Witex beendet Restrukturierungsphase

Mit schlanker Produktion flexibel am Markt

Der Augustdorfer Bodenbelagshersteller Witex hat sich in den vergangenen neun Monaten auf interne Restrukturierungen konzentriert und dabei seine Vertriebs- und Marketingaktivitäten auf konstantem Niveau gehalten. Nun peilt das Unternehmen wieder Produktivitätssteigerungen und den Ausbau der Märkte an. Dazu wurde die gesamte Produktion verschlankt und flexibel auf die Kundennachfrage ausgerichtet. Beim Werksbesuch der BTH Heimtex-Redaktion erklärte Geschäftsführer Dr. Holger Schmeisser, warum gerade Versand und Logistik in fester Partnerschaft mit dem Fachhandel für Witex enorm wichtig sind.

Als Holger Schmeisser vor gut einem Jahr zum Geschäftsführer von Witex ernannt wurde, sah die Kostenstruktur des Unternehmens alles andere als gut aus. In der März-Ausgabe von BTH Heimtex kündigte er für 2011 eine innere Konsolidierung an, um stabil am Markt zu bleiben und Ressourcen sowie Mitarbeiter dort einzusetzen, wo diese tatsächlich gebraucht werden. Die Dimension des Handlungsbedarfs wird an einer Zahl deutlich: Vor Beginn der jetzt abgeschlossenen Veränderungen entfielen von den gesamten Personalkosten 75% auf den Gemeinkostenbereich.

Seitdem wurde die Zahl der aktiven Mitarbeiter von 182 auf heute 133 sogenannte Vollzeitäquivalente, also vollen Stellen entsprechende Arbeitsleistung, reduziert. "Bei einem Umsatz von rund 50Mio.EUR ist das jetzt eine gute Relation", findet Schmeisser, betont aber zugleich, dass das ein unumgänglicher Schrumpfungsprozess gewesen sei. Dabei konnten soziale Härten und Verwerfungen weitgehend vermieden werden, versichert der Geschäftsführer. Mitarbeiter seien vermittelt, weitergebildet oder aber an das von Witex neu gegründete Unternehmen Industrie-Service-OWL übergeben worden, eine 100%-ige Witex-Tochter für die Bereiche Instandhaltung und Elektro.

Überkapazitäten ermöglichen Flexibilität

Was Holger Schmeisser Anfang des Jahres unter der Mission "Zurück zum Pfad der Tugend" ankündigte, zieht sich ein dreiviertel Jahr später wie ein roter Faden durch das Unternehmen: Eine der vier Werkshallen wurde im Rahmen der Neustrukturierung verkauft. In den verbleibenden drei werden Halbfertigfabrikate, Standardprodukte und Spezialitäten in neu organisierter und stark gestraffter Linienproduktion gefertigt. Letztere werden auf zwei seriell hintereinander laufenden Linien produziert, die dritte wird freigehalten, um flexibel auf Kundenwünsche reagieren zu können. "Wir nutzen Überkapazitäten, um Flexibilität zu erlangen", erklärt der Technische Leiter Thorsten Althoff.

Denn Flexibilität soll neben Schnelligkeit eine der Kernkompetenzen von Witex werden. Um das zu erreichen, sind alle Produktionsschritte und Bereiche enger miteinander verzahnt worden - von der Anlieferung der Vorprodukte bis zum Versand der Bodenbeläge und des Zubehörs. Außerdem arbeiten die Mitarbeiter nicht mehr maschinenbezogen, sondern in Mannschaften. Sie sind durch interne Schulungen in die Lage versetzt, alle Produkte herzustellen, egal ob Laminat, Vinyl- oder Multilayer-Böden. Dieses Mannschaftsdenken habe zu einer innerbetrieblichen Entkrustung geführt, sagt Holger Schmeisser.

Kleine Losgrößen

Das gehe nicht von heute auf morgen, betont der Geschäftsführer. Aber er sieht seine Aufgabe bei Witex ohnehin langfristig. "Wir könnten 200 Stück pro Minute fahren. Aber das bringt uns nicht weiter", erklärt er die Strategie. Witex setze vielmehr auf kleine Losgrößen, Wertschöpfungspartnerschaften sowie eine gute Logistik. Multilayer-Produkte, die heute 15% des Gesamtumsatzes ausmachen, fertigt Witex in Mengen ab 100 m, DPL in einer Losgröße ab 500 m. "Weil wir uns anders aufgestellt haben, können wir heute Produktion auf Bestellung machen mit einer sehr geringen Durchlaufzeit", erklärt Thorsten Althoff. Dabei setzt das Unternehmen Prioritäten und kauft Halbfertigware wie DPL-Produkte mit Synchronpore zu und schleust diese dann in den eigenen Produktionsablauf ein. "Das machen wir immer dann, wenn wir etwas zurzeit nicht standardmäßig selbst herstellen können. Wenn das Produkt vom Markt dann in einer für uns sinnvollen Menge nachgefragt wird, welche die Produktion im eigenen Haus rechtfertigt, können wir jederzeit darauf reagieren", erläutert Schmeisser.

Die reibungslose und punktgenaue Einführung der zugekauften Halbfertigfabrikate in die Produktion erfordert eine ausgereifte Prozesssteuerung. Um das zu gewährleisten, laufen alle Fäden in einem Produktionsleitzentrum zusammen, das direkt an die Werkhallen angegliedert ist. Das Gleiche gilt für den Auftragseingang und die Koordination des Vertriebs. Beides wird im neu geschaffenen Auftragszentrum koordiniert.

Den Schlüssel für den Markterfolg bei Standardprodukten sieht Geschäftsführer Holger Schmeisser in einer Lieferzeit von 48 Stunden. "Das letzte was wir tun ist, unsere Kunden warten zu lassen", unterstreicht er. Generell sind Versand und Logistik für ihn eine Kernaufgabe. Deswegen wurden besonders diese Prozesse bei Witex optimiert. So stehen für versandbereite Partien ständig zwei Wechselbrücken des Logistikpartners auf dem Hof und werden ohne Zwischenlagerung sofort beladen.

Ähnlich "schlank" sind die Prozesse am Beginn der Produktion gestaltet. Vorprodukte wie etwa HDF-Platten kommen aus einem Konsignationslager. Es wird vom Lieferanten betrieben und ist auf eine Bevorratung von 14 Tagen ausgelegt. Das entlastet die Warenkapitalbindung bei Witex.

Keine Wartezeit für den Kunden

Im Vertrieb im deutschsprachigen Raum, in dem derzeit ca. 50% des Umsatzes erwirtschaftet werden, setzt Witex weiterhin ausschließlich auf den Fachgroß- und Facheinzelhandel sowie den Profiverleger. Dazu gehört auch das Streckengeschäft, die Direktbelieferung. Wer ein verlässlicher Partner des Großhandels sein möchte und wer die Wertigkeit der Produkte halten wolle, der müsse das als seine Pflicht ansehen, betont Schmeisser.

Witex verortet sich bei Laminat unter den "Top 3"-Lieferanten des Fachhandels in Deutschland. Bei der Dekorentwicklung in Europa sehen sich die Augustdorfer im Wettbewerb um die Spitze mit Parador und den Meisterwerken. "Genau auf diese Aspekte zielt auch das Profi-Partner-Konzept ab, welches Witex Anfang des Jahres ins Leben gerufen hat. Ziel ist dabei, die Partnerschaft zum Handel zu stärken und den Partner als "local hero" zu unterstützen", so Marketingleiter Mirco Schäpe.

Für die Domotex legen die Witex-Verantwortlichen ganz bewusst eine Pause ein, was neue Kollektionen angeht. Denn das Unternehmen möchte nur Neues auf den Markt bringen, das auch nachgefragt werde. "Wir werden im Gegensatz zu allen anderen Laminatbodenanbietern nicht in der Halle 9 ausstellen, sondern in der Halle 6 weiterhin im Umfeld der Contractworld vertreten sein. Unserem Handel bringen wir natürlich wie immer ein paar Neuheiten mit. Wir ergänzen gezielt einige unserer laufenden Kollektionen mit einer Edition 2012 im Bereich Laminat und Designvinyl. Trenddekore wie Beton, Stein aber auch neue Hölzer und Fantasiemuster werden unsere Bestandskollektionen attraktiv ergänzen", kündigt Schäpe an.


Witex Daten und Fakten


Witex Flooring Products GmbH
Nord-West-Ring 21
32832 Augustdorf
Tel.: 05237 / 6 09-0
Fax: 05237 / 6 09-309
info@witex.com
www.witex.com

Geschäftsführung: Dr. Holger Schmeisser
Vertrieb: Christian Ciesla
Marketing: Mirco Schäpe
Technischer Leiter: Thorsten Althoff
Forschung +Entwicklung: Ludger Goldberg

Gründungsjahr: 1978
Umsatz 2009: 48,9 Mio.EUR
Mitarbeiter: 133
Markennamen: Ceraclic, Witex
Produkte: Laminat-, Vinyl- und Multilayer-Böden

Tochtergesellschaften/Beteiligungen:
- Witex Polska Sp. z o.o.
- Witex USA Flooring, Inc.
aus BTH Heimtex 12/11 (Wirtschaft)