Interview mit Alfons Horn (WeGo) und Heinz Schmitt (BEB)
Deutscher Estrichpreis Wer wird Preisträger?
Auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Estrich und Belag wird in diesem Jahr zum fünften Mal der Deutsche Estrichpreis vergeben. Die Ehrung wird anlässlich der Gemeinschaftagung Estrich Parkett Belag in Kiel erfolgen. Für die Auszeichnung können sich Unternehmen bewerben, die im laufenden oder vergangenen Jahr besondere Sanierungs- oder Modernisierungmaßnahmen im Estrichbereich durchgeführt haben. Die Leistung muss herausragend sein. BEB-Fördermitglied WeGo Systembaustoffe stiftet auch diesmal den Deutschen Estrichpreis. FussbodenTechnik sprach mit Alfons Horn, Sprecher der Geschäftsführung WeGo Systembaustoffe und Heinz Schmitt, Vorsitzender der Bundesverbandes Estrich und Belag.
FussbodenTechnik: Was muss ein Estrichobjekt bieten, damit es in die engere Wahl für den Deutschen Estrichpreis kommen kann?
Heinz Schmitt: Grundsätzlich suchen wir jährlich die beste Sanierungs- und Modernisierungsleistung im Bereich des Estrichs. Für uns sind folgende Aspekte entscheidend:
-Problemstellung für die zu erbringende Bauleistung und Erarbeitung eines innovativen Lösungsansatzes zur Bauausführung
-Art und Weise der Präsentation der Lösungsmöglichkeit gegenüber Planern, Architekten oder Bauherren
-und schließlich als wesentliche Komponente die Umsetzung, d.h. die Bauausführung am entsprechenden Bauobjekt.
Diese drei Hauptkomponenten werden in unterschiedlicher Gewichtung bei einer auszeichnungswürdigen Bauleistung beurteilt. Letztlich wird die Leistung insgesamt bewertet.
FT: Herr Horn, Worin besteht Ihre Motivation von Seiten WeGo, etwas für das Estrichgewerbe zu tun? Warum wird der Preis ausgelobt?
Alfons Horn: Der Estrichpreis geht zurück auf eine damals regionale Initiative mit der Innung Baden-Württemberg - nämlich, dem Bodengewerk den hohen Stellenwert zumessen, den es verdient. Der Estrich ist im Wortsinne "Boden" des Hauses. Er findet bei Architekten und Bauherren oftmals kein bis nur geringes Interesse. Nicht selten ist die Haustür wichtiger als ein nachhaltig guter Bodenaufbau. Das wollten wir als WeGo ändern.
FT: Die Jury des Deutschen Estrichpreises wird vom Bundesverband Estrich und Belag berufen. Würden Sie uns die Jury-Mitglieder kurz vorstellen?
Schmitt: Wir haben bei der erstmaligen Verleihung des Preises im Jahr 2009 großen Wert darauf gelegt, kein aufgeblähtes Entscheidungsgremium zu etablieren. Deshalb besteht die Jury auch nur aus drei Mitgliedern. Vielmehr wollten wir mit einigen wenigen und erfahrenen Fachleuten den Weg des schlanken Entscheidungsprozesses für die Preisverleihung gehen. Glücklicherweise haben sich hierzu auch zwei Topexperten unserer Branche zur Verfügung gestellt: Heinz-Dieter Altmann und Ingo Niedner. Sie sind unter anderem auch Obleute unserer BEB-Arbeitskreise "Kunstharz" und "Sachverständige" sowie öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige.
Von hauptamtlicher Seite komplettiert Oliver Erning die Jury, der erfahrene Leiter unseres Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF), das dem Bundesverband angeschlossen ist. Bei den vergangenen Preisverleihungen hat es wohl auch deshalb zu den Entscheidungen der Jury keinerlei Beanstandungen gegeben. Die Entscheidungen wurden allseits anerkannt.
FT: Herr Horn, Sie stiften den Deutschen Estrichpreis, warum sitzen Sie nicht auch in der Jury?
Horn: Lassen Sie mich dies mit einer Anekdote kommentieren: Im Rahmen einer der zurückliegenden Preisverleihungen sagte mir der geschäftsführende Gesellschafter des Preisträgers: "Damit hätten wir nie gerechnet - wir kaufen doch gar nicht bei Ihnen." Eben darum geht es unmittelbar auch nicht: WeGo hat als Handelshaus selbstverständlich kommerzielle Interessen. In diesem Falle liegen diese aber darin, für das Gewerk Boden Werbung zu machen und den Estrichlegern die Reputation zu verschaffen, die ihnen für dieses wichtige und nachhaltige Gewerk zusteht.
Um dies zu erreichen, muss der Preis ein Preis des Verbandes sein - kein Preis eines Handelshauses. Darüber hinaus: Die Jury ist hochkarätig besetzt und weiß die technische Leistung der Estrichleger richtig einzuschätzen.
FT: Der Deutsche Estrichpreis wird in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben, er ist also ein recht junger Preis. Hat er sich bereits in Deutschland etabliert?
Horn: Wir glauben ein zunehmendes Interesse der Verarbeiter wahrzunehmen - von Etablierung würde ich aber nicht sprechen. Laut Verband könnte die Zahl der teilnehmenden Verarbeiter größer sein. Hier können wir die Kollegen nur ermutigen teilzunehmen. Regelmäßig hören wir von den Preisträgern, dass die Dokumentation der Bauvorhaben aufwendig war - der Preis und dessen Begleiterscheinungen dies aber bei weitem kompensieren würden. Wir glauben an den Preis und dessen Mission - hier tragen die Verarbeiter eine Verantwortung, diesen Preis als Ehrung des Gewerkes für ihren Verband anzunehmen.
FT: Was haben die bisherigen vier Preisträger des Deutschen Estrichpreises gemeinsam? Was unterscheidet sie?
Schmitt: Gemeinsam ist den bisherigen Preisträgern, dass es sich dabei um hochqualifizierte Estrichunternehmen aus Deutschland handelt. Es sind flexibel arbeitende, mittelständische Meisterbetriebe, die seit langen Jahren am Markt sind. Insbesondere die Komponente der Diversifikation im Hinblick auf ihre angebotene Bauleistung stand für diese innovativen Fachunternehmen immer in adäquater Relation zu den Markterfordernissen.
Hinsichtlich der Verleihung des Deutschen Estrichpreises zeichnen sich die Preisträger durch sehr unterschiedlich erbrachte hervorragende Bauausführungen aus. Die Prämierungen erfolgten unter anderem für Estrich- und Bodenbelagsarbeiten in einer historischen Schlossanlage sowie einer Altbausanierung in einem Justizzentrum bzw. dem Bau eines Skateparks. Ebenso wurden aber auch weniger spektakuläre Objekte ausgezeichnet, die auf neuen innovativen Produkten beruhten und bis dahin nicht erreichte technische Anforderungen bezüglich Biegezugfestigkeiten oder Konstruktionshöhen realisierten.
FT: Wie ist die Entwicklung der Sieger-Objekte zu bewerten? Hat sich die Qualität der Einsendungen insgesamt verändert / verbessert?
Schmitt: Die Bauausführung in den Objekten war so unterschiedlich, dass es nicht richtig wäre, über die Jahre hinweg von veränderten oder verbesserten Qualitäten zu sprechen. Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich für den Preis in der Regel qualifizierte Fachbetriebe bewerben. Sie erbringen für den Auftraggeber qualitativ gute Bauleistungen, die in ihrer Außergewöhnlichkeit für eine Preisverleihung sehr unterschiedlich sein können. Sicherlich ist eine Preisverleihung für historische Sanierungsobjekte oder Skateparks spektakulärer als eine Preisverleihung für Bauleistungen im Zusammenhang mit der nüchternen Beurteilung von wesentlich verbesserten technischen Komponenten. Gleichwohl hatten und werden solche Bauausführungen auch zukünftig Aussicht auf einen Preis haben.
FT: Wie ist der Nutzen für die Preisträger zu bewerten? Benutzen die Sieger den Preis für ihr Eigenmarketing?
Horn: Dies meinte ich mit Begleiterscheinungen. Zunächst stiften wir den Preis und ein Preisgeld - der letztmalige Preisträger hat dieses aufgestockt und in seiner Gemeinde damit ein soziales Projekt unterstützt. Darüber hinaus laden wir den Preisträger und die im Projekt eingebundenen Mitarbeiter zu einer kleinen Feier ein - sicherlich gut für die Motivation und als Dank für das tolle Projekt. Letztlich - und das wünschen wir uns - kann das Estrichunternehmen mit dem Preis werben. Zwei der Preisträger haben dies in späteren Objektberichten dann auch getan.
FT: Der Träger des Deutschen Estrichpreises 2012 erhält ein Firmenfest für die Belegschaft des siegreichen Estrichbetriebes im Wert von 1.500 EUR. Wie kam es zu der Idee für diesen Preis?
Horn: Die bisherigen Preisträger waren Unternehmen im besten Sinne, leistungsbewusste Unternehmer mit Wertschätzung für Ihre Mitarbeiter und deren Beitrag. Was liegt da näher, als auch diejenigen zu prämieren, welche mit Herz und Hand für die gewerkliche Ausführung des Projekts verantwortlich waren?
FT: Sind eigentlich alle bisherigen Sieger Mitglied des Bundesverbandes Estrich und Belag?
Schmitt: Bevor ich diese Frage beantworte, scheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass im Bundesverband mehr oder weniger die Topbetriebe unserer Branche organisiert sind. Dies hat sich im vergangenen Jahr auch dadurch ausgedrückt, dass die drei Erstplazierten des Bundesleistungswettbewerbs der Estrichleger ausschließlich aus BEB-Betrieben kamen. Ausdrücklich weise ich darauf hin, dass es sich hierbei um eine Veranstaltung des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes handelt und dass der Bundesverband hierauf keinerlei Einfluss hatte.
Auch aus dieser Sicht scheint es nicht verwunderlich zu sein, dass beim Deutschen Estrichpreis bisher die Preisträger fast ausschließlich Mitglieder des Bundesverbandes waren. Natürlich sind wir hierauf ein bisschen stolz. Gleichwohl rufen wir immer wieder alle Betriebe der Branche auf, sich an diesem Preiswettbewerb zu beteiligen.
FT: Kurzer Ausblick: Wann ist der Deutsche Estrichpreis langfristig ein Erfolg? Wie soll er sich entwickeln? Könnte es langfristig mehrere Preisträger in unterschiedlichen Kategorien geben?
Horn: Ein Erfolg ist der Deutsche Estrichpreis bereits heute - für jeden Teilnehmer des jährlichen Wettbewerbs und insbesondere für den jeweiligen Sieger. Als "Ideen-Stifter" wünschen wir uns aber, dass mehr Verarbeiter das Potential ihres Gewerks und ihres täglichen Handelns erkennen und sich aktiv um diesen Preis bemühen - im Rahmen der herausragenden Projekte, die das Estrichgewerk täglich hervorbringt. Estrich ist mehr als Styropor, Folie, Sand und Bindemittel. Estrich ist der Boden auf dem wir uns bewegen und - als eines der wenigen letzten Gewerke - oftmals Ergebnis langjähriger Erfahrung. Bauchgefühl zur Herstellung funktionierender Rezepturen gehört dazu.
Wir werden den Preis weiter unterstützen - ideell wie finanziell. Dabei stehen wir auch weiteren Preiskategorien positiv gegenüber, was den Kreis zu meiner ersten Antwort schließt: Wir hatten bereits in 2005 drei Preise gestiftet: Einen für das "Technisch anspruchsvollste Projekt", einen für "Die beste Umsetzung des damaligen, Anmerkung der Redaktion Qualifikationskonzepts Meisterhaft" und einen für "Die beste Ausbildungsleistung im Estrichgewerk". Vielleicht waren wir damals damit zu weit voraus. Aber, was treibt uns heute mehr um als sich vom Kollegen 0815 durch herausragende Technik, hervorragende Qualifiaktion und gutausgebildeten Nachwuchs abzugrenzen? Insofern liegt das Handwerkszeug zur Förderung dieser Tugenden bereit. Die Verarbeiter müssen dieses durch ihre Beteiligung nutzen. WeGo Systembaustoffe steht als Partner des Estrichgewerks und des Bundesverbands Estrich und Belag hierfür bereit.
aus
FussbodenTechnik 03/12
(Wirtschaft)