Meisterwerke stoppen Nadura-Produktion: Interview mit Ludger Schindler und Volker Kettler

"Bei der Qualität muss man kompromisslos bleiben"


"Aufgrund unvorhersehbarer Veränderungen materialspezifischer Komponenten und den damit verbundenen Modifikationen ..." haben die Meisterwerke ihre Nadura-Boden- und Wandbeläge vom Markt genommen. Erst im November 2011 waren die auf der Wood-Powder-Technologie von Välinge basierenden Produkte eingeführt worden. Geschäftsführer Ludger Schindler und Volker Kettler, Leiter Produktmanagement, verdeutlichen die Gründe in dem nachfolgenden Interview.

ParkettMagazin: Die Begründung für den Produktionsstopp der Nadura-Sortimente klingt reichlich nebulös. Lässt sich auch allgemeinverständlich erläutern, warum Meisterwerke Schulte diese Maßnahme ergriffen hat?

Ludger Schindler: Das Produkt verhält sich in der Serienproduktion nicht so, wie in den zahlreichen Testläufen davor. Das bedeutet, dass wir den Fertigungsprozess noch einmal anpacken und die Produktionsanlagen modifizieren müssen. Erst dadurch können wir der großen Nachfrage aus dem Markt mit dauerhaft zuverlässiger Qualität so entsprechen, wie das die Branche von uns gewohnt ist. Die Verantwortung unseren Partnern im Fachvertrieb gegenüber und unsere eigenen hohen Qualitätsansprüche erforderten es, die Produktion zunächst auszusetzen. Jetzt arbeitet ein Team von Experten und Produktentwicklern mit Hochdruck daran, die Maschinen schnellstmöglich zu überarbeiten. Aber bei der Qualität muss man eben kompromisslos bleiben.

ParkettMagazin: Unklar an Ihrer Pressemeldung ist, ob mangelhafte Produkte ausgeliefert wurden oder ob lediglich der Produktionsablauf verbessert werden muss?

Schindler: Wir haben eine Produktionsunterbrechung, keine Rückrufaktion. Grundsätzlich werden nur solche Produkte ausgeliefert, von denen wir überzeugt sind. Das gilt auch für die bisher bereitgestellten Nadura-Sortimente. Darauf können sich unsere Kunden verlassen. Gerade deshalb haben wir die Entscheidung ja getroffen.

ParkettMagazin: Um als erster Hersteller die neue Belagstype Nadura im Angebot zu haben, sind Sie ein hohes Risiko eingegangen. Hätten diese Unwägbarkeiten im Fertigungsprozess nicht im Vorfeld der Markteinführung geklärt werden können?

Volker Kettler: Sie haben Recht, wir gehören zu den Pionieren der Nadura-Technologie. Auch wenn wir das Produkt im Vorfeld den härtesten Tests inklusive Pilot- und erster Serienproduktion unterzogen haben und dabei durchweg gute Ergebnisse hatten, kann es in der Auflagenfertigung dazu kommen, dass maschinentechnisch etwas modifiziert werden muss. Nur wer keine Innovationen bringt, bleibt dauerhaft von solchen Maßnahmen verschont. Dass wir jetzt ganz konsequent unsere Produktion unterbrochen haben, zeigt, wie wichtig uns eine reibungslose und zuverlässige Belieferung unserer Kunden ist.

ParkettMagazin: Välinge als Erfinder der Wood-Powder-Beschichtung hat die einfache Integration der Technologie in vorhandene Produktionsstraßen angepriesen - offensichtlich eine Fehleinschätzung. Wie haben die Schweden auf die neue Situation reagiert?

Kettler: Unser Lizenzgeber Välinge liefert die Pudermaterialien für Nadura und arbeitet mit uns gemeinsam daran, die Produktion baldmöglichst wieder aufnehmen zu können. Es sind aber auch Maschineninvestitionen notwendig, die die Zeiträume vorgeben.

ParkettMagazin: Wie wir uns auf dem Branchentag Holz und auf der Domotex überzeugen konnten, hat der Fachhandel großes Interesse an Nadura-Böden. Wie war die Reaktion auf Ihre Entscheidung, die Fertigung zu unterbrechen?

Schindler: Natürlich ist eine Verzögerung in der Lieferbereitschaft problematisch, wenn sich der Handel bereits auf das neue Produkt eingestellt hat. Die offene und transparente Art, wie wir mit dem Thema umgegangen sind, ist aber durchgängig auf Verständnis gestoßen. Hier zahlt es sich aus, dass wir über Jahre ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zum Fachhandel aufgebaut haben.

ParkettMagazin: Werden Sie es schaffen - wie angekündigt - im vierten Quartal wieder liefern zu können?

Kettler: Das Interesse an Nadura ist erfreulicherweise groß. Wir werden nach Anpassung der Anlagen die geforderten Mengen zuverlässig produzieren und im vierten Quartal auch ausliefern können. Im Umfang des Sortimentes ändert sich nichts. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den hohen Erwartungen des Marktes an diesem innovativen Produkt gerecht zu werden.
aus Parkett Magazin 03/12 (Wirtschaft)