So soll es bleiben" vom Duo Ich & Ich kommt einem in den Sinn, wenn man die harmonisch perfekt aufeinander abgestimmten Artikel der fünf Kollektionen WART sieht. Das Angebot ist etwas für Fachmärkte, die Küchen anbieten, und für Bettenfachgeschäfte mit Sitzmöbeln, die ihr Sortiment erweitern wollen. Es reicht dabei aber nicht, ein Tischtuch, eine Serviette und einen Teller sowie Krug zu platzieren. Dann sieht es nach unverkäuflicher Deko aus. Es sollten schon ein oder zwei Kojen sein, in denen das ganze Konzept verkauft wird.

Idee und Entwürfe stammen von der Designerin Fausta Brizi. Das Kerngeschäft macht Wald mit dem Gebrauchsgeschirr aus Kergres. Es handelt sich dabei um eine von dem italienischen Unternehmen entwickelte, sehr haltbare, spülmaschinenfeste Keramikart, die patentiert wurde. Kombinieren kann man diese Produkte sehr gut mit Textilien im gleichen Design, also mit Tischdecken, Brotkörbchen, Topflappen und Schürzen.

Aus der Meterware können die kundige Hausfrau oder der Raumausstatter Hussen für die Stühle nähen. Kissen gibt es vorkonfektioniert. Verkaufsleiterin Orietta Volpolini ist sich sicher, dass mit dem vollen Sortiment Emotionen angesprochen werden. Und wenn der Wunsch eines Händlers geweckt wurde, so ist Wald in der Lage, innerhalb von vier Tagen zu liefern.
aus Haustex 10/11 (Wirtschaft)