Matratzen-Industrie
Latex stark rückläufig
Essen - Der Fachverband Matratzen-Industrie hat die Entwicklung des deutschen Matratzenmarktes im ersten Halbjahr 2012 näher beleuchtet. Allgemeine Tendenz: Die Schaumtechnologie dominiert weiterhin deutlich den Markt, sowohl stückzahlmäßig als auch im Umsatz. Demgegenüber ist Latex gegenwärtig nur noch ein Nischen-Produkt mit weiter sinkender Bedeutung.
Auf den Gesamtmarkt bezogen zeigen sich für das zweite Quartal 2012 hinsichtlich Umsatz und Absatz kaum gravierende Veränderungen gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres. Auf den ersten Blick könnte man zu dem Schluss kommen, dass der Markt nahezu stagniert. Beachtenswert sind jedoch die Veränderungen innerhalb der einzelnen Technologien. Beim Umsatz verzeichnen im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich die Technologien Schaum und sonstige Matratzenarten Zuwächse. Beide Technologien generieren einen Umsatzanstieg um etwa fünf Prozent. Bonnell und Taschenfederkern (TFK) sehen sich mit Umsatzrückgängen von mehr als einem Fünftel konfrontiert. Latex weist die am stärksten rückläufige prozentuale Veränderung zum Vorjahreszeitraum von rund einem Drittel auf. Betrachtet man die am Umsatz gemessenen Marktanteile im zweiten Quartal, ergibt sich folgendes Bild:
Schaum baut seine Marktdominanz als beliebteste Technologie im Vergleich zum Vorjahr weiter aus und beansprucht mittlerweile deutlich mehr als Dreiviertel des Gesamtmarktes. Dieser signifikante Anstieg geht auf Kosten aller anderen Technologien. Während Bonnell etwa ein Fünftel, TFK ca. ein Drittel ihrer Marktanteile verlieren, verbucht Latex dramatische Einbrüche von mehr als der Hälfte, wodurch er in Sachen Marktbedeutung weit hinter die Rubrik "Sonstige" zurückfällt. Trotz eines leichten Rückgangs verglichen mit dem Vorjahresquartal bleibt TFK mit einem Marktanteil im gut zweistelligen Bereich die zweitstärkste Technologie hinter Schaum. Zu bedenken ist, dass sich bei relativ kleinen Marktanteilen bereits geringe Umsatzrückgänge drastisch in der prozentualen Veränderung der Marktanteile niederschlagen.
Bei Bonnell halten sich die Einbrüche in Umsatz und Absatz die Waage, was zumindest den Schluss nahe legt, dass die Preise stabil geblieben sind. TFK verliert im Absatz deutlicher als im Umsatz und verzeichnet somit Preissteigerungen. Die einzige für Latexhersteller positiv zu deutende Nachricht lautet, dass trotz der massiven Absatzrückgänge die Umsätze mit einem Minus von ca. 30 Prozent weniger stark eingebrochen sind, was bedeutet, dass sich die Preise für Latexmatratzen verteuert haben. Dagegen sind die Preise für Schaumstoffmatratzen etwas eingebrochen, denn einem Absatzwachstum von etwa zehn Prozent steht lediglich ein rund halb so starkes Umsatzplus gegenüber.
Bei der Betrachtung des Gesamtmarktes zeigt sich eine erfreuliche Umsatzsteigerung im ersten Halbjahr 2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Beim Absatz in Stückzahlen ist demgegenüber nur ein deutlich geringeres Wachstum zu verzeichnen, was einen Rückschluss auf die Preisentwicklung zulässt: Da der Umsatz signifikant stärker gestiegen ist als der Absatz, müssen die Preise entsprechend angestiegen sein. Einer der Gründe für das Wachstum des Gesamtmarkts im ersten Halbjahr 2012 ist mit der stabilen binnenwirtschaftlichen Konjunktur im 2. Quartal 2012 zu erklären. Beim Vergleich des ersten Halbjahres 2012 mit dem Vorjahreszeitraum ergibt sich für den Gesamtmarkt folgendes Bild:
Bis auf Schaum, der sowohl im Umsatz als auch im Absatz Zuwächse verzeichnen konnte, zeigen sich bei allen anderen Technologien Absatzrückgänge. Auch bei der Halbjahresbetrachtung sind Schaumstoffmatratzen die beliebteste Technologie, der Marktanteil von über Dreivierteln bei Umsatz und Absatz deckt sich mit der Quartalsauswertung. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben sich Schaumstoffmatratzen im ersten Halbjahr 2012 leicht verteuert. Eine erschreckende Entwicklung zeigt sich auch im Vergleich der Halbjahre beim Latex. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2011 brach der Umsatz um rund die Hälfte ein, der Absatz sogar noch stärker. Dass Latexmatratzen mehr und mehr zu einem Nischenprodukt werden, drückt sich also auch bei dieser Betrachtungsweise in einem Rückgang der Marktanteile aus.
Ebenfalls hohe Einbußen sind bei den Bonnell-Federkernen zu verzeichnen: Umsatz und Absatz sanken im ersten Halbjahr 2012 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um jeweils rund ein Fünftel. Auch die Marktanteile verringerten sich - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum - entsprechend. TFK musste zwar einen Absatzrückgang hinnehmen, konnte aber nichtsdestotrotz einen, wenn auch sehr geringen, Umsatzzuwachs generieren. Dennoch sanken die Marktanteile von TFK im Halbjahresvergleich sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz. Dass der am Umsatz gemessene Marktanteil trotz des leichten Umsatzwachstums sinken konnte, ergibt sich aus seinem Verhältnis zu den anderen Technologien.
Zusammenfassend lässt sich bei den Technologien Latex und Bonnell - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum - eine negative Entwicklung erkennen. Sie scheinen zunehmend an Bedeutung zu verlieren, wovon vor allem der Schaum profitieren konnte. Dass Bonnell ausgedient hat, kann man anhand der Zahlen noch nicht behaupten, doch vor allem hinsichtlich des Umsatzes, den diese Technologie noch erzielt, ist die Entwicklung gefährlich. Trotz der zum Teil drastischen Einbußen können Taschenfederkerne einen relativ stabilen Umsatz- und Absatzanteil vorweisen und sind somit - wenn auch weit abgeschlagen - zweitstärkste Technologie am Markt. Der leichte Umsatzzuwachs im ersten Halbjahr 2012 lässt hoffen.
aus
Haustex 10/12
(Wirtschaft)