Ambiente 2012

Produkte spannend inszeniert


Die Frankfurter Messe Ambiente sieht sich selbst als die bedeutendste Konsumgütermesse weltweit. Diesem Ruf ist sie auch 2012 gerecht geworden. Auffällig war in diesem Jahr das vergleichsweise geringere Interesse einheimischer Besucher, so dass einige deutsche Aussteller von einer - allerdings sehr erfolgreichen - Exportmesse sprachen. Dabei ist der Fachhandel in Deutschland durchaus zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr und erwartet auch für 2012 zumindest ein Abschneiden auf Vorjahresniveau. Neuheiten und Trends gab es in Frankfurt jedenfalls reichlich zu sehen.

Die Frankfurter Ambiente gilt als weltweit bedeutendste Konsumgütermesse und hat diese Position auch 2012 behauptet. Die 4.543 Aussteller aus 87 Ländern berichteten überwiegend von guten Geschäften, vor allem mit internationalen Kunden. Maßgebliche Unternehmen aus dem Bereich Dining (u. a. WMF, Villeroy & Boch) sprachen von einer "echten Exportmesse mit hervorragender Resonanz". Im Bereich Living, wo sich viele Hersteller von Wohntextilien, dazugehörigen Accessoires und Einrichtungen präsentierten, waren einige Aussteller aus dem Ausland überrascht, dass so wenige deutsche Kunden auf der Messe unterwegs waren.

Branche ist mit 2011 zufrieden

Wie der GPK Bundesverband für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur auf der Ambiente berichtete, ist der Fachhandel mit dem vergangenen Jahr zufrieden. Die Umsätze lagen auf Vorjahresniveau. Vor allem mit Küchenprodukten war der GPK-Fachhandel 2011 erfolgreich. An Umsatz zulegen konnte die Warengruppe Garten und Outdoor.

"Ein sehr zufrieden stellendes Ergebnis und mehr, als man angesichts der Finanz- und Eurokrise hätte erwarten können", so Gerald Funk, Präsident des GPK. Für das Jahr 2012 hofft die Branche das Gesamtergebnis wiederholen zu können.

"Der Erfolg des Fachhandels und damit der Branche hängt entscheidend vom Profil ab, das den Verbrauchern vermittelt wird", erläuterte Gerald Funk, "und das betrifft auch aus der Sicht des Handels zunächst das Markenprofil der Lieferanten." Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis glaubwürdig? Wird das Qualitätsversprechen eingelöst? Ist die Vertriebspolitik in Ordnung? Mit Markenprodukten verbindet der Verbraucher die Erwartung an Beratungsqualität, Service und ein adäquates Umfeld. Der Fachhandel muss wissen, wofür eine Marke und ihr Management stehen, er braucht Berechenbarkeit und muss Vertrauen entwickeln können.

Der GPK hat gemeinsam mit der EK/servicegroup eine Initiative gestartet, die sich mit der Entwicklung eines Category Management (CM) für die Living-Branche befasst. Ziel des Programms ist es, bedarfsorientierte Sortimente zu entwickeln, die den Konsumenten ansprechen, zielorientiert auf seine Bedürfnisse eingehen und so einen Kaufreiz schaffen. Es werden aktuelle und bedarfsgerechte Strukturen für den Endkunden zusammengestellt und attraktive Erlebniswelten geschaffen. Mit solchen Konzepten kommt der Handel näher an die Kundenwünsche heran.

Erlebniswelten sollen Kundenwünsche befriedigen

Erlebniswelten im Bereich der Konsumgüter sind dafür geschaffen, lebhafte und spannende Szenarien zu gestalten. Auf der Ambiente war zu sehen, was mit den richtigen Produkten in entsprechender Zusammenstellung möglich ist. So zum Beispiel mit den typischen Living-Sortimenten in Halle 11.0 (Loft) und 9.0: Möbel, Leuchten, Wohnaccessoires und Textilien. Bei zahlreichen bekannten und erfolgreichen Wohntextil-Konzepten - viele von ihnen kamen aus Schweden und Dänemark (u.a. Eightmood, Bloomingville, Lene Bjerre) - war deutlich das Zusammenspiel mit GPK zu sehen. Dem Tisch kam wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Ist er aus Holz, lässt sich das natürliche Material in einfallsreichen Tischdekorationen aufgreifen und fortführen, etwa mit Pflanzen-Arrangements - exotisch oder einheimisch mit Grün-, Braun-, Rottönen und zartem Lila oder Weiß.

Tisch-Textilien bleiben aber dennoch unentbehrlich, wenn auch oft minimal und dezent eingesetzt und dem natürlich-schlichten Stil angepasst. Große, lange Tische sind gedeckt mit apart bedruckten Tischtüchern in sanften Farben. Noch mehr fallen die weißen Tafeln auf, die in Halbleinen- oder Leinenjacquards zwar festlich eingedeckt sind, dabei aber unkompliziert und gastlich wirken.

Frische, dynamische Farben - viel Gelb, Grüntöne, Orange und Rot - betonen uni oder in Streifenvariationen ebenfalls den Spaß an gemütlicher Geselligkeit. Das passt zum Leben im Freien in den kommenden Frühjahrs- und Sommermonaten, mit maritimem Flair oder im neuen Bistro-Stil in Weiß.

Wachstumsmarkt Objektgeschäft

Großes Interesse fand der Themenschwerpunkt Contract Business, denn das Objektgeschäft bietet weltweit Wachstumspotenziale. In Deutschland beträgt das Marktvolumen für Segmente wie Glas, Porzellan, Wohndesign und Geschenke laut Branchenschätzungen rund 2 Mrd. EUR. Die Investitionssumme für Hotelprojekte lag nach Angaben der Branchenverbände im Jahr 2010 bei über 10,4 Mrd. EUR.

Der Londoner Designer Sebastian Bergne beschäftigte sich auf der Ambiente mit dem Thema "Innovative Konsumgüter" und stellte in der kleinen Sonderpräsentation "Solutions" Produkte vor, die zwar eine hohe Marktrelevanz bei verschiedenen Verbrauchergruppen haben, sich aber nicht vorrangig über das Design definieren. "In unserer modernen Welt dürfen neue Produkte nicht nur zu oberflächlicher Neuauflage gemacht werden. Innovation kann auch eine ganz kleine Neuheit sein - intelligenter Materialeinsatz oder eben eine clevere Idee, die dem Verbraucher einen bestimmten Vorteil bringt." Es gehe nicht so sehr um den visuellen Design-Aspekt, sondern eher darum, wie der Benutzer von den Produkten profitieren würde.

Selbstbewusste Verbraucher

Um das Konsumverhalten ging es auch dem Stilbüro bora.herke.palmisano beim Auffinden und Präsentieren von Produkttrends. Der Konsument sei sehr selbstständig geworden, treffe selbstbewusst, gut informiert und stilsicher seine Entscheidungen, so Claudia Herke. Die Konsumenten der Zukunft werden immer mehr auf Produkte achten, die einen Wert haben, die eine Geschichte erzählen - Produkte, die Entwicklungen durchgemacht haben und weg von Schnelllebigkeit gehen.
aus BTH Heimtex 03/12 (Wirtschaft)