Hilding Anders
Neustart in Deutschland mit Augenmaß
Hilding Anders plant einen Neustart auf dem deutschen Markt, diesmal aber richtig. Martin Frutig ist als neuer Regional Director noch frisch im Amt, aber eines ist ihm schon klar: "Wir wollen den Markt wieder von Grund auf aufbauen und bescheidener auftreten, denn man hat nicht unbedingt auf uns gewartet.'
Dass der deutsche Markt für Hilding Anders ein interessanter ist, liegt auf der Hand: Über 80 Mill. Einwohner in einem derzeit von der Konjunktur gut bestrahlten Land sind für den im Schlafsektor international aufgestellten Konzern sehr attraktiv. Schon einmal hatte man vor Jahren versucht, hierzulande Fuß zu fassen, allerdings ohne Fortune. Frutig, der zu der Zeit erfolgreich als Geschäftsführer der Schweizer Hilding-Anders-Tochter Bico AG wirkt, möchte auf die Fehler seiner Vorgänger nicht eingehen, er blickt lieber nach vorne. Und das aus gutem Grund, denn inzwischen hat der Konzern sich unter dem interimistisch fungierenden CEO Gunnar Johannson organisatorisch neu aufgestellt. Vor kurzem hat er planmäßig Anders Petterson Platz gemacht. Dem neuen Vorstandsvorsitzenden berichten auf Vertriebsseite jetzt die beiden Regionaldirektoren Björn Edwardzon (Nord/Ost) und Martin Frutig (Süd/West). Wobei man die regionale Einteilung aus skandinavischer Sicht betrachten muss, von wo Länder wie Deutschland, Österreich und die Schweiz zum Süden gehören und Frankreich sowie Spanien zum Westen. Hierzulande würde man den Wirkungskreis von Frutig wahrscheinlich als Westeuropa bezeichnen.
Durch seine Tätigkeit bei Bico und die Kooperation mit Sanders bei den Clima-Balance-Matratzen kennt Frutig die Mentalität des deutschen Handels aus eigener Anschauung: "Es gibt eine hohe Loyalität des Handels gegenüber seinen Lieferanten. Das macht es uns bei der Erschließung neuer Kunden nicht unbedingt einfacher, aber wenn wir sie dann haben, würden wir ja auch von dieser Loyalität profitieren. Wir wollen langjährige Partnerschaften eingehen.' Der Handel suche nicht die Größe bei einem Lieferanten, sondern Verlässlichkeit. Zwischen den Zeilen signalisiert Frutig damit, dass man aus den Erfahrungen von früher durchaus gelernt hat.
Die Neuorganisation bei Hilding Anders bedeutet auch eine veränderte Vertriebsstrategie. Hat man die einzelnen Tochterunternehmen bislang allein entscheiden lassen, welche Länder man bedienen möchte, so ist man jetzt dazu übergegangen, die Aktivitäten für jedes Land stärker zu bündeln und zu koordinieren. Man betrachtet in der Zentrale, welche Marke aus dem reichhaltigen Portfolio des Konzerns zu welchem Land passt, um dann strategisch vorgehen zu können. Noch, so Frutig, sei es zu früh, Ross und Reiter für den deutschsprachigen Markt zu nennen, da die Untersuchungen dort noch nicht abgeschlossen sind. Eines steht aber offenkundig schon fest: Die Boxspring-Technologie wird eine große Bedeutung erhalten.
In Deutschland muss Hilding Anders auch nicht bei Null anfangen. Der hochwertige Boxspring-Anbieter Jensen hat sich hier allmählich etabliert und konzentriert sich im Wesentlichen auf anspruchsvolle Möbelhäuser, die in der Lage sind, eine Marke zu unterstützen. Eastborn ist ebenfalls mit Boxspring-Systemen im Genre unter Jensen positioniert und im so genannten Economy-Bereich angesiedelt. Modernes Design ist laut Frutig ein Unterscheidungsmerkmal der Marke, die sich ebenfalls allmählich auf dem deutschen Markt durchzusetzen beginnt. Die dritte Marke, mit der man in Deutschland unterwegs ist, ist natürlich Bico aus der Schweiz, das mit seinen Climabalance-Matratzen noch relativ kleine Brötchen backt. Immerhin: "Wir konnten unseren Umsatz in Deutschland im letzten Jahr auf kleinem Niveau verdoppeln', berichtete Frutig. Außerdem ist Hilding Anders zu nicht unerheblichem Anteil im Private-Label-Sektor aktiv. Dass es bei diesen drei Marken nicht bleiben wird, ist klar. Frutig hat noch für dieses Jahr konkretere Pläne angekündigt.
aus
Haustex 03/12
(Wirtschaft)