Objectflor Eberhard Lotz: Zukunft gehört Designbelägen

"Nicht über sinnlose Preispolitik die Qualität vergessen"

Von einem ehemaligen Nischenprodukt haben Designbeläge den Sprung an die Spitze im Markt der elastischen Bodenbeläge geschafft. Das Potential für die nächsten 15 Jahre ist hervorragend - wenn die Branche nicht über sinnlose Preispolitik die Qualität vergisst. FussbodenTechnik wollte von Objectflor-Gründer Eberhard Lotz wissen, wie man die derzeitige Erfolgsgeschichte der PVC-Designbeläge fortschreiben kann.

Im Jahr 1993 gab es drei Anbieter für hochwertige Designbeläge auf dem Markt. Das Produkt war damals durch neue Oberflächen und attraktive Dekore schon gut, doch es existierte praktisch kein Bedarf, denn niemand kannte Designbeläge. Gut zehn Jahre später war der Durchbruch geschafft: Das Marktvolumen steigt bis heute in einem Rekordtempo, vor allem weil die Vorteile der hochwertigen Kunststoffböden vom authentischen Design über Langlebigkeit bis hin zur überzeugend einfachen Pflege für das Objektgeschäft erkannt worden sind. Hinzu kommt, dass sich durch Designverlegungen und Schneidetechniken völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet haben.

Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg von Designbelägen hat der Fach- und Großhandel. Wenn ich nun als Augur für die kommenden Jahre gefragt bin, dann fällt es mir leicht, eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte für die nächsten fünf bis acht Jahre anzukündigen. Die Nachfrage wird weiter steigen und das Marktvolumen entsprechend wachsen. Die Zahl von 30 Mio. m2 liegt im Bereich des Möglichen. Was aber in 15 Jahren sein wird, das ist mit dem Wissen von heute schwer zu überblicken. Vor allem wird es auf die technische Entwicklung und die Preisfindung ankommen.

Virus "Dummheit" muss bekämpft werden

Die positive Marktentwicklung hat Begehrlichkeiten von vielen Anbietern aus Fernost und Zentraleuropa geweckt, deren Konzept vielfach allein darin besteht, der Billigste zu sein. Es wird darauf ankommen, dass man bei Designbelägen nicht den Fehler macht, der bislang praktisch jede Produktgruppe in den Abwärtsstrudel gebracht hat: sei es Teppichboden, Nadelfilz, Laminat, Cushion Vinyl oder Homogenbeläge. Es werden Dumpingpreise aufgerufen, bis festgestellt wird, dass sich so kein Geld verdienen lässt. Als Reaktion wird dann die Qualität kontinuierlich nach unten geschraubt.

Die Entscheider und Verbraucher werden enttäuscht, das Produkt verliert sein positives Image. Wenn dieser Virus "Dummheit" bei Designbelägen nicht weiter um sich greift, sind die Marktchancen sicherlich auch in 15 Jahren noch hervorragend. Schließlich muss man sich vor Augen halten, dass der Bereich des Wohnens bislang allenfalls berührt, aber keinesfalls durchdrungen wurde. Die wenigsten Verbraucher kennen Designbeläge. Das Ziel für die Zukunft muss also sein, in Kooperation mit dem Groß- und Fachhandel diese Zielgruppe effektiv anzusprechen und das Produkt in den Fokus zu rücken. Besonderes Augenmerk sollte dem demografischen Wandel und der Zielgruppe der Generation 50+ geschenkt werden.

Zukunftstrend: Lose liegende Designbeläge

Der Hauptumsatz liegt heute bei Designbelägen, die verklebt werden. Im Moment richtet sich das Interesse bei der klebstofffreien Verlegung auf die Klick-Qualitäten. Zukünftig werden die komplett lose liegenden Designbeläge an Bedeutung gewinnen. Nachdem es technisch gelungen ist, Maßstabilität zu erreichen, sprechen eigentlich alle Argumente für diese Designbeläge der neuen Generation. Den Bodenlegern bietet sich ein Produkt mit vielen Vorteilen, das extrem einfach und ohne Klebstoff zu verlegen ist. Jeder, der mit diesen Böden schon einmal gearbeitet hat, ist begeistert. Auf mittlere Sicht erwarte ich deshalb eine deutliche Verschiebung der Marktanteile von zu verklebenden Fliesen und Planken hin zu den komplett lose liegenden Designbelägen.

Produktion "Made in Europe" oder "Made in Germany"

Gute Gründe sprechen dafür, dass die Produktion von Designbelägen in der Zukunft zu einem größeren Teil in Europa, auch in Deutschland angesiedelt sein wird und nicht mehr überwiegend in Fernost. Steigende Produktionskosten dort und eine stark vereinfachte Logistik mit einem geringeren Lagerbedarf machen dieses Szenario für die Unternehmen der Branche attraktiv. Darüber hinaus haben die Label "Made in Germany" oder "Made in Europe" international einen besonderen Klang.

Mit dem zunehmenden Erfolg ist auch die Anzahl innovativer Dekore in den letzten Jahren weiter gewachsen. Objectflor hat durch die ersten Fliesen in der Optik von rostigem Metall oder den bekannten Kieselsteinen hier Pionierarbeit geleistet. Vor allem in Branchen wie dem Laden- oder Hotelbau werden originelle Dekore und Phantasiedesigns gefragt sein. Insbesondere mit Blick auf Einrichtungen im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie den Wohnbereich bleiben Holzoptiken aber weiterhin der wichtigste Trend. Das Spektrum der Dekore ist immens groß zwischen elegant, rustikal oder modern interpretiert.

Vielleicht wird es in 15 Jahren aufgrund neuer technischer Möglichkeiten aber auch ganz andere Formen von Designbelägen geben. Das könnten Produkte sein, die zum Beispiel flüssig aufgetragen werden und bei denen die Dekore vor Ort durch handwerkliche Techniken und Farbzugaben entstehen. In Designbelägen steckt viel Potential, das sich heute noch gar nicht überblicken lässt.

Fazit

Alles in allem kann man sagen, dass Designbelägen die Zukunft gehört. Wichtig ist, dass Qualitätsniveau zu bewahren. Und ebenso wichtig ist, dass jeder Anbieter im Blick behält, dass sich mit Designbelägen eine Wertschöpfung erreichen lässt. Da Lagerhaltung, Service, innovative Kollektionen und Marketing Geld kosten, richtet ein Preiskampf nur Schaden an - für Hersteller und Verbraucher.
aus FussbodenTechnik 06/12 (Wirtschaft)