Maison & Objet Frühjahr
Paris ist eine Reise wert
Mit nahezu 86.000 Besuchern aus 137 hat die Frühjahrsausgabe der Pariser Maison & Objet wieder einmal überzeugt, auch wenn der französische Einzelhandel unterrepräsentiert schien. Wer sich in den Messehallen umschaute, konnte viel inspirierendes Entdecken und sich am "French touch" der einheimischen Produzenten erfreuen.Die Anziehungskraft der Seine-Metropole Paris macht sich auch die Messe Maison & Objet in Villepinte zunutze - mit zunehmendem Erfolg, wenn es um die Internationalität der Aussteller und Besucher geht. Über die wachsende Zahl der Aussteller wird zwar nicht gesprochen, doch die Ausstellungsfläche und -hallen nehmen zu. Halle 8 mit Now! Design à vivre - Funktion trifft Form - ist bisher die letzte.
Die Hälfte der Besucher kommt aus dem AuslandUmso mehr stehen die Besucherzahlen im Blickpunkt der Messestatistik. Von den insgesamt fast 86.000 Besuchern kam fast die Hälfte aus dem Ausland, aus 137 Ländern. Statt Südeuropäern waren verstärkt Interessenten aus Osteuropa in den Messehallen anzutreffen. Vor allem französische Aussteller beklagten aber einen Mangel an Kunden aus dem einheimischen Einzelhandel.
Wer sich über die eigenen Interessen hinaus inspirieren lassen will, kommt an eine, Besuch der Halle 7 nicht vorbei. In den Scènes dinterieur haben renommierte, aber auch noch unbekannte Designer und Hersteller eindrucksvolle Produktszenarien geschaffen.
Halle 2, der Textil-Halle, wurde von französischen Marken dominiert. Hier waren potente Kunden aus aller Welt gezielt auf der Suche nach Luxusmarken. Es ging hauptsächlich um Bett und Bad mit vielen exquisiten Accessoires, um Tisch, dekorative Kissen und Wohlfühl-Artikel wie Plaids und Decken in hochwertigen Materialien. Hoch im Kurs standen feine Detailarbeiten handwerklicher Art, diskrete Satins und Jacquards - und klarlinige Designs. Weiß und blasse, natürliche Farben aus der Braun-, Grau- und zarten Grünskala herrschten vor, daneben Blau, von hell über Indigo zu Marine. Vor allem bei den Italienern waren kontrastreiche grafische Drucke zu sehen.
"French touch" bei BettwäscheBei der Musterung von Bettwäsche beliebt sind Florales, ausdrucksstarke und dekorative Blumen, Blüten, Pflanzen, fragil und leicht bewegt. Und vor allem der offene, meist helle Fond, der die Materialstruktur erkennen lässt. Das sei der "French touch", hieß es von französischen Designerinnen. Double faces und Kombinationen mit kleinen Allovers oder Streifen bringen Abwechslung. Leinen, feinst bis grob, ist weiterhin Favorit.
Neues war in Paris über die französische Descamps-Gruppe zu erfahren. Mit seinen Marken Jalla, Santens und Dodo (auf den französischen Markt beschränkt) und den Lizenzen Lacoste, Laura Ashley und Diesel, ist das Traditionsunternehmen gerade dabei, sich unter der Leitung von Gérard Friess neu aufzustellen. Eine der wichtigsten Marketing-Aktivitäten sieht Friess in der Image-Aufwertung mit einem Boutiquen-Netz, eingerichtet im Haussmann-Stil des großen Pariser Stadt-Architekten. Die Marke Descamps soll "lart de vivre à la franaise" darstellen - die französische Lebenskunst. Für Jalla mit seiner Kollektion im mittleren Genre ist nach bisheriger Planung ein Franchise-System vorgesehen.
Hersteller aus den Vogesen mit eigenem Markenzeichen Um ein besonderes, Aussage starkes Image geht es auch traditionsreichen Textilherstellern aus den Vogesen. Gut 3.000 Menschen sind in diesem ost-französischen Gebiet im textilen Sektor beschäftigt. Über 60 % der nationalen Garnherstellung ist dort angesiedelt sowie 50 % der Stoffproduktion.
Um diese Wirtschaftskraft zum Ausdruck zu bringen und die heimische Textilindustrie zu schützen, haben sich bislang 21 Hersteller zusammengetan und das eingetragene Markenzeichen "Vosges, terre textile" entwickelt. Es garantiert textile Qualität, die sich auf das Wissen und die Erfahrung einer jahrhundertelangen Tradition gründet; außerdem für größtmögliche Transparenz in der Erzeugungskette.
Um das Label führen zu dürfen, sind strenge Auflagen zu erfüllen. Paul de Montclos, Präsident von Garnier & Thiebaut, leitet den Zusammenschluss und fühlt sich nach eigenem Bekunden als Botschafter der Region. Jeder Interessierte sei eingeladen, das Gebiet und die dort ansässigen Firmen zu besuchen, um sich vor Ort von den textilen Werten zu überzeugen. Mit seinem Unternehmen ist de Montclos im Export von Tischwäsche sehr erfolgreich und auch in Deutschland im Einzelhandel gut vertreten.
Im gleichen Produktsegment aktiv ist Le Jacquard Franais, bekannt für seine farbenfrohe Jacquard-Tischwäsche. JLF hat sein Logo grafisch überarbeitet und modernisiert und die Kollektion etwas differenzierter konzipiert, sowohl klassisch als auch an aktuelle Trends angepasst. Die Rede ist von neuer Geselligkeit, die auf konservative Etikette und aufwendige Tischwäsche verzichtet. Mit dem gedeckten Tisch will man dem Gast und sich selbst Freude machen und kann dabei kreativ sein.
aus
BTH Heimtex 03/12
(Wirtschaft)