Lano: In Deutschland zurück zu alter Stärke
Konzentration auf das Premium-Segment
Der traditionsreiche Teppichboden-Hersteller Lano will auf dem deutschen Markt wieder Fuß fassen. Die Belgier setzen auf hochwertige, individuelle Produkte für Wohnen und Objekt - unter anderem weben sie auf der nach eigenen Angaben neuesten Axminster-Anlage der Branche. Mit dieser Strategie setzt sich Lano deutlich ab von den anderen großen belgischen Teppichbodenherstellern.Harald Silbersack ist seit einem Jahr bei Lano Verkaufsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz. "Nach der vergleichsweise kurzen Zeit sollte man nicht vorschnell ,Hurra schreien", sagt der 49-Jährige - und fügt dann stolz hinzu: "Aber wir haben einen guten Start hingelegt."
Silbersack kann auf eine siebenköpfige Außendienst-Mannschaft bauen. Fünf Mitarbeiter betreuen Deutschland, jeweils einer ist für Österreich und die Schweiz verantwortlich. Jeder Außendienstler vertreibt dabei in seiner Region das gesamte Sortiment.
Zwar war Lano vor Silbersacks Dienstantritt schon in den deutschsprachigen Märkten vertreten. Es gab aber durchaus Potenzial für Wachstum und das will die Unternehmensführung ausschöpfen.
"Ich bin dabei, den Bedarf zu identifizieren, den wir decken können und der zu unserer Strategie passt", beschreibt Silbersack das Vorgehen. Das scheint zu funktionieren. Der Vertriebsleiter spricht von einem Wachstum über alle Produktsegmente in seinem Gebiet von deutlich mehr als 20%. Bei Teppichböden sei das Plus noch höher: "Vergleichen wir die Bewegung des Gesamtmarktes für Teppichböden mit unserer Entwicklung, kann man sagen: Wir schwimmen momentan komplett gegen den Strom."
Wieder im Großhandel gelistetUm solche Zahlen mögen ihn seine Kollegen sowohl in der belgischen als auch in der deutschen Teppichboden-Industrie wohl beneiden. Wobei nicht unterschlagen werden darf, dass Lano gerade im Vergleich zu den großen Herstellern in Flandern deutlich kleinere Jahresumsätze erwirtschaftet.
Ein wichtiger Grund für die erfolgreiche "Rückkehr" von Lano in der DACH-Region ist die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit dem Großhandel. "Nach langer Zeit werden wir jetzt wieder von deutschen Bodenbelagsgroßhändlern gelistet", zeigt sich Silbersack zufrieden. Zudem arbeite man beispielsweise zusammen mit Fachmärkten an Spezial-Entwicklungen. "Insgesamt sehen wir noch jede Menge Möglichkeiten, die wir in den kommenden Jahren auf dem deutschen Markt nutzen können", blickt Silbersack voraus. Sein langfristiges Ziel ist es, innerhalb der kommenden fünf Jahre um 50% zu wachsen.
Eigene Spinnerei in FrankreichLano betreibt drei Produktionsstandorte: Der Hauptsitz in Harelbeke erstreckt sich über eine Fläche von 30.000 m. Hier werden abgepasste Teppiche und Teppichböden gewebt. Im nur 3km entfernten Stasegem befindet sich auf rund 200.000 m das größte Werk. Entstanden ist es in den 1970ern. Dort wird getuftet, gewebt und Kunstrasen für das Schwesterunternehmen Lano Sports hergestellt. Auch die Färbe-, Druck- und Beschichtungsanlagen befinden sich in Stasegem, ebenso ein Warenlager für ca. 20.000 Rollen. Im nordfranzösischen Forceville, unweit von Amiens läuft die Lano-eigene Spinnerei.
Die integrierte Produktion ermöglicht es den Belgiern, sowohl bei der Qualität als auch beim Design hohe Maßstäbe zu erfüllen. "Wir kreieren unser Garne selbst, wir verfügen über eine eigene Mustermacherei, ein Farblabor, moderne Maschinen und Anlagen und machen sämtliche Qualitäts- und Belastungstests selbst - außer Trittschallmessungen", zählt CEO und Mitinhaber Joe Lano auf.
Seit 2010 führt der 33-jährige, Sohn des Firmengründers Pierre Lano die Geschäfte. Nach dem Tod des Vaters 2009 waren sein Bruder David und er aus dem Ausland nach Belgien zurückgekehrt, um das Unternehmen wieder dorthin zurückzuführen, wo es einmal stand: In den besten Zeiten wurden umgerechnet mehr als 100Mio.EUR Umsatz erzielt. Die internationalen Kontakte der beiden haben unter anderem auch dazu beigetragen, dass Lano heute für Mohawk mit Garnen aus den USA die Smart Strand-Qualitäten produziert. Seit August befindet sich auch das europäische Zentrallager der Amerikaner in Harelbeke.
Großer Aufwand bei Entwicklung und ProduktionLano selbst hat den Premium-Bereich ins Visier genommen. Den könne man in Bezug auf technischen Fähigkeiten und Kapazitäten zuverlässig bedienen.
Dazu bei trägt unter anderem die nach eigenen Angaben neueste Axminster-Anlage der Branche in Stasegem. "Das ist das Beste, was man im Web-Bereich machen kann", sagt Harald Silbersack. Die Qualitäten bestehen aus 80% Wolle und 20% Polyamid. Sie erfüllen nicht nur alle Anforderungen des Objektmarktes und sorgen aufgrund der Eigenschaften der Wolle für ein angenehmes Raumklima. Dank des hochwertigen Materials und der besonderen Verarbeitung hat der Teppichboden auch eine ganz spezielle, luxuriöse und samtig-glänzende Oberfläche sowie eine besondere Haptik und Anmutung. Mit seinen Axminster-Qualitäten ist Lano besonders in Hotels erfolgreich.
Solche Premium-Ware ist ein wichtiger Teil der Strategie im deutschsprachigen Markt. "Alle wollen wertiger verkaufen als früher", gibt Vertriebsleiter Silbersack seine Marktbeobachtungen wieder. Das sei verständlich, da die abgesetzten Mengen insgesamt kleiner werden. Allerdings sehe der Verbraucher Teppichboden derzeit als Billigprodukt. "Das stellt den Verkäufer vor die große Herausforderung, seinem Kunden einen Preis von beispielsweise 50 EUR zu erklären", weiß Silbersack. Und der Kunde wolle eben nicht "nur" 300 g mehr Gewicht im Teppich. Deswegen müssten Teppichboden-Hersteller einfach mehr Argumente liefern als den Preis.
Das aber ist nur möglich, wenn man einen gewissen Aufwand in der Entwicklung betreibt. Beispiel: Farbe. "Das ist ein zentrales Thema, weil der Kunde immer eine gewisse Vorstellung davon hat, welche Farbe sein Teppichboden haben soll", erläutert Silbersack. Außerdem stehe der Bodenbelag immer im Wechselspiel mit den Möbeln. "Wir müssen also zusehen, dass wir nach den modernen Farbtrends Oberflächen und Dessinierungen entwickeln", zieht der Vertriebsleiter den Schluss. Wer nur das bereits im Markt befindliche kopiere oder sogar von der Kopie abkupfere, werde den Verbraucher nicht überzeugen können. Farbtrends müsse man sogar weltweit beobachten. Solche Feinheiten begründeten dann am Ende Qualität und Wertigkeit, fasst Silbersack zusammen.
Lano - Daten und Fakten
Lano NVZuidstraat 44
8530 Harelbeke, Belgien
Tel.: +32 (0) 56 / 6 54-000
Fax: +32 (0) 56 / 6 54-249
info@lano.com
www.lano.com
CEO und Mitinhaber: Joe Lano
Vertrieb D/A/CH: Harald Silbersack
Marketing: Anja Temmerman
Gründungsjahr: 1970
Jahresumsatz 2011: 70 Mio. EUR
Tochtergesellschaften: Lano Sports
Produkte:
- Gewebte und getuftete Teppichböden
- Teppiche
- Läufer
- Bettumrandungen
- Kunstrasen
aus
BTH Heimtex 09/12
(Wirtschaft)