12. Internationales BEB-Sachverständigentreffen in Schweinfurt
CM-Messung wird in DIN 18560 verankert
240 Teilnehmer und 25 Aussteller machten das 12. Internationale Sachverständigentreffen in Schweinfurt zu einem wertvollen Pflichttermin. Maßgeblichen Anteil daran hatte wieder einmal Tagungsleiter Heinz-Dieter Altmann, der mit dem von ihm geleiteten BEB-Arbeitskreis Sachverständige spannende Branchenthemen zusammengestellt hatte. Besonders wichtig für die Fußbodenbranche ist, dass die Messung der Belegreife des Estrichs in der DIN 18560 verankert wird. FussbodenTechnik fasst eine Auswahl der Vorträge in übersichtlicher Form zusammen.Neues aus der Estrichnormung; Entwurf DIN E 18560-4 Oliver Erning
These: Der Normenausschuss hat die Messung der Belegreife des Estrichs in der DIN 18560 verankert.
Inhalt: Es ist unbestritten, dass der Verleger die Prüfpflicht hat, die Belegreife des Estrichs festzustellen. Allerdings gab es dazu bisher keine normativen Richtlinien, sondern nur Merk- und Hinweisblätter. Die gerade aktualisierte Norm DIN 18560 enthält in Teil 4 die Pflicht, unmittelbar vor der Verlegung die Belegreife zu prüfen. Auch die Messmethode ist mit der CM-Messung definiert. Dazu Oliver Erning, Leiter des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung: "Auf der Baustelle muss der Handwerker relativ schnell entscheiden. Deshalb haben wir die seit Jahrzehnten bewährte CM-Methode, die unbestritten den Feuchtegehalt auf der Baustelle am Sichersten bestimmt, in die Norm hineingeschrieben." Daneben sind auch alternative Messmethoden als Vorprüfung zugelassen, um den Trocknungsfortschritt zu dokumentieren. Sie ersetzen aber nicht die CM-Messung.
Die bekannten Grenzwerte bleiben erhalten: 2,0 CM% für zement- und 0,5 CM% für calciumsulfatgebundene Estriche. Für andere mineralische Estriche seien exakte Grenzwerte schwierig anzugeben. Künftig soll der Hersteller vorgeben, bei welchen Grenzwerten das jeweilige Estrichprodukt trocken ist. Neu ist auch, dass die Carbidmenge und -körnung der zu verwendenen Glasampulle definiert wird. Dadurch wrid die Reproduzierbarkeit des Messverfahrens erhöht.
Wichtig war dem Normenausschuss auch die Dokumentation der CM-Messung in Form eines Protokolls. "Ich muss dokumentieren, wer wann geprüft hat und die Ergebnisse angeben. Zur richtigen Beurteilung benötigt man aber auch Angaben zur Estrichart und -dicke. Nur so kann ich abschätzen, ob die Messung repräsentativ ist oder nicht", erklärt Erning. Das sei keine neue Prüfpflicht des Bodenlegers zur Überprüfung der Ertrichnenndicke, sondern diene ausschließlich der Beurteilung der Messergebnisse und biete dadurch zusätzliche Sicherheit. Das Protokoll findet man in Anhang A der Norm 18560.
In einer Anmerkung der Norm heißt es: Weil das Bauklima die Trocknung bzw. den Trocknungsfortschritt definiert und schwierig vorherzusagen ist, kann man den Zeitpunkt der Belegreife kaum abschätzen. Man kann allerdings das Bauklima positiv beeinflussen. In der Regel ist der Handwerker dann aber nicht vor Ort: Der Estrichleger ist nicht mehr auf der Baustelle, der Bodenleger kommt erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Belegereife bereits vorliegt. In der Phase dazwischen können nur der Bauherr und die Bauleitung das Klima günstig beeinflussen. Ernings Fazit: "Die Verantwortung für das Bauklima muss weg von den Verarbeitern und hin zu denen, die es wirklich beeinflussen können."
Oberflächenfertige Estriche - beratungsintensiv und handwerklich anspruchsvoll Marion Sommerfeld
These: Sichtestriche und Co. sind extrem beratungsintensiv.
Inhalt: Aktuelle Entwicklungen in der Architektur, die nach klar definierten, naturbelassenen Strukturen verlangen, haben den Wunsch nach oberflächenfertigen Estrichen außerhalb der traditionellen Industrienutzung geweckt. Diese auch Sichtestriche genannten Böden können als Estrich, als mineralische Spachtelböden und bei ausreichender Aufbauhöhe als Beton hergestellt werden. Beim Einsatz von oberflächenfertigen Estrichen ist zu beachten, dass diese Methode dem Industriebau entstammt, wo man lediglich den Nutzen der Konstruktion verlangt hat, jedoch weniger die optische Güte. Leichte Farb- und Oberflächenabweichungen oder feine Rissbildungen haben in Industriebauten bislang niemanden gestört.
Der momentane Trend, diese Böden auch in optisch anspruchsvolle Bereiche zu verlegen, erfordert seitens der Fachfirmen einige Hinweise an Planer und Bauherren, hohe Qualitätsstandards bei den Zulieferern sowie sorgfältige Planung und Ausführung. Die Erfahrung der Referentin lautet: Sichtestriche und Co. sind extrem beratungsintensiv.
Verkleben von Massivdielen - hart oder elastisch? Dr. Frank Gahlmann
These: Ob man Massivdielen besser hart oder elastisch verklebt, kann man nicht eindeutig beantworten.
Inhalt: Die Massivdiele bezeichnet eine sehr große Gruppe von Massivholzbelägen. Der Referent Dr. Frank Gahlmann stellte zahlreiche Holzarten, Abmessungen und Maßtoleranzen vor. Hinzu kommen verschiedene Konstruktionen und Oberflächenbehandlungen. Bei einer vollflächigen Verklebung müsse diese hohlstellenfrei sein, Maßänderungen des Parketts minimieren und den Untergrund schützen. Als bevorzugte Kleber nannte Dr. Gahlmann hart-elastische Kleber (2 K-PU und 1 K-PU) oder harte Kleber wie SPUR-Klebstoffe. Bei stärkerer Einschränkung der genannten Parameter auch
1 K-SMP-Klebstoffe. Mehr zum Thema in unserer Schwesterzeitschrift ParkettMagazin.
Hinweisblatt Oberflächenbeschaffenheit von zementgebundenen Industrieböden Volker Freund
These: Die Ansprüche an die Oberflächenbeschaffenheit bzw. Optik von zementgebundenen Industrieböden führen häufig zu Unstimmigkeiten.
Inhalt: Die Ursachen von Farb- und Strukturunterschieden an der Oberfläche von zementgebundenen Industrieböden sind vielfältig, häufig sind es betontechnologische und verarbeitungstechnische Ursachen wie unterschiedliche Chargen der Ausgangsstoffe und Mischtoleranzen, Baustellenbedingungen sowie Einflüsse aus Witterung, Temperatur, Luftfeuchte, Bearbeitung der Randbereiche und die Nachbehandlung der Oberflächen. Zu diesem Thema hat der BEB das Hinweisblatt Oberflächenbeschaffenheit von zementgebundenen Industrieböden aufgelegt. Die Veröffentlichung soll ein Hilfsmittel für die Beurteilung unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit bieten. Es gilt für zementgebundene Industrieböden mit maschinell oder von Hand geglätteter Oberfläche.
Aspekte zur Formstabilität von Mehrschichtparkett Peter Fendt
These: Verformungen von Parkettelementen können konstruktions- bzw. produktionsbedingt, aber auch durch unsachgemäße Verlegung und unsachgemäßen Gebrauch auftreten.
Inhalt: Die Verformung eines Mehrschichtparketts ist eine Veränderung der geometrischen Form eines Holzstückes während der Bearbeitung, Trocknung, Lagerung, im Gebrauch und in der Nutzung. Unter der Verformung von Parkett wird in der Regel eine Wölbung im Querschnitt der einzelnen Parkettstäbe verstanden. Diese kann in Längs- und in Querrichtung auftreten.
Man unterscheidet zwischen einer Schüsselung (konkave Verformung) und einer Bombierung (konvexe Verformung). Eine Schüsselung ist mithin eine muldenartige Verformung, als Bombierung bezeichnet man eine wölbende Verformung. Leichte Verformungen, die mit der Handfläche kaum spürbar und nur im diffusen Streiflicht sichtbar sind, stellen keinen Mangel dar, da sie sich jahreszeitlich bedingt entwickeln und in aller Regel auch wieder zurückbilden.
Fazit: Manche Mehrschichtparkett-Produkte lassen Zweifel zu, ob sie tatsächlich die Produktmerkmale einhalten können, die die Norm DIN EN 13489 für Mehrschichtparkett vorschreibt. Der Wunsch nach immer breiteren Elementen stößt in einen Grenzbereich vor, der nur bei allerbesten Bedingungen ein funktionstaugliches Werk erwarten lässt. Es ist nicht immer das Raumklima, das für Formveränderungen verantwortlich ist. Manche Mehrschichtparkett-Konstruktionen sollte man auch technisch hinterfragen.
Bodenbelagsverlegung nach Wasserschaden Helmut Becker
These: Nach einem Wasserschaden besteht eine erhöhte Sorgfaltspflicht bei der Feuchtigkeitsprüfung von Estrichen.
Inhalt: Der Sachverständige hatte einen Schadensfall zu bewerten, bei dem es in einem Bauvorhaben zu einem erheblichen Wasserschaden gekommen war. Die Fußbodenkonstruktion hatte folgenden Aufbau:
-Betongeschossdecke
-20mm dicke Polystyroltrittschalldämmung
-0,2mm Polyethylenfoliendämmschichtabdeckung
-60mm zementärer Estrich
-zementäre Spachtelmasse
-geklebte heterogene PVC-Bodenbeläge
Zur Sanierung eines Wasserschadens wurden die oberen Schichten der Fußbodenkonstruktion entfernt. Anschließend stellte ein Trocknungsunternehmen Kondensattrockner auf. Nach einigen Tagen berichtete der Trocknungsunternehmer, dass keine nennenswerte Feuchtigkeitsaufnahme der Kondensattrockner mehr erfolgte. Der Bodenleger führte elektrische Feuchtigkeitsmessungen durch und stufte den Estrich als belegereif ein. Nach dem Grundieren und Spachteln verlegte er die neuen PVC-Beläge. Erstmals nach vier Wochen traten Blasen in der Belagsoberfläche auf.
Wie soll sich ein Bodenleger verhalten, wenn ein Wasserschaden im Objekt vorlag?
1.Repräsentativ durchgeführte unterschiedliche Feuchtigkeitsmessungen dokumentieren (Einzeichnung der Prüfstellen in einer Grundrissskizze).
2.Im Rahmen der CM-Feuchtigkeitsmessungen alle Fußbodenschichten überprüfen, z.B. gemeinsam mit einem Gutachter Darr-Prüfungen durchführen.
3.Auch wenn alle Prüfergebnisse eine trockene Gesamtkonstruktion ergeben, grundsätzlich Bedenken anmelden, da keine flächendeckende Überprüfung möglich. Es muss immer mit Feuchtigkeitsnestern, Vertiefungen in der Betonkonstruktion und mit Zwischenräumen von Heizrohren mit Dämmmaterialien gerechnet werden.
Verlegeprobleme bei Betonwerksteinplatten Reiner Krug
These: Großformatige und zu Verwölbungen neigende Betonwerksteinplatten sollten grundsätzlich mit Kunstharzmörtel verlegt werden.
Inhalt: In einem Objekt kam es zu Aufschüsselungen und Rissen in einem Betonwerksteinbelag. Es gab vier Schadensursachen:
1. Eine handwerklich schlechte Verlegung,
2. Große Verwölbungen der Platten bei Feuchtigkeitseinwirkung, 3. Schwindrisse im Betonwerksteingefüge und 4. Schlechter Haftungsverbund durch Glasperlen im Belagsgefüge.
Das ungewöhnliche Plattenformat der Betonwerksteine von 572x284mm und die geringe Plattendicke von 20mm begünstigten die Verformungsneigung und die Rissbildung in den Platten erheblich. Um großformatige Betonwerksteinplatten sicher zu verlegen, empfahl der Sachverständige die Verwendung von Kunstharzmörtel. Wegen der höheren Kosten wird dies in der Praxis nicht gemacht. In diesem Fall kam hinzu, dass die Betonwerksteinplatten zu feucht ausgeliefert wurden.
Die Themen im Überblick
-Neues aus der Estrichnormung; Entwurf DIN E 18560-4
-Gestaltete Estriche - beratungsintensiv und handwerklich anspruchsvoll
-Klebung von Massivdielen; hart oder elastisch?
-Hinweisblatt Oberflächenbeschaffenheit von zementgebundenen Industrieböden
-Aspekte zur Formstabilität von Mehrschichtparkett
-Bodenbelagsverlegung nach Wasserschaden?
-Verlegeprobleme bei Betonwerksteinplatten
-Theorie und Einsatz von PCEs für Bodensysteme aus Sicht eines Entwicklers
-Probleme beim Einsatz von Fließmitteln im Industriebodenbau
-Prüforgie bei einer einfachen Estrichbaustelle
-Elastische Bodenbeläge - Produkteigenschaften in Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren
-Schnittstelle Fliesen und Platten, Erläuterung des Hinweisblattes "Verlegung großformatiger Fliesen und Platten auf calciumsulfatgebundenen Estrichen"
-Fachlich korrekte Ausführung von Außentreppen
-Forschungsvorhaben "Austrocknungsverhalten von Zementestrichen" - ein erster Ausblick
aus
FussbodenTechnik 01/12
(Wirtschaft)