Interview mit Gerald Pröll, Geschäftsführer Tilo, Österreich
"Parkettprodukte dürfen nicht noch billiger werden"
Parkettmagazin: Wie beurteilen Sie die derzeitige Lage auf dem Parkettmarkt?
Pröll: In der Krise 2008 häuften sich Überproduktionen an und drehten die Preisspirale nach unten. Aber der Markt hat wieder angezogen. Da kann es nicht gesund sein, dass die Produkte noch billiger werden. Die Rohstoffe verteuern sich nämlich. Wir hoffen, dass sich alle Hersteller zu Preissteigerungen durchringen können, damit sich die Gesamtschwelle anhebt und die Marge wieder steigt.
Parkettmagazin: Wo sind Ihre wirtschaftlichen Ansatzpunkte?
Pröll: Wir wollen uns auf das konzentrieren, was wir gut können. Unser Sortiment haben wir gekürzt, denn die Lagerhaltung ist ein riesiges Thema. Einiges wird dann künftig auftragsbezogen gefertigt.
Parkettmagazin: Haben die Finanz-Turbulenzen der jüngeren Zeit erkennbaren Einfluss auf die Parkettbranche?
Pröll: Die Lage schafft Unsicherheit. Das schlägt natürlich auf die reale Wirtschaft durch. Andererseits bewirken niedrige Zinsen und eine hohe Inflationsrate, dass Verbraucher ihr Geld lieber im eigenen Wohnraum investieren. Das wirkt in unserer Branche der Krise entgegen.
Parkettmagazin: Wie entwickelt sich der Absatz in Deutschland?
Pröll: Der entwickelt sich positiv. Deutschland hat sich schneller von der Krise erholt als andere Länder. Allerdings haben wir ein Süd-Nord-Gefälle. Uns fehlt in Norddeutschland die Vertriebspräsenz und die skandinavische Konkurrenz ist dort stark.
Parkettmagazin: Hat der Verkauf von Outdoor-Dielen durch das schlechte Sommerwetter gelitten?
Pröll: Mit dem Wetter hat die Entscheidung über eine Terrasse eigentlich nichts zu tun. Da geht es eher um die Wahl des Belages. Für uns wächst der Markt, denn mit dem Natwood-Verfahren haben wir eine Alleinstellung im Markt. Außerdem ist bei uns ein neues Verlegesystem für Xterior-Dielen in der Einführung.
Parkettmagazin: Welche allgemeinen Produkttrends beobachten Sie?
Pröll: Es gibt einen klaren Trend zur Landhausdiele Eiche. Das könnte in naher Zukunft zu Engpässen im Zulieferbereich führen. Wir beziehen unser Holz zwar so nah wie möglich aus der Umgebung, aber der Rohstoff wird aufgrund der Nachfrage sicher nicht günstiger. Ein anderer Trend ist Vinylboden. Die Umsätze boomen und die Preise sind noch attraktiv. Deshalb stürzen sich viele Hersteller auf dieses Produkt.
Parkettmagazin: Halten Sie Deckschichten unter 3,5 mm für sinnvoll und verkaufsträchtig?
Pröll: Im Grunde ja, denn die wurden ursprünglich zur Ressourcenschonung entwickelt. Leider ist daraus der sogenannte Einstiegsbereich geworden und das Thema Materialverbrauch ist in den Hintergrund gerückt. Das ist eigentlich schade.
Parkettmagazin: Wie wichtig ist das Thema Farbe im Markt?
Pröll: Mit Farbstellungen kann man sich gut differenzieren. Besonders die Extremvarianten von hellen und dunklen Hölzern funktionieren am Markt derzeit gut. Rötliche Farbtöne sind dagegen überhaupt kein Thema.
Parkettmagazin: Experimentieren Sie mit neuen Materialien?
Pröll: Wir schauen uns neue Trägermaterialien an, aber unsere Schwerpunkte liegen woanders.
Parkettmagazin: Wie bedeutsam sind Zertifizierungen?
Pröll: Es gibt ein zunehmendes Verbraucherbewusstsein. Aber keiner zahlt den höheren Preis. Trotzdem benötigt man heute als Hersteller FSC oder PEFC zertifizierte Produkte.
aus
Parkett Magazin 01/12
(Wirtschaft)