Hymmen: Neue Digitaldruck-Technologie für Böden und Leisten

Losgröße 1 mit dem Single-Pass-Verfahren

Hausmesse bei Hymmen. Dr. Rene Pankoke, geschäftsführender Gesellschafter, begrüßte 140 Gäste aus 15 Nationen und unterschiedlichen Branchen. Im Zentrum des Interesses standen digital bedruckte Oberflächen. Aus der Bodenbelagsbranche waren Balterio, Classen, Egger, Meisterwerke, Kronoswiss, Unilin und Terhürne sowie der türkische Fertigparkettproduzent Mehmet Serifoglu nach Bielefeld gekommen, um sich über den neuesten technischen Stand des Digitaldrucks auf Laminat und Holz zu informieren. Die Oberflächenbeschichter waren mit dem Lackhersteller Klumpp vertreten.

Jeder kennt es von seinem Farbdrucker zu Hause: Der Druckkopf rattert über das Papier. Bei einem Single-Pass-Drucker ist das anders. Hier stehen die Druckköpfe still und nur die zu bedruckende Fläche bewegt sich im Durchlauf. Hymmen nutzt diese Technologie bei seinem Jupiter-Digitaldruck. Zum Beispiel für Fußleistendekore. Auf der einen Seite läuft das weiße Druckpapier in die Anlage, auf der anderen Seite kommt ein hochwertig bedrucktes Dekor zum Vorschein. Und das bei einer Geschwindigkeit von 25 bis 50 m/min.

Schnelles, datengesteuertes Umschalten erlaubt, auf einer Rolle Papier unterschiedliche Dekore zu drucken - ganz nach Bedarf. Genau das ist auch das Interesse von Herstellern aus der Laminatbodenbranche, die bislang im Walzenverfahren gedruckt haben. Sie wollen für kleinere Losgrößen und Nachbestellungen einen Drucker, der flexibel und rasch ein Ergebnis liefert. Mit der digitalen Scan-Technik ist das in vielerlei Hinsicht möglich. Sogar von einem Gravurzylinder können Original-Dekore abgenommen werden.

Viel Aufwand steckt Hymmen in sein Farbmanagement. Hier muss einiges zusammenkommen, um ein detailgetreues Druckbild zu erzielen. Es beginnt bei der Photoshop-Bearbeitung des gewünschten Dekors. "Da lässt sich aus einer Buche leicht eine Eiche oder ein Tropenholz machen", sagt Florian Ross, Verkaufsleiter Digital Printing. Hohe Präzision und Fachwissen sind trotzdem nötig, denn das menschliche Auge nimmt bei unterschiedlichen Lichtgegebenheiten Farben anders wahr. Dieser sogenannte Metamarie-Effekt kann dafür verantwortlich sein, dass Computerbild, Vorabdruck (Proof) und Endprodukt nicht optimal übereinstimmen. Hymmen zieht alle technischen Register, solche Fehlerquellen auszuschließen.

Dann, beim Druck, steht die passende Tinte im Vordergrund. Wasserbasierte Farbe wäre denkbar, doch Hymmen hat eine spezielle UV-Tinte entwickelt. Die wird in den Xaar 1001 Sideshooter-Druckköpfen ständig umgewälzt, trocknet nicht ein und verstopft auch nicht die empfindlichen Düsen. Außerdem vernetzt sich die Tinte anschließend in der Presse mit der Melaminschicht.

Nicht nur Papier wird digital bedruckt. In der Fußbodenindustrie ergeben Holzwerkstoffplatten eine geeignete Basis. MDF, Spanplatten oder Sperrholz sind möglich. Nach Grundierung und Spachtelung erhält die Platte einen weißen UV-Lack als Beschichtung für den anschließenden Digitaldruck. Gegen Abrieb schützen ein korundhaltiger Auftrag und der Decklack, der wahlweise sogar mit einer Strukturrolle aufgetragen werden kann, um eine natürlichere Holzimitation zu erzielen. Als letzter Bearbeitungsschritt folgt die komplette Durchhärtung der Oberfläche.

Die zur Verfügung stehenden Druckbreiten sind auf die Wünsche der Boden- und Leistenhersteller abgestimmt. So ist die Hymmen Jupiter-Klasse in vier Standardversionen mit Arbeitsbreiten von 136 mm bis 1.360 mm lieferbar. Sonderanfertigungen gehen längst darüber hinaus. Ein Laminatbodenhersteller nutzt bereits eine Anlage mit 2.100 mm Druckbreite.

Bei aller Begeisterung für moderne Digitaltechnik soll nicht vergessen werden, dass Hymmen seine Wurzeln in der Konstruktion von Beschichtungsanlagen und Pressen hat. Die Hymmen Iso-Press gilt als eine der am häufigsten eingesetzten Doppelbandpressen für dekorative Laminate weltweit. Die Thermokaschieranlage CTK Roll Press verarbeitet im Fußboden- und Paneel-Bereich Dünnpapiere auf Holzwerkstoffplatten mit einer Leistung bis zu 60 m/min und Arbeitsbreiten von 1.300 bis 1.600 mm. Und Maschinen und Anlagen zur Flüssigbeschichtung machen aus Hymmen schließlich einen Anbieter für eine komplette Produktionseinheit.
aus Parkett Magazin 04/12 (Wirtschaft)