Stabiles Niveau

Stimmen der Verbände zum Jahr 2011


BTE - Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels

Der deutsche Haus- und Heimtextilfachhandel hat ein meist gutes Jahr hinter sich. Nach ersten BTE-Hochrechnungen stieg der Umsatz des Handels im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht an. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen und auch den Sortimenten zum Teil groß. Die Mehrzahl der Unternehmen dürfte 2011 - wie in den beiden Vorjahren - ihren Umsatz gehalten oder sogar erhöht haben. Dem gegenüber stehen aber nicht wenige Unternehmen mit Umsatzeinbußen. Tendenziell haben größere, profilierte Geschäfte an stark frequentierten Standorten erneut besser abgeschnitten als kleinere Läden in Nebenlagen.

Der Gesamtmarkt für Haus- und Heimtextilien hat sich dabei 2011 nach BTE-Schätzungen uneinheitlich entwickelt. Zuwächse gab es vor allem bei Bettwaren sowie zum Teil bei Haustextilien. Nach Schätzungen des BTE lag der Einzelhandelsumsatz mit allen Sortimenten 2011 mit hochgerechneten 8,92 Mrd. Euro um rund vier Prozent über Vorjahresniveau. Nicht eingerechnet in diese Zahl sind die Umsätze mit Bettgestellen, Rahmen/Rosten, Wasser- und Polsterbetten, Sonnenschutz, Tapeten und Wandbekleidung sowie der große Bereich des Objektgeschäfts (Bürohäuser, Hotels, Krankenhäuser, Altenheime usw.). Erfreulich für den Fachhandel: auch 2011 hat sich der Trend zu guten Qualitäten weiter fortgesetzt. Neben dem gehobenen Bereich haben sich auch die mittleren Preislagen gut geschlagen. Der Kunde suchte auch 2011 nach bekannten Marken und griff bevorzugt nach verlässlichen Qualitäten.

Die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Einzelhandel (Stichproben-Erhebung) liegen aktuell erst für die ersten zehn Monate des Jahres 2011 vor, bestätigen allerdings weitgehend die Schätzungen des BTE. Danach verzeichnete der spezialisierte Betten-, Haustextilien- und Meterwarenfachhandel aufgelaufen per Ende Oktober 2011 ein Umsatzplus in Höhe von 2,9 Prozent. Der Unterschied zu den Veränderungsraten der Marktvolumina erklärt sich u.a. dadurch, dass bei den amtlichen Handelszahlen nur die Spezialgeschäfte erfasst werden, nicht aber die Warenhäuser, Möbelgeschäfte, Baumärkte sowie die Lebensmitteldiscounter. Zudem fehlt in der amtlichen Zahl der Umsatz der umsatzstarken letzten Monate bzw. des Weihnachtsgeschäftes, das in 2011 auf Vorjahresniveau gelaufen sein dürfte.

Wichtiger als die Umsätze sind für den Handel allerdings die Erträge. Und diese dürften sich im letzten Jahr aufgrund der ordentlichen Umsatzentwicklung bei der Mehrzahl der Unternehmen positiv entwickelt haben. Allerdings war die Ertragslage in den Vorjahren oft rückläufig und ist mit im Schnitt niedrigen einstelligen betriebswirtschaftlichen Renditen im Haus- und Heimtextilienhandel bestenfalls befriedigend. Nicht nur aus diesem Grund dürfte auch 2011 die Zahl der Fachgeschäfte für Haus- und Heimtextilien leicht zurückgegangen sein. In den letzten Jahren verlor die Branche jährlich zwischen 100 und 300 Unternehmen. Laut letzter Umsatzsteuerstatistik gab es 2009 im Einzelhandel insgesamt 7.551 Unternehmen, die schwerpunktmäßig Betten, Haustextilien oder Handarbeiten und Meterwaren verkauften. Ein direkter Vergleich der Zahlen zu 2008 ist allerdings wegen der für 2009 vorgenommenen Neuaufteilung der Branchen nicht möglich. Für 2012 ist der Haus- und Heimtextilhandel zuversichtlich. Die Branche setzt darauf, dass die Konsumstimmung dank der guten Beschäftigungslage und hoffentlich stabiler Konjunktur positiv bleibt. Und selbst bei einer drohenden Euro- und Schuldenkrise kann die Branche immer noch darauf hoffen, dass sich, wie in der Vergangenheit beobachtet, viele Verbraucher in schwierigen Zeiten auf ihr Heim zurückbesinnen und dort entsprechend investieren.


Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie

Die deutsche Heimtextilien-Industrie ist mit dem Konjunkturverlauf 2011 zufrieden. Die Rahmenbedingungen stimmten. Gesamtwirtschaftlich ging es weiter aufwärts. Nach 3,7 Prozent in 2010 ist das Bruttoinlandsprodukt auch 2011 gewachsen - voraussichtlich um 3,0 Prozent. Die internationalen Märkte zeigten sich dabei wieder zunehmend dynamisch und kurbelten das heimische Exportgeschäft an. Der Inlandskonsum lief u.a. aufgrund günstiger Finanzierungsbedingungen und der verbesserten Arbeitsmarktsituation auch wieder rund. Die gegenwärtige Schulden- und Eurokrise verstärkte die Konsumneigung noch zusätzlich. Die akute Unsicherheit des Euro und fehlende Gewinn bringende Geldanlagen an den Finanzmärkten lassen den Verbraucher nach alternativen Anlageformen suchen. Baufirmen und Renovierungsdienstleister haben derzeit Hochkonjunktur. Die deutsche Heimtextilien-Industrie profitiert von dieser Entwicklung. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte mehrten sich daher auch die positiven Vorzeichen in der Verbandsstatistik. Per Ende November war ein Umsatzplus bei 1,2 Prozent festzustellen. Mit 1,2 Prozent bzw. 1,5 Prozent verlief der Umsatztrend im In- und Ausland ähnlich. Die Exportquote blieb 2011 stabil bei 25 Prozent. Die Anzahl der Produktionsbetriebe der Heimtextilien-Industrie verringerte sich 2011 nur geringfügig. Geschätzt werden 147 Betriebe, gleichbedeutend mit einem Minus von zwei Prozent. Die Anzahl der Beschäftigten verringerte sich geschätzt um 1,3 Prozent auf 14.700. 2011 verlief insgesamt sehr positiv für die Produktgruppe Bettwaren (Steppdecken und Kissen gefüllt mit Naturhaaren und Fasern). Per Ende November wurde ein Umsatzwachstum von 6,4 Prozent erreicht. Sowohl das Inlandsgeschäft (6,6 Prozent) als auch das Exportgeschäft (5,7 Prozent) entwickelten sich positiv bei einem stabilen Exportanteil von 19,4 Prozent. Das Umsatzplus der Steppdecken und Kissen wurde sowohl mit Naturhaarfüllungen als auch mit Füllungen aus synthetischen Fasern generiert. Es wurden durchweg höhere Durchschnittspreise realisiert. Damit konnte zumindest ein Teil der höheren Rohstoffkosten von den Unternehmen aufgefangen werden.

Ausblick: Das ifo Institut überschreibt seine Konjunkturprognose 2011/2012 mit "Schuldenkrise bremst die deutsche Wirtschaft aus". Verschiedene Unsicherheitsfaktoren erschweren dabei die Prognosen. Allgemein wird für 2012 mit einer Abschwächung der Konjunktur weltweit gerechnet. Das heimische Bruttoinlandsprodukt soll 2012 nur noch um bescheidene 0,7 Prozent wachsen. Trotz dunkler Wolken am Konjunkturhimmel blickt die deutsche Heimtextilien-Industrie mit solidem Optimismus auf 2012. Denn noch profitieren die Unternehmen von der guten Binnenkonjunktur und der regen Konsumaktivität des Verbrauchers. Die aktuell verstärkten Bau- und Renovierungsaktivitäten wirken zum Teil erst mit zeitlichem Verzug und werden die heimtextile Konjunktur noch eine Weile in Schwung halten. Deutsche Heimtextilien sind nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch stark im Design und ihrem emotionalen Ausdruck. Sie zeichnen sich durch Innovationen, hohe Funktionalität und Zusatznutzen aus und besetzen damit verschiedene Marktnischen. 2012 nimmt die deutsche Heimtextilien-Industrie eine solide Position im internationalen Wettbewerb ein.


Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie

Nach einem sehr guten Start, der das erste Quartal 2011 nachhaltig prägte und teilweise bis ins zweite Quartal anhielt, sanken die Umsatzzahlen zum Sommer hin ab. Bedingt durch die überdurchschnittlich warmen Herbsttage war das Interesse der inländischen Verbraucher an mit Federn und Daunen gefüllten Bettwaren bis Anfang Oktober nicht sehr groß. Mit dem Oktober setzte die Saison zwar relativ spät, aber noch so rechtzeitig ein, dass sich die Umsätze insgesamt auf stabilem Niveau mit einem leichten zweiprozentigen Wachstum bewegten. Das Jahr 2011 war beschaffungsseitig von anhaltenden Preiserhöhungen bei Daunen, Federn und Baumwolle geprägt, diese Entwicklung wird auch in den kommenden Monaten weiter anhalten. Insbesondere die "Preisexplosion bei der Baumwolle", ein Rohstoff, der maßgeblich die Kosten für Inlettgewebe beeinflusst und dessen Preis über Jahrzehnte sehr niedrig bis abwärts tendierte, trägt bereits seit Ende 2010 entscheidend zur Verteuerung des Wareneinsatzes bei. Nur infolge steigender Nachfrage nach Geflügelfleisch würden sich die auf den Märkten verfügbaren Kontingente an Daunen und Federn vergrößern. Angesichts der steigenden Futtermittelpreise und der schwierigen Situation der Geflügelbauern haben jedoch vor allem kleine Betriebe die Aufzucht von Gänsen und Enten reduziert oder eingestellt. Insbesondere in den asiatischen Ländern besteht ein unvermindert hoher Nachholbedarf an qualitativ hochwertigen mit Daunen und Federn gefüllten Bettwaren. Das Wachstumspotenzial dieser Märkte ist groß; die deutsche Bettwarenbranche konnte exportseitig allerdings nur begrenzt daran partizipieren. Der VDFI sieht seine Prognosen aus dem Vorjahr bestätigt, dass die klassischen Lieferländer für Daunen und Federn (u.a. China, Taiwan, Osteuropa) ihr Angebot an Fertigprodukten ausweiten, um diese Produkte nach Deutschland zu exportieren. Der Anteil importierter Fertigprodukte auf dem deutschen Markt hat sich auf ca. 25 Prozent erhöht. Weiter begeistert sich die Bekleidungsindustrie zunehmend für mit Daunen und Federn gefüllte Produkte. Im Inland haben langfristige Kontrakte zwischen der deutschen Industrie und dem Handel die in den meisten Fällen notwendigen Preisanpassungen nur teilweise zugelassen. So bleibt eine Abschätzung sowohl der zukünftigen Preisentwicklung für das Endprodukt und die sich daraus ergebende Reaktion des Verbrauchers, als auch die Prognose, wann der Zenit bei den Preissteigerungen der Vorprodukte überschritten sein wird, spekulativ. Das Verbraucherinteresse an den im Markt fest etablierten Qualitätssicherungssystemen für daunen- und federngefüllte Bettwaren (Traumpass, Nomite, Daunasan/Downafresh) ist konstant hoch. Insgesamt blickt die deutsche Bettfedernindustrie verhalten auf das Jahr 2012. Die Situation der Rohstoffmärkte wird die anstehenden Orderrunden und die Preisverhandlungen schwierig gestalten. Erwartet werden jedoch trotz der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise keine signifikanten Einschnitte in der Branche.
aus Haustex 02/12 (Wirtschaft)