Interview mit Alexander Drüsedau
"Wir geben unserem Rohholz viel Zeit"
Die Dielenmanufaktur Drüsedau und Müller am Kellerwald in Hessen gilt als vorbildlich bei der Fabrikation formstabiler Dielen. ParkettMagazin fragten den geschäftsführenden Gesellschafter Alexander Drüsedau, wie eine Diele hoher Qualität entsteht, wie sich Holzarten und Klebstoffe auswirken, wo massiv oder mehrschichtig von Vorteil sind und wie sich ein mittelständischer Hersteller wie Drüsedau am Markt positioniert.
ParkettMagazin: Massivdielen von Drüsedau gelten als besonders formstabil. Haben sie eigene strengere Anforderungen an Verformungen der Dielen als in den Normen zugelassen bei Längskrümmung, Querkrümmung und Längsschüsselung?Alexander Drüsedau: Die Anforderungen bezüglich der Krümmung von Massivdielen sind in der europäischen Norm sehr eng gefasst. Tatsächlich eingehalten werden diese von den meisten Anbietern nicht. Wir sind von Haus aus Parketthersteller und arbeiten daher seit eh und je mit sehr geringen Toleranzen und exakten Abmessungen. Viele unserer Wettbewerber haben Ihre Wurzeln im Sägewerksbereich. Da ist 1/10 mm einfach noch kein Maß.
PM: Wodurch erreichen Sie bei Massivdielen eine hohe Formstabiltät?
Drüsedau: Entscheidend bei der Verarbeitung ist neben einer tadellosen Fertigungstechnik eine sehr gute Trocknung. Sehr kurze Trockenzyklen führen zu starker Spannung im Holz. Bei einer Massivdiele führt dies im Nachhinein zu Verwerfungen. Wir geben unserem Rohholz viel Zeit, erst an der Frischluft und dann in kleinen Trockenkammern zu trocknen. Mit unsere hochmodernen Weinig Hobelmaschinen sind wir in der Lage, sehr präzise zu fertigen. Selbst bei einer Breite von 300 mm haben wir kaum messbare Überstände bei der ungeschliffenen Rohdiele. Zudem haben wir schon vor 15 Jahren spezielle Entlastungsnuten entwickelt, die der Diele zusätzlich Spannung nehmen.
PM: Wie wirken sich die Holzarten auf die Formstabiltät aus, was ist da zu beachten?
Drüsedau: Selbstverständlich ist die Formstabilität besonders von der Holzart abhängig. Eine klassische Diele ist 21 mm stark. Bei dieser Stärke fertigen wir Eiche aus ausgesuchten Hölzern bis zu einer Breite von 220 mm. Andere Hölzer wie Robinie oder Hainbuche, Kanadischer Ahorn und Buche fertigen wir in massiv nur bis zu einer Breite von 140 mm. Wenn es breiter werden soll, kann man bei uns auf die zweischichtige Diele zurückgreifen. Hier können wir eine Breite von 300 mm bei einer maximalen Länge von 5 m fertigen.
PM: Wodurch erreichen Sie bei mehrschichtigem Dielen eine hohe Formstabilität?
Drüsedau: Grundlage ist bei uns eine sehr hochwertige Multiplexplatte aus Birke Sperrholz. Im Vergleich zu den heute sehr verbreiteten asiatischen Sperrholzplatten hat diese eine deutlich höhere Formstabilität. Wenn es besonders breit werden soll, haben wir mit Eiche durchweg gute Erfahrungen gemacht. Selbst auf Fußbodenheizung geben wir hier unsere 16 mm Diele mit einer 4 mm Nutzschicht in der Breite 300 mm frei. Auch in 20,5 mm mit 5,5 mm Nutzschicht ist diese Diele zu haben. Mit der richtigen Verklebung gibt es hier absolut keine Probleme und die Wärmeschutzverordnung wird spielend eingehalten.
PM: Bis zu welchen Abmessungen sind große Dielen sinnvoll, ab wo beginnt das Risiko?
Drüsedau: Massive Dielen eignen sich besonders für die Verschraubung auf Balkenlage oder OSB/Spanplatte. Hier gibt es auch nur selten ein Problem mit Krümmungen oder Verwerfungen, da praktisch jede Diele dank der Schrauben rangezogen werden kann. Bei Massivdielen bieten wir für die besonders ökologische Verlegung auf Estrich auch eine Klammerverlegung mit einer selbst entwickelten Klammer an.
PM: Mit welchem Klebstoff sollten Massivdielen geklebt werden, um dauerhaft Krümmungen und Schüsselungen auszuschließen?
Drüsedau: Heute werden die meisten Massivdielen verklebt. Wir empfehlen hierfür möglichst einen hartelastischen SPU oder SMP Kleber. Bei größeren Dimensionen sind harte PU-Kleber weniger geeignet, da der Untergrund (Estrich) damit extrem belastet wird. Von zu weichen Klebern mit vielen Füllstoffen raten wir grundsätzlich ab.
PM: Welche Vorteile hat die Massivdiele, welche die Mehrschicht/ Landhausdiele?
Drüsedau: Trotz aller Klebetechnik bleiben massive Dielen immer aktiv. Bei besonders harten Wintern ist mit einem deutlichen Fugenbild zu rechnen. Insbesondere bei besonders breiten Dielen. Hier raten wir zum Einsatz unserer zweischichtigen Diele mit Multiplex-Träger. Wir fertigen diese Dielen genau wie unsere Massivdielen in fallenden Längen. Auf denselben Maschinen wie die Massivdiele, von denselben Menschen gefertigt, sieht man beim fertig verlegten Boden keinen Unterschied zwischen massiv und zweischichtig.
Natürlich gibt es reichlich Kunden, die nur das Echte wollen. Eine Massivdiele hat immer einen eigenen Charakter. Der eigentliche Vorteil gegenüber der Landhausdiele ist aber das gute Gefühl, ein durch und durch natürliches Produkt zu besitzen, welches praktisch unverwüstlich und ganz besonders wertbeständig ist.
PM: Sind die Probleme mit Deckschichtablösungen bei Mehrschichtparkett gelöst? Waren Sie auch betroffen?
Drüsedau: Durch unsere sehr hochwertige Birken-Sperrholzplatte und eine aufwendige Verleimung haben wir eine sehr hohe Sicherheit gegen Decklamellenablösung. Wir waren von dieser Problematik nicht betroffen.
PM: Wo liegt der Unterschied zwischen der zweischichtigen Diele von Drüsedau und einer konventionellen Landhausdiele?
Drüsedau: Mit einer Nutzschicht von 5,5 mm kann ich den Boden dann auch wirklich mehrfach abschleifen. Die zweischichtige Diele mit Multiplex-Träger wurde ganz klar für den Fachverleger entwickelt. Über Klick denken wir nicht einmal nach.
Das Produkt gehört verklebt und fachmännisch eingebaut. Es kann auch in Nut und Feder verleimt schwimmend verlegt werden. Spätestens wenn der Kunde eine unserer zweischichtigen Kellerwald-Dielen mit einer konventionellen dreischichtigen Landhausdiele im direkten Vergleich in Händen hält, wird ihm der Mehrwert sofort klar. Der Verleger schätzt vor allem die extrem gute Verlegbarkeit unserer zweischichtigen Diele.
PM: Welche Produkte stehen noch im Vordergrund?
Drüsedau: Neben der Kellerwald-Diele fertigen wir auch Kellerwald-Parkett. Hierunter findet man konventionelles Stabparkett (spielt bei uns eine untergeordnete Rolle) wie auch unser massives Fertigparkett mit feiner Fase und individueller Oberfläche. Diesen Stab gibt es vom 10 mm Renovierungsstab bis hin zum 1200 x 138 x 21 mm Maxistab. Natürlich auch in gealtert oder in anderen Oberflächen. Zusätzlich fertigen wir auch Parketttafeln in massiv nach Kundenwunsch.
PM: Welche Palette decken Sie insgesamt ab?
Drüsedau: Neben ungewöhnlichen Maßen bieten wir nahezu jede denkbare Oberfläche für unsere Dielen, egal ob massiv oder zweischichtig. Wir haben von einfach geölten bis hin zu mehrfach geräucherten, gelaugten, besonders strukturierten und handgehobelten Böden mit farbigen Ölen für alle Anwendungen die richtige Oberfläche. Hier greifen wir auf inzwischen 17 Jahre Erfahrung mit natürlicher Oberflächenbeschichtung zurück.
Sehr hohen Wert legen wir hier auf tadellose Oberflächen mit geringem Pflegeaufwand. Dazu haben wir gerade eine völlig neue Serie Drüsedau Öle und Pflegeprodukte herausgebracht. Besonders beeindruckend hierbei ist eine extrem strapazierfähige Weißöl-Oberfläche.
Abgerundet wird unser Programm durch ein breites Angebot an abgestimmte Zubehörmaterial. Wir fertigen für jeden Boden die passende Profilleiste aus Massivholz selbst. Auch stellen wir oft die zum Boden passenden Treppenstufen oder Fensterbänke her. Selbst die Unterkonstruktion, Schrauben, Übergangsschienen etc. kann der Verleger von uns bekommen.
PM: Welche Zielgruppen haben Sie?
Drüsedau: Unsere Zielgruppe ist das parkettlegende Handwerk und der spezialisierte Parketthandel. Unsere Kellerwald-Dielen findet man in keinem Baumarkt und niemals im DIY-Markt. Unsere Handwerkskunden schätzen bei uns neben der hohen Qualität insbesondere die hohe Flexibilität. Die meisten unserer Händler sind schon seit vielen Jahren mit uns eng verbunden. So arbeiten wir seit Jahrzehnten mit dem Fachgroßhandel Findt in Frankfurt und der Pfälzischen Parkettfabrik in Weidenthal sehr eng zusammen. Aber auch andere Spezialisten, wie der Fachgroß- und Einzelhändler Trendwende in Oldenburg und Bremen sind für uns wichtige Handelspartner. Wichtig sind hier für uns hohe Kompetenz und eine saubere Vertriebsstruktur.
PM: Wie stark sind Sie im Exportbereich und wohin gehen die Exporte?
Drüsedau: Seit einigen Jahren sind wir im Export aktiv. Der Exportanteil ist mit unter 10% noch sehr überschaubar. Wir bauen hier auf solide Kunden in England, Moskau und Taiwan. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Schweizer Markt. Hier werden wir durch den Parkettspezialisten Kuco exklusiv vertreten.
PM: Haben Sie auch Handelsware im Programm?
Drüsedau: Nicht für jeden Bereich braucht man die exklusive Kellerwald-Diele. Wir haben daher neben unserer eigenen Produktlinie auch eine Handelswarenlinie unter dem Namen Hochland-Diele aufgebaut. Hier findet unser Kunde solide Produkte aus Deutschland und dem mitteleuropäischen Ausland zur Abrundung unseres Programms. Vergeblich sucht man bei uns asiatische Ware. Hier sind wir sehr konservativ. Bevor ich asiatische Ware einsetze, gebe ich diesen Produktteil lieber auf.
Zudem bieten wir in unserem Parkettmarkt dem regionalen Parkettleger auch ein umfangreiches Programm an Fertigparkett (Steirer Parkett), Mosaikparkett, Kleber (Stauf) und Versiegelungen (Berger Seidle) an.
Drüsedau u. Müller - Telegramm
Drüsedau u. Müller GmbH & Co. KG,
Parkett- und Leistenfabrik
Bahnhof Densberg, D-34632 Jesberg
Telefon: 0 66 95 / 96 06 - 0
Telefax: 0 66 95 / 96 06 - 22
Mail: info@druesedau.de
Internet: www.druesedau.de
Mitarbeiterzahl: 50
Jahresumsatz 2011: 7Mio.EUR
Jahresproduktion 2011: 120.000 m
aus
Parkett Magazin 05/12
(Wirtschaft)