Bettenring-Jahrestagung

Von Goldfisch-Ideen und Klapperschlangen


Wagrain/A - Im österreichischen Wagrain versammelte der Bettenring in diesem Jahr seine Mitglieder, um das letzte Jahr Revue passieren zu lassen und Motivation für die kommenden Monate zu liefern. Die Beteiligung war, wie eigentlich immer, gut. Dennoch fragt sich der neutrale Beobachter, warum nicht noch mehr Dormabeller zu diesem Treffen kommen: Tolle Vorträge, inspirierende Tipps von Kollegen, eine schöne Landschaft und geselliges Beisammensein sollte man sich wenigstens einmal im Jahr gönnen. Und in diesem Jahr hätte man auch noch lernen können, was eine Mure ist.

Nimmt man die Zahlen des Bettenrings, war das vergangene Jahr für die Bettenfachhändler ein wirklich gutes. Mit sichtlicher Zufriedenheit teilte Stefan Schulze-Aissen, Mitglied des Bettenring-Aufsichtsrates, seinen Kollegen mit, dass sie für 2011 mit einer genossenschaftlichen Rückvergütung von 1,75 Prozent rechnen könnten, einem in der Geschichte des Verbandes neuen Rekordwert. Schon der Wert von 1,5 Prozent Rückvergütung für die Jahre 2009 und 2009 stellte einen Rekord dar. Einschließlich der Bonifizierungen durch den Verkauf der Dormabell-Produkte erhielten die 210 Mitglieder für ihre 238 Geschäfte einen Gesamtausschüttungsbetrag von 2,8 Mill. Euro.

Geschäftsführer Dr. Martin Süß versuchte angesichts dieser starken Zahlen in seinem Rechenschaftsbericht bewusst, den Ball flach zu halten und betonte, dass solche Werte trotz einer in den letzten zehn Jahren eindeutig nach oben gerichteten Tendenz keineswegs selbstverständlich seien. Die Verbandsmitglieder müssten sich gegebenenfalls auch mit geringeren Ausschüttungen zufrieden geben. "Ein ,kosmetisches Auffüttern eines immer noch guten, aber auch mal weniger spektakulären Rückvergütungssatzes unter Nutzung bilanzieller Gestaltungsspielräume, nur um gut dazustehen, genau das wird es nicht geben', betonte Süß. Maßgeblich für das gute Ergebnis war eine Steigerung des Netto-Umsatzes des Bettenrings, also ohne Mehrwertsteuer, um rund fünf Prozent auf 77,5 Mill. Euro. Einen nicht unerheblichen Teil daran hatte auch die Verbandsmarke Dormabell, die durch eigenständige Produktentwicklung und exklusive Vermarktung weiter an Stärke gewonnen hat. Anschaulich erklärte Süß, welche positive Auswirkung die Pflege des Dormabell-Sortiments auf den individuellen Ausschüttungsbetrag hat. Bei gleicher Umsatzhöhe hat ein Haus mit hohem Dormabell-Umsatz einen klaren Vorteil gegenüber dem Kollegen-Betrieb, der seine Umsätze im Wesentlichen mit anderen Markenprodukten erzielt. Doch der Verband würde nicht so gesund dastehen, wenn er nicht als eine schlanke und wirtschaftliche Organisation agieren würde. Auf Vollzeit gerechnet, kommt der Bettenring einschließlich des Vorstandes auf gerade mal 17 Mitarbeiter. Dank des großen Kostenbewusstseins der Geschäftsführung verfügt die Bettenring eG über eine Eigenkapitalquote von 46 Prozent. Bankverbindlichkeiten sind für den Bettenring in diesem Zusammenhang ein Fremdwort, sie gibt es schlicht nicht. Wen wundert es, dass die Bettenring eG durch den Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband ein nochmals verbessertes A-Rating erhalten hat?

Best-Practice-Beispiele

Wie Bettenring-Häuser erfolgreich am Markt agieren, erläuterten in Wagrein beispielhaft einige besonders aktive Kollegen. Dirk Günther von Betten Günther in Brechen, zwischen Taunus und Westerwald, berichtete davon, wie man als Bettenfachgeschäft an einem etwas entlegenen Ort reüssiert. Er brachte sein Geschäft unter anderem durch drei Weihnachtskonzerte ins Gespräch, für die er das gesamte Obergeschoss des Geschäftes frei geräumt hat. Die Resonanz war beim letzten Mal so groß, dass zwei Abende für insgesamt 240 Leute veranstaltet wurden. Die lokale Presse begleitete die Konzerte mit unbezahlter Redaktion. Dass 3.500 Euro als Spende für einen guten Zweck zusammenkamen, half der positiven Presse. Im vergangenen Jahr produzierte Günther eine Musik-CD mit Schlafliedern gemeinsam mit dem Limburger Ensemble Amaryllis, die natürlich auch in seinem Geschäft vorgestellt wurde und entsprechende Presseresonanz erhielt. Dass das Bettengeschäft in den letzten Jahren prozentual zweistellige Umsatzzuwächse verzeichnen konnte, führt Günther unter anderem auch auf diese Aktionen zurück. Außerdem gelang es dem findigen Geschäftsinhaber, einen Cartoon in Form einer Anzeige in wöchentlichem Abstand in zwei lokalen Zeitungen zu platzieren. Dafür wurden die beiden Protagonisten Slaaf und Mützje kreiert, für deren Namensfindung Günther natürlich auch einen Wettbewerb unter den Lesern und Kunden seines Geschäfts startete. 1.500 Vorschläge wurden eingereicht, was für die Strahlkraft des Cartoons sprich. Angelehnt ist er an die in der Bild-Zeitung gezeigten Cartoons unter dem Titel "Liebe ist...'. Entsprechend lautet die Titelzeile beim Günther-Cartoon "Gesunder Schlaf ist...'. Mittlerweile gibt es zahlreiche Fans dieser Cartoons. Einer hat laut Günther eine vollständige Sammlung aller seit 2008 erschienenen Cartoons. Es versteht sich, dass die aktuellen Cartoons auch auf der Homepage von Betten Günther zu finden sind. Pro Cartoon registriert die Seite zwischen 400 und 500 Klicks. Dem Unternehmen ist es mit dem Cartoon gelungen, sich bei den Anwohnern der Region auf sympathische Weise als kompetenter Ansprechpartner in Sachen Schlaf zu positionieren. Von einer Allianz besonderer Art berichteten die drei sächsischen Bettenfachhändler Jörg Heber (Bautzen), Matthias Hennl (Radebeul) und Thomas Uhlmann (Freiberg). Sie schlossen sich für einen gemeinsamen Stand auf der Dresdener Verbrauchermesse Aktiv und Vital im Februar dieses Jahres zusammen. Zwei Monate vorher traf man sich, um die Ausgestaltung des Messestandes zu planen. Mit einem überschaubaren Aufwand gelang es dem Trio, einen vorzeigbaren Stand auf die Beine zu stellen. Die Resonanz der Besucher sei überraschend positiv gewesen, man habe zum Teil sehr intensive Informations- und Beratungsgespräche führen können (siehe hierzu auch gesonderten Bericht in dieser Ausgabe auf Seite 110).

Kellergewölbe fürs Kulturelle

Nicole und Stephan Schulze-Aissen berichteten von ihren kulturellen Veranstaltungen im Kellergewölbe des Bremerhavener Geschäftes, die unter anderem auch mit dem diesjährigen Haustex Star für vorbildliches Kulturengagement honoriert wurden. Stephan Schulze-Aissen erzählte von den Vorteilen der damit verbundenen Presseberichte. Wenn rund 90 Prozent der Frequenz im Geschäft Zielkunden seien, müsse man für die Bekanntheit des Geschäftes auch unkonventionelle Wege gehen. Denn platte Anzeigenwerbung koste viel Geld und sei in ihrer Wirkung zumindest zweifelhaft. Viel besser sei es, wenn Dritte davon sprechen, wie toll es bei Betten Aissen ist, weiß Schulze-Aissen. Und am besten, wenn es dann auch nichts kostet. Begonnen hat alles mit dem Comedian Kalle Pohl, der in dem Geschäft eine Vorstellung gab. Dabei spürten die Inhaber, welche positive Resonanz man bei den Bremerhavenern und der lokalen Presse auf diese Weise auslösen kann. Nicole Schulze-Aissen klemmte sich deshalb dahinter und organisierte im Laufe der letzten Jahre eine Reihe von interessanten Events. Als glücklicher Umstand erwies sich, dass das Geschäftshaus von Betten Aissen ein historisches Kellergewölbe besitzt, wie gemalt für solche Veranstaltungen. Es schadet auch nicht, dass die Inhaber für ihre inzwischen "Grandioses im Gewölbe' getaufte Veranstaltungsreihe 12 Euro Eintritt nehmen. Im Gegenteil: Inzwischen ist es schick, sich dort zu zeigen. Die Veranstaltungen sind daher schon weit vor dem Termin ausverkauft. Außerdem haben die Schulze-Aissens ein Herz für den Jazz und bieten der Jazz-Gemeinde in Bremerhaven ein dringend benötigtes Zuhause. Auch dort reißen sich die Leute um die Karten. "Viele Leute würden sonst nie in unser Geschäft kommen', berichtete Nicole Schulze-Aissen in Wagrein. Dass die Bekanntheit des Bettenfachgeschäftes davon enorm profitiert hat, leuchtet ein.

Dormabell-Produkte zahlen sich aus

Selbstverständlich informierten Günther Budde und Dr. Martin Süß die Mitglieder über neue Aktivitäten und Produkte, wobei Budde nicht vergaß, den zahlreichen in Fachausschüssen tätigen Mitgliedern zu danken, die ihre Expertise in die Entwicklung des Sortiments einfließen lassen. Außerdem legte er den Anwesenden erneut die Dormabell-Produkte besonders ans Herz, die von den Mitgliedern zwar gut angenommen werden, aber nach Buddes Auffassung noch lange nicht gut genug. Besonderes Potenzial sieht er beispielsweise noch beim Verkauf des Innova Motorrahmens. Während einige Händler einen hohen Prozentsatz der Innova-Rahmen motorisiert verkaufen, scheinen andere das darin liegende Umsatzpotenzial noch nicht optimal auszuschöpfen. Neu in Wagrein vorgestellt wurde eine Satin-Bettwäsche-Kollektion in zahlreichen aktuellen Farben, die als Einzelteile und nicht als Garnitur verkauft werden. Außerdem feierte das neue Messfühlsystem in Wagrain Premiere, das als Ergänzung zum Messsystem fungieren und die Wirkungsweise sowie die Funktionalität eines Innova-Rahmens noch einmal verdeutlichen soll.

Dr. Süß stellte das neue, sehr umfangreiche Weiterbildungsprogramm vor. Er legte es den Mitgliedern besonders ans Herz, denn "wer wenig für die Weiterbildung tut, ist aus Erfahrung ein Kandidat für kleinere oder größere wirtschaftliche Probleme." So weit muss es ja nicht kommen. Daher ist ein Schwerpunkt des Programms die Unterstützung des Verkaufspersonals beim Erarbeiten des Kaufabschlusses. Außerdem legt der Bettenring in diesem Jahr seinen Schwerpunkt auf den Verkauf von Zudecken. Die besten Verkäufer innerhalb des Verbandes werden im September nächsten Jahres Gäste eines vom Bettenring ausgerichteten Top-Events sein.

Der Abend des offiziellen Anreisetages konnte individuell, ganz nach Lust und Laune verbracht werden. Viele nutzten ihn, um gemeinsam in der Bar des Tagungshotels gemeinsam Fußball zu sehen. Wahrscheinlich hätten gerne noch ein paar Leute mehr vor dem Fernseher gesessen, aber eine böse Laune der Natur hatte dies verhindert. Am Abend ging ein gewaltiges Unwetter über dem Salzburger Land nieder, mit der Folge, dass Schlammlawinen, so genannte Muren, die Zufahrt zum Hotel für mehrere Stunden blockierten. Ein Trupp Ausflügler und zahlreiche an diesem Tag Anreisende waren von diesem Zwischenfall betroffen. Die letzten trafen daher erst in der tiefen Nacht in Wagrain ein. Wäre nicht zufällig schweres Gerät von einer Straßenbaustelle in unmittelbarer Nähe der Gerölllawine gewesen, die zwischenzeitlich Verschollenen wären noch später im Hotel eingetroffen.

Die gemeinsame Abendveranstaltung am nächsten Tag auf der urigen Edelweiß-Alm stand dann ganz im Zeichen von König Fußball und dem grandiosen Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Griechenland. Der Bettenring hatte extra ein großes Vorzelt samt Beamer organisiert und installiert, damit man das Spiel gemeinschaftlich erleben konnte. Zwar fiel der Ton wegen eines starken Regenschauers nach einigen Spielminuten aus, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Wegen der lauten Anfeuerungen und Fangesänge einiger Hardcore-Fans wäre davon sowieso nicht viel zu verstehen gewesen. Am nächsten Morgen war die eine oder andere rauhe Stimme nicht zu überhören.

Die nächste Jahresversammlung des Bettenrings findet in Mainz statt, vom 21. bis 22. Juni 2013.
aus Haustex 08/12 (Wirtschaft)