Interview mit Uwe Leupold, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Gerflor Mipolam

"Unser Angebot umfasst das gesamte Vinyl-Segment"


Seit Oktober 2011 ist Uwe Leupold bei Gerflor Mipolam verantwortlich für Marketing und Vertrieb. Der 50-Jährige ist überzeugt von der Qualität der Produkte und der Mannschaft. Diese Stärken will er in Zukunft noch deutlicher im Markt kommunizieren als es in der Vergangenheit geschehen ist. Darüber hinaus möchte er CV und Objekt in der Vertriebsarbeit enger verzahnen und bisher bei Gerflor unterrepräsentierte Absatzkanäle - wie etwa die Objekteure - stärker in den Fokus rücken.

BTH Heimtex: Herr Leupold, nach Ihrem Ausscheiden bei Armstrong haben Sie sich eine sechsmonatige Auszeit genommen, um sich zu orientieren. Was hat Sie daran gereizt, im Oktober 2011 schließlich als Geschäftsführer Marketing und Vertrieb zu Gerflor Mipolam zu gehen?

Uwe Leupold: Gerflor Mipolam hat richtig gute Produkte, die aber im Markt nicht in dem Maße bekannt sind, wie sie es verdienen. Daran möchte ich etwas ändern, weil ich überzeugt bin von der Qualität des Portfolios. Andere haben ein deutlich schmaleres Angebot, machen daraus aber eine riesige Story.

BTH Heimtex: Wie wollen Sie die Gerflor-Story in Zukunft erzählen?

Leupold: Im Marketing werden wir aktiver sein als in der Vergangenheit. Unser Ziel ist es, dass unsere Produkte stärker von den für uns wichtigen Marktteilnehmern wahrgenommen werden.

Ein Beispiel: 2011 hat Gerflor die homogene Kollektion Mipolam Symbioz herausgebracht mit der besonderen, patentierten Beschichtung Evercare, deren Produktion ich mir bereits in Troisdorf angeschaut habe. Momentan gibt es nichts Vergleichbares auf dem Markt. Die Beschichtung hat eine neuartige Zusammensetzung und wird auf eine spezielle Art aufgebracht. Sie ist reinigungsfreundlich und pflegeleicht und vor allem resistent gegen Desinfektionsmittel. Das ist ein Quantensprung im Vergleich zu PUR- und PU-Beschichtungen.

Normalerweise wird ein solches Produkt mit einem großen Paukenschlag präsentiert. Das ist aber nicht passiert und hier ist mein Ansatzpunkt auf Produkt- und Marketingseite. Über die gute Arbeit, die bei Gerflor geleistet wird, soll der Markt zukünftig mehr erfahren.

BTH Heimtex: Wird Ihr Vertriebsteam in Zukunft anders im Markt agieren?

Leupold: Beim Handel sind wir gut aufgestellt. Das zeigt der Vergleich mit den FEB-Zahlen.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich zu 100 % zum Großhandel stehe und auch Gerflor hat schon immer sehr intensiv mit dem Großhandel zusammengearbeitet. Natürlich setzen wir auch weiterhin auf diese Partnerschaft und werden Kunden des Großhandels nicht direkt beliefern.

In Zukunft werden wir uns jedoch noch breiter aufstellen und zukünftig jene Direktkunden angehen, welche aufgrund ihrer Größe nicht vom Großhandel bedient werden, aber auch von uns bislang nicht im ausreichendem Maße betreut wurden. Das sind in erster Linie die großen Objekteure in Deutschland. Hier sehe ich noch viel Entwicklungspotenzial, weil Gerflor im Direktgeschäft noch nicht optimal aufgestellt ist.

Auch die Fachhandels-Kooperationen sind sehr wichtig für Gerflor. Als wichtiger Player des Marktes können wir es uns nicht leisten, irgendwo nicht präsent zu sein.

BTH Heimtex: Sie haben die homogenen Beläge, die in Troisdorf hergestellt werden, bereits erwähnt. Wo produziert Gerflor heterogene, Design- und CV-Beläge?

Leupold: Wir verfügen weltweit über 12 Produktionsstandorte und Logistikzentren, doch hauptsächlich produzieren wir in Frankreich in Tarare und in Saint-Paul-Trois-Châteaux, auch die Designbeläge zum Klicken. Einige Qualitäten werden in China zugekauft. Als einzige Unternehmensgruppe kombinieren wir alle Herstellungstechnologien für elastische Bodenbeläge wie beispielsweise Kalandrieren, Pressen, Beschichten, Drucken und investieren kontinuierlich in die Produktionsanlagen.

BTH Heimtex: Und wie verkaufen sich die in Frankreich hergestellten Produkte?

Leupold: Bei klassischen heterogenen Belägen verzeichnen wir ein gutes Wachstum. Die Zuwachsraten der Designplanken schießen regelrecht in die Höhe. Dort freuen wir uns über Steigerungen um die 30 %, die über dem Marktdurchschnitt liegen.

Die im Sommer 2010 eingeführte Klickvariante der Kollektion Creation mit einer 0,7 mm starken Nutzschicht wird im Markt hervorragend angenommen. Creation Clic ist ein echter Problemlöser im Ladenbau und Renovierungsbereich, der vom Verarbeiter auch angenommen wird. Denn die Klickverbindung, die nicht von der Seite sondern von oben verriegelt wird, erleichtert die Verlegung. Außerdem schluckt der Belag, der ohne Holzträger auskommt, mit einer Aufbauhöhe von 6 mm Unebenheiten und ermöglicht eine schnellere Unterbodenvorbereitung, die gerade im Ladenbau und im Renovierungsbereich durch den oft herrschenden Zeitdruck, nötig ist. Bei Beschädigungen kann die entsprechende Planke ausgetauscht werden, indem eine Ecke herausgeschnitten und die Planke einfach herausgezogen wird. Mittelfristig werden wir auch einen Klickbelag mit 0,5 mm-Nutzschicht auf den Markt bringen.

BTH Heimtex: Und wie werden die CV-Beläge von Gerflor im Markt angenommen?

Leupold: Die CV-Beläge konnten 2011 nicht mit dem überproportional kräftigen Wachstum von Gerflor im Objektbereich mithalten. Das liegt daran, dass wir unsere Produktstrategie geändert und uns von vielen Low end-Produkten verabschiedet haben, bei denen bisher unsere Stärken lagen. Heute sind beispielsweise nur noch wenige Kollektionen mit Schaumrücken im Sortiment verblieben. Der Fokus liegt jetzt auf Textilrücken. Aus dieser Verschiebung ergibt sich auch eine andere Zielgruppe, die wir zukünftig bearbeiten.

BTH Heimtex: Welche Zielgruppe ist das?

Leupold: 30 % aller CV-Beläge werden über den Bodenbelagsgroßhandel vertrieben. Bei dem sind wir mit unseren Objektprodukten gut vertreten. Hier sehen wir auch Chancen für unser CV- Angebot.

BTH Heimtex: Das heißt Sie werden auch die Bereiche CV und Objekt in der Vertriebsarbeit enger verzahnen?

Leupold: Ja. Traditionell ist die Kommunikation zwischen diesen beiden Bereichen ausbaufähig - das ist in anderen Unternehmen genauso. Im Sinne einer erfolgreichen Entwicklung werden wir hier noch enger zusammenarbeiten und eine Produktstrategie entwickeln, welche die Bedürfnisse unserer Kunden befriedigt.

BTH Heimtex: Wie stark ist die Vertriebsmannschaft?

Leupold: Unser Außendienst in Deutschland besteht aus 45 Mitarbeitern inklusive Verkaufsleitern. Davon sind 35 im Objekt unterwegs - 10 bearbeiten den CV-Markt.

BTH Heimtex: Wir haben bisher über die ausbaufähigen Kompetenzen von Gerflor gesprochen. Welche Stärken hat das Unternehmen aus Ihrer Sicht schon jetzt im Vergleich zu den Wettbewerbern?

Leupold: Wir sind als europäischer Hersteller von Vinylbelägen produktmäßig breit aufgestellt und haben beispielsweise nicht nur Designbeläge zu bieten. Unser Angebot umfasst auch alle anderen Beläge des Vinyl-Segmentes. Diese müssen wir geschickt bündeln und gegenüber dem Kunden als Lösungsanbieter für das komplette Segment auftreten. Momentan sind sicherlich das Gesundheitswesen sowie Schulen und Kindergärten unsere Kernmärkte, aber auch der Ladenbau wird immer wichtiger für uns.

BTH Heimtex: Sie sind Marktführer bei Vinylbelägen in Frankreich, weltweit führend in Sportbelägen. Wie wichtig ist der deutsche Markt, den Sie jetzt verantworten, für das Unternehmen?

Leupold: Deutschland ist für uns in Europa nach Frankreich der größte und damit zweitwichtigste Markt. Gerflor hat 2011 insgesamt etwa 500 Mio. EUR Umsatz erwirtschaftet. Deutschland trägt dazu rund 57 Mio. EUR bei - ca. 17 Mio. EUR im Handel und 40 Mio. EUR im Objekt-Geschäft.

BTH Heimtex: Der Markenname Mipolam genießt noch immer einen hervorragenden Ruf in der Branche, ebenso wie "DLW" ihres ehemaligen Arbeitgebers Armstrong. Vor Jahren hat es einmal die Kampagne "Wir sind Mipolamer" gegeben, die an diesen Ruf anzuknüpfen schien. Wurde in ihrem Hause einmal festgestellt, was der Name wert ist im Markt im Hinblick auf Bekanntheit und Vertrauen?

Leupold: Von diesem Wert ist noch immens viel vorhanden. Deswegen gehen beide Firmen auch den gleichen Weg und propagieren nach außen weiterhin die Marke. Ich selbst stehe absolut hinter dieser Strategie: Wir sind Gerflor und verkaufen die Produktmarke Mipolam-PVC. Das ist eine gute und sinnvolle Trennung. Das ist bei Geflor Mipolam ausgeprägter als bei anderen Unternehmen.

BTH Heimtex: Zum Abschluss noch ein Wort zu Ihrer französischen Muttergesellschaft. Wie sehen heute die Besitzverhältnisse bei Gerflor aus?

Leupold: Das Unternehmen wird von einer Finanzholding getragen, in die Geldgeber investiert haben. Diese Form der Finanzierung ist auch bei anderen Firmen üblich. In den letzten fünf Jahren ist Gerflor mit AXA Privat Equity als Hauptinvestor in der Lage gewesen, signifikant weltweit zu wachsen.


Gerflor Mipolam Daten und Fakten


Gerflor Mipolam GmbH
Mülheimer Straße / Tor 7
53840 Troisdorf
Tel.: 02241/ 25 30-0
Fax: 02241/ 25 30-100
gerflormipolam@gerflor.com
www.gerflor.de

Jahresumsatz:
(2010) 62,9 Mio. EUR;
(2009) 57,2 Mio. EUR;
(2008) 62,3 Mio. EUR

Markennamen: Mipolam

Gründungsjahr: 1937

Vorstandsvorsitzender Gerflor-Gruppe: Bertrand Chammas

Geschäftsführung Deutschland: Konstantinos Marlis

Geschäftsführung Marketing und Vertrieb Deutschland: Uwe Leupold

Vertrieb Österreich und Schweiz: Gerhard Hausegger

Anwendungstechnik: Waldemar Müller

Mitarbeiter: 240

Vertriebsmitarbeiter: 45 in Deutschland (35 Objekt, 10 CV/Handel)

Muttergesellschaft: Gerflor S.A., Villeurbanne Cedex/Frankreich

Jahresgruppenumsatz 2010: 445 Mio. EUR

Mitarbeiter: 2.000

Produktionsstandorte: 7 weltweit, unter anderem in Troisdorf

Produktionsmenge: 50 Mio. m2

Segmente: Objekt- und Wohnbereich, Transport, Sport

Produkte: Homogene, heterogene, Design-, Sport-, Sicherheits- sowie CV-Beläge
aus BTH Heimtex 02/12 (Wirtschaft)