Interview mit Hannes Bäuerle, Impulsgeber für "Die Zukunft unter uns"
"Das Thema Akustik wurde lange vergessen"
Hannes Bäuerle ist Materialspezialist und Inhaber der Materialagentur Raumprobe. Er meint, dass die Individualisierung auch am Boden weiter zunehmen wird und sich der Belag durchaus zu einem Lifestyle-Produkt entwickeln kann. Dem Thema Akustik schreibt er eine große Bedeutung zu.
BTH Heimtex: Welche Rolle spielt der Boden bei der Raumentwicklung?Hannes Bäuerle: Für viele Kunden ist der Boden nur Belag, eine Schicht, die über einen Untergrund gelegt wird und eine Funktion erfüllt. Ich sehe jedoch, dass seine Möglichkeiten weitaus größer sind, wenn die Entwicklung zunehmend dazu übergeht, den Boden in das Gesamtkonzept eines Gebäudes einzubinden. Boden könnte auch durchaus zu einem Lifestyle-Produkt entwickelt werden.
BTH Heimtex: Welches Material ist das modernste und neueste, das gerade für Böden verwendet wird?Bäuerle: Ich finde das Projekt einer holländischen Hochschule sehr interessant. Deren Bodenbelag besteht aus Beton und ändert bei Nässe seine Oberfläche: Er bildet eine ornamentartige Musterung. Diesen Ansatz könnte man jetzt weiterführen und sich überlegen, wie der Boden vor Gefahren warnen könnte. Vielleicht wäre dann der Hinweis "Achtung, Rutschgefahr!" direkt auf dem Boden zu lesen.
BTH Heimtex: In welche Richtung wird sich der Boden entwickeln?Bäuerle: Ich glaube, die Individualisierung wird weiter zunehmen, denn im Bereich Farben und Muster sind heute kaum mehr Grenzen gesetzt. Der Boden könnte aber auch weitere Funktionen übernehmen - gerade im Bereich Messebau wäre das interessant. Systeme könnten sich direkt in den Boden spannen lassen, ohne dass dabei die Technik darunter zu sehen ist. Bisher wird es eher so gemacht, dass auf dem eigentlichen Boden ein Belag liegt, an dem wiederum Dinge befestigt werden. Dieser Schritt könnte damit in Zukunft umgangen werden.
BTH Heimtex: Wie sehen Sie die Rolle des Bodens im Raum?Bäuerle: Das Thema Akustik finde ich sehr interessant, denn diese wurde eine Zeitlang schlicht und einfach vergessen. Mit dem Übergang zu glatten und fugenlosen Gussböden entstanden schöne, cleane Büros - allerdings mit miserabler Akustik. Es muss eine Lösung für akzeptable Akustik gefunden werden, die sowohl funktional als auch gestalterisch passt.
aus
BTH Heimtex 07/12
(Wirtschaft)