Neuer Verband für mehrschichtige modulare Böden
Was sind mehrschichtige modulare Fußböden?
Die Hersteller von mehrschichtig modularen Fußbodenbelägen haben einen eigenen Verband gegründet: den MMFA. Zu den Verbandsmitglieder zählen Akzenta Paneele + Profile (Classen Gruppe), Hamberger Flooring, Li & Co, Meisterwerke, Parador, Skema und Witex Flooring Products. Welche Aufgaben und Ziele dieser neue Verband hat, erläutert der erste Vorsitzende Matthias Windmöller im Interview.Mit dem MMFA - Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge gibt es seit Ende Oktober eine neue Interessenvertretung in der Bodenbelagsbranche. Er macht sich für all diejenigen Produkte stark, die durch Aufbau und Zusammensetzung weder unter die Laminatböden noch unter die elastischen Beläge fallen. Alle sieben Gründungsmitglieder des MMFA stellen solche Beläge selbst her und vermarkten sie: Akzenta Paneele +Profile (Classen Gruppe), Hamberger Flooring, Li&Co, Meisterwerke, Parador, Skema und Witex Flooring Products. Mit weiteren Interessenten wird bereits gesprochen; auch außerordentliche Mitglieder aus der Zulieferkette und von Instituten seien willkommen.
Der erste Vorstand setzt sich zusammen aus dem Vorsitzenden Matthias Windmöller (Witex), seinem Stellvertreter Edwin Lingg (Li&Co) und Volker Kettler (Meisterwerke). Die Rechnungsprüfung liegt in den Händen von Dr. Peter Hamberger (Hamberger).
Im Fokus der Verbandsarbeit stehen zunächst die technische Strukturierung und Normung, die Ausarbeitung von differenzierten Produktdefinitionen und -bezeichnungen, Standards für Produktauslobungen sowie die Installation einer horizontalen Zusammenarbeit mit verwandten Branchenverbänden und Körperschaften. Ein weiteres Hauptarbeitsfeld soll die umfassende Information und Beratung von Handel und Verbrauchern werden. Dies soll dazu beitragen, Fußbodenprodukte als eigenständige Gattung neben Korkböden, Laminat, Parkett oder elastischen Bodenbelägen erfolgreich am Markt zu etablieren.
Peter H. Meyer hat die Geschäftsführung des Verbandes MMFA übernommen. Er ist seit 1998 Geschäftsführer des Verbandes der Europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF).
Im Interview mit dem ersten Vorsitzenden des MMFA erfuhr FussbodenTechnik von Matthias Windmöller weitere Details.
FussbodenTechnik: Herr Windmöller, wofür steht die Abkürzung MMFA?Matthias Windmöller: Die Abkürzung MMFA steht für Multilayer Modular Flooring Association, übersetzt "Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge". Ganz genau heißt es in der Satzung: "Ordentliche Mitglieder des Verbandes sind im Handelsregister des jeweiligen Landes eingetragene Unternehmen, die mehrschichtig modulare Fußbodenbeläge mit dekorativer Oberfläche in eigener Verantwortung herstellen und vertreiben." Die Herstellereigenschaft wird durch eine mechanische Bearbeitung wesentlicher Teile der Fußbodenbeläge vor dem Auslieferungszustand definiert. Unsere geografische Reichweite ist Europa.
FT: Warum brauchen Hersteller von Mulitlayer-Belägen einen eigenen Verband?Windmöller: Eine starke Gruppe von Branchenherstellern hat die Notwendigkeit gesehen, eine eigene europäische Interessenvertretung zu gründen. Der neue MMFA bildet ein gemeinsames Dach für alle Multilayer-Hersteller und -Zulieferer, die heute normativ in den bestehenden Verbänden kein Zuhause gefunden haben. Wir haben es hier mit einer sehr jungen Produktgattung mit hohem Marktpotential und hoher Anziehungskraft zu tun. Die Möglichkeiten, elastische Oberflächen zu gestalten, sind vielfältig. Entsprechend zahlreich können Bewertungskriterien und Produktdeklarationen werden. Um für die Verbraucher Wahrheit und Klarheit zu schaffen, auf europäischer Ebene Begriffe eindeutig und allgemeinverbindlich zu definieren sowie im Interesse der Markttransparenz die Produktauslobung klaren Regeln zu unterwerfen, bedarf es der gemeinschaftlichen Information, Aufklärung und Beratung der Mitglieder ebenso wie aller Marktteilnehmer. Dazu gehört auch das Wahrnehmen der gemeinschaftlichen Interessen bei Forschung, Entwicklung und Normung. Ganz wichtig: Die Förderung des Nachhaltigkeitsgedankens in der Branche.
FT: Warum haben Sie nicht einfach eine Arbeitsgruppe innerhalb des FEB oder des EPLF gegründet?Windmöller: Es hat natürlich ausführliche Vorabstimmungen mit den Verbänden FEB und EPLF gegeben. Dazu wurden unter der Schirmherrschaft des EPLF im Dezember 2011 und im März 2012 in Berlin Round-Table-Gespräche mit den Herstellern der angesprochenen Produkte geführt. Im Sommer gab es eine gemeinsame Sitzung mit dem FEB. Auch das ERFMI war einbezogen (European Resilient Flooring Manufacturers Institute). Die Mitglieder von EPLF und FEB haben jeweils auf ihren Mitgliederversammlungen abgestimmt - mit eindeutigem Ergebnis: Weder EPLF noch FEB sehen die modularen Multilayer-Produkte mit der eigenen Verbandstätigkeit abgedeckt. Daraus hat sich konsequent die Gründung eines eigenen Verbandes ergeben, dieser steht aber ganz klar im engen Schulterschluss zu den anderen Branchenverbänden. So war der FEB-Geschäftsführer aus Münster, Hans Joachim Schilgen, Ende Oktober persönlich in München bei der Gründungssitzung des MMFA als Gast anwesend und hat uns mit seinem juristischen Sachverstand bei einzelnen Formulierungen unterstützt.
FT: Wie könnte die angekündigte Zusammenarbeit mit anderen Branchenverbänden aussehen, angesichts der Tatsache, dass Sie gerade einen separaten Verband gegründet haben?Windmöller: Hier sehe ich vor allem technische Berührungspunkte: Im EPLF weiß man unendlich viel über die Voraussetzungen und die technische Beschaffenheit von modularen Belagssystemen und deren Unterlagen. Bei einer ganzen Reihe von Herstellern gibt es "Personalunionen", d.h. man hat beide Produktgattungen im Sortiment. Beim FEB bzw. ERFMI liegt das ganze Wissen über die elastische Seite unserer Mehrschichtprodukte. Kein Wunder also, dass es auch im Mitgliederkreis firmenmäßige wie personelle Überschneidungen gibt, die sich dann auch in den Normenausschüssen auf CEN und ISO-Ebene spiegeln werden.
FT: Wie definieren Sie die Produktgattung Multilayer in Abgrenzung zu anderen mehrschichtigen Belagskonstruktionen?Windmöller: Immer öfter werden Fußbodenprodukte entwickelt und am Markt eingeführt, die durch ihren Aufbau und Zusammensetzung als Multilayer-Produkte weder unter die Laminatböden noch unter die elastischen Bodenbeläge noch unter Parkett fallen. Den Auslöser für die MMFA-Gründung gaben die immer populärer werdenden Multilayer-Böden mit verschiedenen elastischen Oberflächen wie LVT, Kork, PU oder PET auf biegesteifen Trägermaterialien, die modular zu einem raumdeckenden Fußbodenbelag zusammengebaut werden. Sprachlich kann man diese ebenso innovative wie expansive Produktgattung etwas objektiver unter dem englischen Begriff "multilayer semi-rigid floorcoverings" zusammenfassen.
FT: Welches sind Ihre kurz-, mittel- und langfristigen Pläne und Ziele für Verbandsarbeit?Windmöller: Der MMFA wird sich zunächst mit den technischen Belangen beschäftigen, also mit der Produktdefinition, der technischen Strukturierung und der verbindlicher Namensgebung für die Produktgattungen. Die Produktnormung als Basis für wettbewerbsgerechte Produktauslobung stellt in diesem Kontext natürlich einen zentralen Aufgabenbereich dar. Insgesamt liegt uns bei allen Aktivitäten die horizontale Vermittlung zwischen den Stakeholdern am Herzen, also den Verbänden, Normenausschüssen und Körperschaften. Ebenso ist es unser langfristiges Ziel, unsere Mitgliederreichweite innerhalb unseres Wirkungskreises in Europa möglichst voll auszuschöpfen.
Nicht vergessen werden darf das Engagement für eine umfassende Produktinformation und -promotion der modularen Mulitlayer-Produkte: Wir rechnen in naher Zukunft mit wachsenden Marktanteilen und möchten Handel und Endkunden besser über die innovativen Multilayer-Fußbodenprodukte und ihre Eigenschaften informieren. Erstens, um Verwirrungen zu vermeiden und zweitens, um die Eigenschaften und großen Potenziale dieser Fußbodenbeläge anschaulich und überzeugend zu kommunizieren. Dazu bedarf es zunächst eindeutiger Begrifflichkeiten und klarer Definitionen, die zum Handel und zum Verbraucher kommuniziert werden. Last but not least setzen wir uns als Verband für die Förderung des Nachhaltigkeitsgedankens in der Branche ein.
FT: Wer sind die genannten drei potentiellen Beitrittskandidaten?Windmöller: Darüber sprechen wir, wenn die Anträge genehmigt sind. Weiter gefasst: Die ordentliche Mitgliedschaft im MMFA steht allen Herstellern offen, die wesentliche Teile der MMF-Produkte selbst mechanisch bearbeiten. Ziel des Verbandes ist es, möglichst alle am Markt befindlichen, europäischen Hersteller dieser Produkte für eine Verbandsmitgliedschaft zu motivieren. Ebenso hoffen wir auf reges Interesse seitens der Zulieferer auf außerordentliche Mitgliedschaften.
FT: Wie groß ist der Markt für Multilayer-Beläge in Deutschland und Europa und wie hat er sich in den letzten Jahren entwickelt?Windmöller: Momentan ist eine Einschätzung des Marktes noch schwierig, da viele der Produkte und Produktionsprozesse noch am Anfang stehen. Doch die Tendenz ist steigend, wir sehen ein hohes Marktpotenzial sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa. Der MMFA hat sich zum Ziel gesetzt, in Zukunft eigene Daten zu Marktzahlen, Reichweiten etc. in einer Verbandstatistik zu erheben und zu publizieren. Dazu bedarf es allerdings zunächst einer ausreichenden Reichweite und klarer Klassifizierungen bzw. Definitionen.
FT: Bis zur ersten ordentlichen Hauptversammlung Anfang Juni 2013 sollen wichtige Weichen gestellt und Punkte abgearbeitet sein. Welche?Windmöller: Höchste Priorität hat momentan die Einbeziehung und Aktivierung weiterer Mitgliedsfirmen aus dem Hersteller- und Zulieferbereich. Voraussichtlich werden noch weitere Sitzungen und Arbeitskreise der Junisitzung vorausgehen. Jetzt aktiv und zeitnah mit den wichtigsten Punkten zu beginnen, ist gerade nach der Vereinsgründung existenziell. Natürlich werden zunächst auch die Formalien wie die Eintragung ins Vereinsregister etc. durchzuführen sein, um den Verein handlungsfähig zu machen. Mit dem langjährigen EPLF-Geschäftsführer Peter H. Meyer und seinem Team haben wir in Personalunion mit der MMFA-Geschäftsführung für diese Aufgaben ein stabiles Rückgrat einziehen können, mit reicher Erfahrung in ganz Europa ebenso wie anderen wichtigen globalen Märkten.
aus
FussbodenTechnik 01/13
(Wirtschaft)