Sonnenschutz auf der Heimtextil

Doppel-Rollo ist der Shooting Star

Flächenvorhänge, Horizontaljalousien und Doppelrollos standen im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Neuheiten-Schau "Sun" in der Messehalle 5.1. der Heimtextil. Die Sonnenschutz- und Dekotechnik-Anbieter unterstreichen die Wertigkeit ihrer maßgefertigten Produkte mit ideenreichen Kollektionskonzepten und modernen Shopsystemen für die Warenpräsentation. SB-Programme punkten mit designorientierten Artikeln und einer emotionalen Kundenansprache. Auch das Internet als Handels- und Kommunikationsplattform wird für die Branche immer wichtiger. von Petra Lepp-Arnold

Die Sonnenschutz-Branche traf sich in der Messehalle 5.1. diesmal im kleineren Kreis. Es waren zwar alle marktbedeutenden Konfektionäre als Aussteller der Produktsparte "Sun" präsent, doch die Zulieferindustrie wie Systemanbieter, Komponentenhersteller und Textillieferanten sind der Veranstaltung in Frankfurt in diesem Jahr fern geblieben. Der Grund: Sie haben sich für die alle drei Jahre stattfindende Rollladen und Sonnenschutz-Messe R + T Ende Februar in Stuttgart entschieden.

Aber auch die Dekotechnik-Unternehmen rückten auf der Heimtextil enger zusammen. Wie bereits im Vorjahr fehlten in der Runde langjährige Aussteller wie Interstil, Gefora Forster oder Kremp und Hüttemeister. Auch der Standplatz von Büsche blieb leer. Der Vorhanggarnituren-Hersteller aus Neuenrade will nunmehr zum zweiten Mal die R + T als Kontaktbörse nutzen. Auch Möller Deco-Technik gibt zum wiederholten Male Stuttgart den Vorzug.

Angesichts der weiter rückläufigen Ausstellerzahlen wurden erneut mahnende Stimmen laut. "Für die Entwicklung in den nächsten Jahren ist die Messeleitung verantwortlich, aber auch die anderen Marktteilnehmer", betonte etwa Karl Buchheister, Inhaber des gleichnamigen Dekotechnik- und Sonnenschutz-Anbieters in Sundern. Wilhelm Hachtel, Geschäftsführender Gesellschafter von MHZ und Vorstandsvorsitzender beim Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) meinte: "Die Heimtextil wäre insgesamt attraktiver, wenn die richtigen Unternehmen alle zwei Jahre ausstellen würden."

Mehr als nur Plissee

Flächenvorhänge, Horizontaljalousien und Doppelrollos standen im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Neuheitenschau 2012. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatte sich alles um Plissee (Faltstore) gedreht, da turnusgemäß der Kollektionswechsel des umsatzstärksten Sonnenschutz-Systems stattfand. In der herstellenden Industrie nimmt Plissee inzwischen rund 50 % ein. Doch der Hype hat bekanntlich auch Schattenseiten: "Plissee ist ein wunderbares Produkt. Aber wenn wir nicht zeigen, was wir insgesamt können, werden wir ein sehr eindimensionaler Markt", wies Wilhelm Hachtel auf die Problematik eines monothematischen Angebots hin. Auch andere Branchenteilnehmer warnen vor der Entwicklung, nicht mehr als Vollsortimenter wahrgenommen zu werden.

In diesem Zusammenhang wurde ein weiteres Mal der drohende Preisverfall bei Plissee und anderen Maßartikeln thematisiert. "Mit unseren Marktpartnern sollten wir alles dafür tun, um die Wertigkeit der individuell gearbeiteten Produkte aufrechtzuerhalten", erklärte Teba-Geschäftsführer Frank Tovornik.

Der neue Shooting Star am Sonnenschutz-Firmament ist das Doppel-Rollo, dessen Behang aus abwechselnd transparenten und blickdichten Streifensegmenten unterschiedlicher Breite besteht. Den Innovationsschub brachten moderne, raffiniert konstruierte Stoffe, die vor etwa zwei Jahren im Markt eingeführt wurden. Die Spezialgewebe stammen aus Korea oder China, werden dort entwickelt und produziert. Europäische Textilproduzenten verfügten nicht über das Know how und die geeigneten Maschinen, um die Parallelität der Streifen zu garantieren, sagen Experten. Die Rollo-Variante mit Doppelbehang gibt es seit vielen Jahren, doch erst jetzt hat das Nischenprodukt den Durchbruch geschafft. Das im Vergleich zu Plissee sehr kleine Segment ist für den Fachhandel in puncto Marge wirklich attraktiv, da der Durchschnittspreis "deutlich höher" liege, hieß es in Frankfurt.

Pläne für Business-to-Consumer-Shop

Der Verkaufsboom im Internet animiert auch Sonnenschutz- und Dekotechnik-Anbieter dazu, in den elektronischen Handel einzusteigen. So plant ein namhafter Hersteller, seinen "Business-to-Consumer"-Shop im laufenden Jahr ans Netz zu bringen. Das Feature kann der Fachhändler in seine Webseite integrieren, wie es zum Beispiel Marburg Tapeten oder CC Dr. Schutz mit Boden-Pflegemitteln bereits praktizieren. Andere Unternehmen verkaufen Rollos, Plissee & Co. bereits aktiv im Internet, bleiben dabei aber lieber anonym oder wickeln das Geschäft über Handelskunden ab, darunter auch bekannte Versender.

Für Irritationen in Branche sorgte im Herbst der "Markt-Monitor Sicht- und Sonnenschutz, Gardinen 2011" von Marktmedia 24 in Köln. Die Studie wird von Insidern als "schlampig recherchiert" eingestuft. So taucht Gardinia/Alugard im Marktüberblick der "wichtigen deutschen Sonnenschutz-Hersteller" erst gar nicht auf. Teilweise sind Kennzahlen falsch angegeben, Marktvolumina stimmen partiell nicht und auch bei den Marktentwicklungen und Trends gibt es einige Unstimmigkeiten.

Erwartungen 2012: Privatkonsum soll anhalten

In seinem Branchenstatement meldete der ViS für 2011 einen leichten Zuwachs von 3 %. Das Marktvolumen stieg von 1,65 Mrd. EUR im Jahr 2010 auf 1,70 Mrd. EUR. Der Auftragseingang sei 2011 gleichmäßig verlaufen und habe in der Tendenz über dem des Vorjahres gelegen. Dazu trugen sowohl Privatkonsumenten als auch die wieder angestiegene Zahl von Objektaufträgen bei. So zeigt sich der Verband mit dem Gesamtverlauf "zufrieden", da er nahezu den Planzahlen der Mitgliedsunternehmen entspreche. Für 2012 erwartet der ViS insbesondere im Privatkonsum ein Anhalten des positiven Konjunkturtrends. Bei der Objektnachfrage ließen sich die Folgen der Eurokrise schwer einschätzen. So gehe die Branche verhalten optimistisch von einer leichten Absatzsteigerung im laufenden Jahr aus. Der Umsatzschwerpunkt für individuell konfektionierte innenliegende Sonnenschutzsysteme lag laut ViS für die Aussteller auf der Heimtextil in Deutschland.
aus BTH Heimtex 02/12 (Wirtschaft)