Deutsches Tapeten-Institut GmbH
Erfurt kündigt VDT- und DTI-Mitgliedschaft
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Erfurt hat seine Mitgliedschaft im Verband der deutschen Tapetenindustrie (VDT) und im Deutschen Tapeteninstitut (DTI) fristlos gekündigt. Geschäftsführer Martin Erfurt begründete diesen Schritt mit der Einleitung eines kartellrechtlichen Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen fünf Mitglieder des Verbands und diesen selbst. Dadurch sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit derzeit nicht gegeben. Erfurt halte allerdings weiter an der Mitgliedschaft im internationalen Verband der Wandbekleidungshersteller (IGI) fest. Der Geschäftsführer machte darauf aufmerksam, dass sein Unternehmen nicht im Visier des Kartellamts stehe und auch nicht durchsucht worden sei.
In der Branche wurde die Nachricht mit Erstaunen aufgenommen, dennoch sehen die VDT-Mitglieder die Verbandsarbeit durch die Kündigung Erfurts nicht gefährdet. Das auf überstreichbare Wandbeläge konzentrierte Unternehmen habe mit seinen Produkten eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Erfurt sei kein Tapetenfabrikant. Wie Verbands-Geschäftsführer Karsten Brandt sagte, habe Erfurt auch nur entsprechend der Menge seiner Tapeten den Mitgliedsbeitrag geleistet, nicht aber für sein gesamtes Wandbelagssortiment. Er geht davon aus, dass die Verbandsarbeit auch ohne Erfurt geleistet werden kann.
Das Wuppertaler Unternehmen hatte erwartet, dass die fristlose Kündigung zum Dezember 2011 wirksam ist. Der VDT kündigte dagegen eine gerichtliche Auseinandersetzung an.
Dieser Rückzug ist der vorläufige Höhepunkt einer Affäre, die im November 2010 mit der Durchsuchung von fünf Tapetenherstellern durch das Bundeskartellamt begonnen hat. Dabei handelt es sich um A.S. Création, Rasch, Marburg, Erismann und Pickhardt + Siebert. Es besteht laut Kartellamt der Verdacht der illegalen Preisabsprache. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum 2005 bis 2010. Offiziell wollen sich die Vertreter der betroffenen Unternehmen nicht äußern und verweisen auf das laufende Verfahren. Klar ist aber, dass die Kommunikation in der Branche einen Tiefpunkt erreicht hat, Kontakte so gut wie nicht mehr bestehen. Von einem Kronzeugen ist die Rede, was das Misstrauen unter den Beteiligten noch weiter wachsen lässt.
"Hoffentlich schlägt dieses geringe Vertrauen nicht durch", sagte Marburg Geschäftsführer Dieter Buhmann und bedauert die fristlose Kündigung von Erfurt. Erfahrungsgemäß kann sich das Kartellrechtsverfahren noch eine Weile hinziehen.
aus
BTH Heimtex 02/12
(Wirtschaft)