Middle East Carpets Fair, Gaziantep
Nachfrage für Polyester-Webteppiche steigt
Dass sich der türkische Messeveranstalter Marka Group gerade Gaziantep als Standort für eine Teppichmesse ausgesucht hat, kommt nicht von ungefähr: 130 Maschinenweber haben ihren Sitz in der südostanatolischen Millionenstadt und produzieren auf geschätzt 850 Maschinen jedes Jahr viele Millionen Quadratmeter Teppiche. Tendenz stark steigend. So ist es kein Wunder, dass die ca. 100 Aussteller überwiegend aus dem Maschinenwebbereich kamen - und die eine zur Verfügung stehende Messehalle aus allen Nähten platzt.
Gut 25.000 Besucher ließen sich während der vier Messetage im September 2011 Neuheiten aus türkischer Produktion zeigen. Deutlich wurde, dass mit dieser Messe vor allem Einkäufer aus dem Mittleren Osten und Afrika und nicht unbedingt aus Europa angesprochen werden sollten. Bei einer Messe, die sich Middle East Carpet Fair nennt, ist das allerdings auch anders nicht zu erwarten. Einige Einkäufer aus Europa besuchten die Messe dennoch, um, wie sie berichteten, "Ware für Kunden mit Migrationshintergrund zu kaufen oder um neue Designs für europäische Kunden zu besprechen."
Gezeigt wurden vor allem Maschinenwebteppiche mit viel Struktur, opulenten Designs und häufig in dunkleren Farben wie Schwarz, Braun, Dunkelrot und Lila. Noch überwiegt PP-Ware, Polyester entwickelt sich immer stärker. Frisée und kombinierbare Garne und Strukturen wie Schlingen aus Polypropylen und Butterfly-Garn, werden ebenfalls beliebter.
Auch in den dauerhaft eingerichteten Showrooms in den Produktionsstätten wurde Ware gezeigt, nicht nur auf dem Messegelände. Da die Produktionen vieler Aussteller nur ein paar Minuten Fahrzeit entfernt angesiedelt sind, wurden dort viele Gespräche unter vier Augen und abseits des Messerummels geführt. Das dürfte einer der wichtigsten Pluspunkte für den Messestandort Gaziantep bedeuten.
Einkäufer aus Ländern wie Syrien, Saudi Arabien aber auch Deutschland nannten als Gründe für den Erfolg der türkischen Maschinenweber wie Merinos, Kasmir Hali, Kartal und Co. übereinstimmend deren sehr guten und freundlichen Service. Hinzu kämen Schnelligkeit und die Anpassungsfähigkeit beim Design. Letztlich sei jedoch der um gut 30 % günstigere Preis im Vergleich zu Produzenten aus Europa ausschlaggebend für immer intensivere Geschäftsbeziehungen mit der Türkei.
Auf Ausstellerseite wurde von sehr guten Verkäufen in den türkischen Heimatmarkt berichtet, der seit einigen Jahren 2-stellig wächst. Zusätzlich wurden gute Geschäfte mit dem Mittleren Osten, den baltischen Staaten und Osteuropa gemacht. In die genannten Gebiete exportieren viele Aussteller bereits seit vielen Jahren - Europa steht allerdings häufig als Wunschmarkt ganz oben, dort vor allem Deutschland. Aus diesem Grund suchen immer mehr türkische Anbieter europäische Vertreter und nach entsprechenden Standorten.
Was den Service für Messebesucher- und Aussteller anbelangt, können sich andere Messebetreiber ein Beispiel an Gaziantep nehmen: Der Eintritt ist kostenlos, es muss nur eine Visitenkarte beim Betreten der Halle abgegeben werden. Auch für die Nutzung des WLAN wird kein Geld verlangt, das Netz bietet eine gute Surfgeschwindigkeit. Ganz im Gegensatz übrigens zu einigen Messen in Deutschland und Frankreich, bei denen für die Internetnutzung schon mal 50 EUR am Tag verlangt werden, obschon die Netze total überlastet sind. Für eine gesetzte und entspannte Atmosphäre sorgte im Eingangsbereich die klassische Musik eines Kammerorchesters.
Die nächste Middle East Carpets Fair in Gaziantep findet vom 6.-9. September 2012 statt.
aus
Carpet Magazin 01/12
(Wirtschaft)