BTH Heimtex/B+L-Kundenbarometer 2012
Teppichböden: Wo kauft der Fachhandel am liebsten ein?
Jeder zweite der vom Marktforschungsinstitut B+L befragten Fachhändler kauft seine Ware bei Vorwerk. Mit einigem Abstand auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Dura-Gruppe (34 %) und die Norddeutsche Teppichfabrik (23 %). Eine bedeutende Rolle als Bezugsquelle haben Großhandel und Einzelhandelskooperationen. Bei ihnen kaufen 37 % der Fachhändler ein. Insgesamt hat der deutsche Fachhandel die Zahl seiner Lieferanten aber drastisch reduziert - offenbar eine Reaktion auf die in den vergangenen Jahren gesunkene Nachfrage nach Teppichboden.Nach wie vor sind es schlechte Zeiten für textile Bodenbeläge. Zwischen 2006 und 2009 ist der Absatz in Deutschland um 22,1 % auf 113,7 Mio. m
2 gesunken. Nach einer kleinen Erholung 2010 (114,0 Mio. m
2) ging es 2011 weiter abwärts (111,3 Mio. m
2). Teppichböden entwickeln sich damit gegen den Trend, denn die Gesamtmenge in Deutschland verkaufter Bodenbeläge ist zwischen 2009 und 2011 um 4,7 % auf 353,1 Mio. m
2 gewachsen. Immerhin: Für 2012 und 2013 gehen Experten davon aus, dass sich textile Beläge bei 113 Mio. m
2 stabilisieren werden. Das geht aus der kürzlich erschienenen Neuauflage der Studie "Der Bodenbelagsmarkt Deutschland, Österreich, Schweiz bis 2012. Absatz und Distributionswege" aus dem SN-Verlag hervor.
Weiter dramatisch verlieren textile Bodenbeläge im Wohnbereich. Auf nur noch 24,2 % belief sich 2011 der Absatzanteil an diesem insgesamt 216,9 Mio. m
2 großen Markt. Vor zwei Jahren war er mit rund 50 % noch doppelt so hoch. Teppichboden profitiert nicht von der erfreulichen Entwicklung im Wohnungsbau, sondern muss erhebliche Marktanteile an elastische und Holzbeläge sowie Laminat abtreten.
Im wichtigen Objektmarkt können die textilen Beläge 2011 aber ihre Vormachtstellung mit deutlichen Abstand behaupten und bestreiten 43 % des insgesamt 136,3 m
2 großen Marktes. Und dieser wird wachsen, vor allem der Bereich Healthcare. Hier ist also noch Luft nach oben, vor allem für die Anbieter von getufteter Ware.
Gegenüber der Großfläche kann der Fachhandel seine Bedeutung als wichtigster Absatzmittler für Teppichboden im Wohnbereich mit einem Anteil von 38 % um einem Prozentpunkt ausbauen - bei etwa gleichbleibender Menge. Zusammen mit dem Handwerk setzte er 2011 rund 16 Mio. m
2 ab. Etwa ein Drittel aller Tufting-Teppichbeläge im Wohnbereich wurden zweistufig über Großhandel und Fachhandel/Fachhandwerk distribuiert - Tendenz steigend.
Das Objektgeschäft für Teppichboden verändert sich in ähnlicher Weise in Richtung zweistufiger Vertrieb. Ein Viertel aller Tufting-Qualitäten in diesem Segment bringt Fachhandel und -handwerk in den Markt. Zusammen mit dem einstufigen Vertrieb - direkt vom Hersteller - sind das 39 % beziehungsweise 17,2 Mio. m
2 des gesamten Objektmarktes für Tufting-Teppichboden in Deutschland. Nur die Gruppe der Objekteure vereint mit 17,6 Mio. m
2 und einem Anteil von 40 % noch mehr an Menge auf sich.
Diese neuesten Marktzahlen aus der Studie des SN-Verlags zeigen es: Teppichboden bleibt für Fachhändler und Raumausstatter ein wichtiger Umsatz- und Margenbringer. Wobei der Schwerpunkt auf letzterem liegt. Das passt auch zum Ergebnis der B+L-Umfrage: Der Fachhandel konzentriert sich auf wenige, meist inländische Lieferanten, die eher Qualitäten mit höheren Margen anbieten. Nur noch sechs (!) Hersteller sind in mehr als 10 % der befragten Fachhandelsgeschäften mit ihren Produkten vertreten. Beim Kundenbarometer 2010 konnten noch 19 Lieferanten ihre Ware an mindestens ein Zehntel der Fachhändler verkaufen.
Wenn der Fachhandel Teppichboden einkauft, gehören Vorwerk, Dura sowie die Norddeutsche Teppichfabrik zur ersten Wahl. Jeder zweite Fachhändler und Raumausstatter lässt sich von Vorwerk beliefern. Mit Abstand folgen Dura (34 %) und die Nordpfeile aus Geesthacht (23%). Eine der nach wie vor wichtigsten Bezugsquellen für Teppichboden sind Großhandel und Einzelhandelskooperationen (37 %).
BTH Heimtex/B+L-Handelsumfrage - Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/B+L-Kundenbarometer Teppichboden wird in zwei Schritten durchgeführt: Im ersten Schritt wird zunächst erfragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel überhaupt einkauft, also wie hoch der Verbreitungsgrad der Lieferanten ist. Diese Befragung erfolgt gestützt aber offen: Die Interviewten können weitere Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen Unternehmen nennen. Als Ergebnis ist der jeweilige Verbreitungsgrad in Prozent angegeben. Dieser wird zusätzlich aufgeschlüsselt in Ost- und Westdeutschland sowie in Händler mit bis zu zehn Mitarbeitern und solchen mit mehr als zehn.
Im zweiten Schritt bewerten die Händler detailliert die zehn führenden Anbieter. Für jedes Unternehmen werden 16 Kriterien abgefragt und Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) vergeben - darunter objektiv messbare wie Konditionen und Lieferschnelligkeit, aber auch subjektiv empfundene wie Sympathiewert, Kulanz oder Qualität der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Aus den Antworten hat B+L eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet. Das Gesamtranking nach Durchschnittsnoten basiert auf der Addition aller Ergebnisse eines Anbieters in der 16 Kategorien und der daraus ermittelten Gesamtdurchschnittsnote.
Insgesamt wurden im Frühjahr 2012 in ganz Deutschland 150 klassische Fachhändler und Raumausstatter befragt, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen. Nicht in die Befragung mit eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C +C-Betriebe.
aus
BTH Heimtex 07/12
(Wirtschaft)