Anker investiert in Menschen, Maschinen und Produkte

Erfolgreich in der Premium-Nische

Trotz eines anhaltend schwachen Marktes für textile Bodenbeläge geht es bei Anker weiter bergauf. Auf der Jahrespressekonferenz im Econyl-Werk des Faserproduzenten und Anker-Partners Aquafil in Slowenien konnte die Mannschaft um den Geschäftsführenden Gesellschafter Markus Schoeller für den bisherigen Verlauf des Jahres deutliche Umsatzsteigerungen vermelden. So soll es auch im kommenden Jahr weiter gehen. In der Firmenzentrale in Düren setzt man dabei auf Nachhaltigkeit, langlebige Teppichböden, intensive Vertriebsarbeit mit Hilfe des Handels sowie teilweise avantgardistische Produkte und Designs.

Anker-Finanzgeschäftsführer Erwin Landherr verkündete auf der Jahrespressekonferenz in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana sowohl gute als auch schlechte Nachrichten für das Unternehmen. Die schlechten sind für die Teppichbodenbranche generell keine neuen: Teppichboden wird in den kommenden Jahren weiter durch andere, nicht textile Bödenbeläge ersetzt. Hinzu kommt, und das hören besonders die Verantwortlichen von Anker als Objektspezialisten nicht gerne, dass aufgrund der sinkender Bevölkerungszahlen und dem stetigen Abbau von Arbeitsplätzen in Europa mit dem Bau von immer weniger Büros und Hotels gerechnet werden muss.

Trotz dieses schwierigen Marktumfeldes haben die Dürener - und das ist die gute Nachricht - in den ersten drei Quartalen 2011 im Vergleich zum Vorjahr 5,7% mehr Umsatz erwirtschaftet. Auch wenn im Herbst der Markt zurückhaltender agiert habe, geht Landherr davon aus, den Umsatz von 53Mio.EUR aus dem Jahr 2010 zu toppen. Vom Ergebnis her sei die Entwicklung 2011 "schön", auch die für die Investitionsfähigkeit wichtige Kennzahl der Umsatzrentabilität habe sich Schritt für Schritt verbessert, war zu erfahren. "Trotzdem haben wir zu kämpfen. Es ist nicht alles traumhaft", gab Landherr im Hinblick auf die schwierige Marktsituation zu.

Ein Drittel der Produkte aus recycelten Materialien

Aber darauf habe man die passenden Antworten. Schon zu Zeiten der Krise 2009 wurden alle internen Kräfte gebündelt. Es wurde umstrukturiert, konsolidiert, auf neue Produkte und noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit gesetzt.

Alle Fäden in Bezug auf Nachhaltigkeit laufen seit Anfang des Jahres bei Karlheinz Werker zusammen, dem neuen Leiter Nachhaltige Unternehmensentwicklung. Seine Aktivitäten reichen von den vermeintlich kleinen Details im Unternehmensalltag wie Strom- und Spritsparen bis zur kontinuierlichen Umstellung des Anker-Sortiments auf recycelte Bestandteile wie das zu 100% aus wiederverwerteten Kunststoffen bestehende Garn Econyl von Aquafil. Dieses sei mittlerweile im kränkelnden Tufting-Massengeschäft angekommen, habe dort beispielsweise mit der Kollektion "Join" wieder zu Zuwachsraten geführt (bis September 2011: +7,7%) und finde zunehmend auch seinen Weg in den Webbereich, sagte Technik-Geschäftsführer Gerhard Hoffe. Ein Drittel des Sortiments, das heißt 25 Produkte mit zusammen 443 Positionen, gehören mittlerweile der Produktgruppe "System_E" an, die sich durch die Recycling-Konzeption auszeichnet und auf "Hochwertprodukte mit langer Lebensdauer und unübertrefflichen Gebrauchsnutzen" setzt.

"Nachhaltigkeit steht bei uns mittlerweile im Mittelpunkt allen unternehmerischen Handelns. Sie ist für uns ein Wettbewerbsvorteil", betonte Werker. Für Anker schließt das sowohl Kunden, Mitarbeiter, Produkte, Prozesse und Infrastruktur sowie natürlich per Definition Wirtschaftlichkeit ein. "Ohne Gewinne sind die ökologischen und sozialen Komponenten von Nachhaltigkeit nicht zu erreichen, deswegen ist unser Ziel, eine sinnhafte Nachhaltigkeit zu leben und die Schnittmenge aus allen drei Bereichen der Nachhaltigkeit möglichst groß zu zeichnen", beschrieb Werker die Strategie. Jedes neue Produkt werde erst auf sein Potenzial in Bezug auf Nachhaltigkeit abgeklopft.

Um auch in Zukunft wachsen und investieren zu können, sind der geschäftsführende Gesellschafter Markus Schoeller sowie der dritte Geschäftsführer Gerhard Hoffe stets auf der Suche nach neuen Vertriebswegen und Produktbereichen, in denen das Familienunternehmen weiter beziehungsweise in Zukunft Erfolg haben könnte. Dazu gehört vor allem der Bereich Aviation, der im Vergleich zu 2010 bis September um 5,7% gewachsen ist und Anker in Zukunft noch viel Freude bereiten werde. "Das Segment Luftfahrt wird sich für uns in den kommenden sieben bis acht Jahren mindestens verdoppeln", wagte Geschäftsführer Landherr einen Blick in die Zukunft. Zu den Premium-Airlines gesellten sich auch immer mehr sogenannter Billigflieger als Kunden, die unter großem Kostendruck agieren müssten. Da sei Teppichboden aus Econyl aufgrund seiner Langlebigkeit und seines geringeren Gewichtes von 500 g/m im Vergleich zu bisher häufig in Flugzeugen verwendeten Produkten gefragt.

Gute Entfaltungsmöglichkeiten sieht das Anker-Team auch im Industriegeschäft mit Web- und Solutiondyed-Produkten, das Jahr für Jahr um 8% wachsen soll. Darüber hinaus wird ein "kleines aber feines" Segement Mobility für hochwertige und individuelle Produktlösungen und ein Bereich "Abgepasste Teppiche" für gewerbliche Nutzung und Teppichböden als Wandbelag für Akustik- und Designanforderungen aufgebaut.

Acht neue Kollektion in 2012

In diesen relativ neuen Segmenten will Anker vor allem mit neuen Produkten, aber auch mit Flexibilität, Schnelligkeit, kleinen Losgrößen und intensiver Vertriebsarbeit punkten. Zehn Produktneuheiten mit dem Schwerpunkt auf nachhaltige Materialverwendung hat Anker im laufenden Jahr herausgebracht: Vom klassischen Velours (Plot 600_E) über moderne Schlinge (Lucca_E) bis zu den Tufting-Bestsellern Aera_E und Delta_E, den melangierten Schlingen- und Velours-Qualitäten, sowie das neue Webkonzept Entre_E 100, das eine sortenreine Materialtrennung ermöglicht. Im kommenden Jahr sollen acht weitere Kollektionen folgen; unter anderem die Thermogravur-Qualität "Delta_E And". Dass Anker gerade mit seinen Produkten des System_E den Nerv der Zeit trifft, zeigen allein acht Auszeichungen und Designpreise seit 2008, darunter der Red Dot Award sowie der Green Good Design-Preis unter anderem für die Econyl-Kollektion Join by Marcel Wanders.

60% des Umsatzes im Büro- und Hotel-Objektmarkt

Aber auch in seinem wichtigsten Markt, dem Büro- und Hotel-Segment in Deutschland, passt sich Anker den Erfordernissen der Nachfrage an. Dort erwirtschaften die Dürener noch 60% ihres Umsatz; der Rest entfällt auf den Export und Aviation. Das deutsche Objektgeschäft läuft derzeit zu 43% über den Großhandel, wobei der Anteil aber auf 50% ausgebaut werden soll. "Parallel dazu gehen wir stärker an Architekten und Entscheider", sagte Erwin Landherr. Darauf werde in Zukunft das Hauptaugenmerk des Vertriebsarbeit liegen.

Speziell für Architekten wurde der Architektenkoffer, die Black Box mit herausnehmbaren Muster, zur Black Box II weiterentwickelt. Das sei für Anker der Schlüssel zum Erfolg. "Wenn wir bei mittleren und größeren Projekten stark und nah am Entscheider sind, macht uns das interessant für Großhandel, Objekteure und Raumausstatter", verdeutlichte er.

Im Gegenzug profitiere Anker von der Stärke dieser Marktmittler bei kleineren Objekten. 70% des 40Mio.m großen deutschen Objektmarktes seien Aufträge, die kleiner sind als 500 m. Die würden fast ausschließlich über den Großhandel bedient, heißt es bei Anker.

Auch aus diesem Grund wird ab 2012 ein neuer Key-Acount-Manager für den Großhandel und die Verbände eingestellt. Dieser werde dann verstärkt die speziellen Großhandelskoffer wie Sixpack II, Resort (Hotelkollektion), den Healthcare-Koffer sowie ab dem ersten Quartal 2012 einen eigenen Komplettkoffer für das Objekt in einer Auflage von 5.000 Stück in den Markt bringen. Gerade im Segment Healthcare sehen die Anker-Verantwortlichen in Zukunft gute Wachstumschancen für ihre textilen Beläge. Insgesamt besteht die ganze Vertriebsmannschaft in Deutschland aus 23 Verkaufsberatern, 4 Key-Accountern sowie einem Architektenberater im Norden.

Neben dem Healthcare-Bereich werden bei Anker produktmäßig auch der Webbereich dauerhaft wachsen (2011: +4,4%). In neue Technik wie etwa Strangfärbeapparate und neue Jacquard-Webstühle investiert man große Summen. "Schon heute haben wir die größte Weberei für Webteppichböden in Europa", sagte Gerhard Hoffe.


Anker Daten und Fakten


Anker-Teppichboden Gebr. Schoeller GmbH & Co. KG
Zollhausstraße 112
52353 Düren
Tel.: 02421/8 04-0
Fax: 02421/ 8 04-200
anker@anker-dueren.de
www.anker-teppichboden.de

Geschäftsführender Gesellschafter: Markus Schoeller
Geschäftsführung: Gerhard Hoffe (Technik), Erwin Landherr (Finanzen)
Vertrieb: Matthias Raaf
Leiter Nachhaltige Unternehmensentwicklung: Karlheinz Werker
Marketing / Produktmanagement: Stephan Sost
Anwendungstechnik: Aribert Arbeiter
Gründungsjahr: 1854
Mitarbeiterzahl: 300
Außendienst: 34
aus BTH Heimtex 12/11 (Wirtschaft)