Innungs-Jubiläum

45 Jahre Innung Mittel- und Oberfranken

Die Franken feiern auch halbrunde Jubiläen, aber nicht, weil sie fürchten, die 50 nicht zu erreichen. Im Gegenteil, diese Innung hat entgegen dem Bundetrend ein stabiles Mitgliederniveau. Gemeinsam arbeiten, gemeinsam feiern, gemeinsam stark sein.

Der Festsaal im Theater Tausendschön in Schnaittach war bis auf den letzten Platz besetzt. Sogar der stellvertretende Bundesinnungsmeister Peter Fendt ließ einen Wiesnbesuch ausfallen, um in einer heiter amüsanten Art die Festrede zu halten. Hinweis für Nichtbayern: Ein Münchner verlässt seine Stadt nicht während der Wiesnzeit. Belebt mit Anekdoten über einzelne Personen der Innungsgeschichte erklärte Peter Fendt die Erfolgsgeschichte dieser Innung, die entgegen dem Trend ein gleichbleibendes Mitgliederniveau hat. Eine Innung lebt von ihren Persönlichkeiten und deren Aktivitäten. Als Berufsanfänger habe ihn Obermeister Heinz Brehm sehr beeindruckt, als er zum Schärfen seiner Ziehklingen einfach die "Hummel" umdrehte und das Schleifband dafür nutzte. Die Jungen werden in der Innung gleich an die Hand genommen und integriert. Sie erfahren dabei Unterstützung und sind verantwortlich eingebunden. So wird auch frühzeitig ein Nachfolger für die Übernahme eines Amtes vorbereitetet.

Zum Erhalt der Innungen ist Umdenken gefragt. Man muss die Bedürfnisse junger Unternehmer kennen und sie rationell und zeitgemäß abdecken. Dazu gehört auch die Nutzung neuer Kommunikationswege. Der Verband der Parkett- und Bodenleger, vernetzt mit weiteren Handwerkerorganisationen, hat politisches Gewicht und kann Einfluss nehmen. Wie schlagkräftig solche Lobbyarbeit ist, lässt sich beispielsweise an den Änderungen der Handwerkerausnahme für Lieferfahrten erkennen.

Heinz Brehm, Obermeister der Innung Mittel- und Oberfranken, betonte, wie wichtig die Meis-terausbildung im Parkett- und Bodenlegerhandwerk ist. Das
sichert die Qualität im Handwerk. Dann bleibt Parkett auch ein gefragter Bodenbelag. Denn der Wegfall der Zulassungsvoraussetzung brachte zwar eine Verdreifachung der Betriebe, doch leider sank zugleich die Qualität und das wirke sich auf die ganze Branche aus. Fachkräfte sind das A und O im Handwerk. Allerdings hält er nichts von "Lehrlingsrekrutierung um jeden Preis" und Vereinfachung der Prüfung, um auch schlechten Kandidaten einen Ausbildungsabschluss zu geben. Er plädiert mehr für Nachschulung von angelernten Kräften, die ihr Handwerk dann auch verstehen. Sehr erfreut zeigte er sich, dass sich in diesem Jahr wieder 22 Teilnehmer zum Meisterprüfungskurs angemeldet haben. Im Handwerk gibt es viel Arbeit, doch Qualität ist nur zu einem angemessenen Preis zu haben. Dieser Appell richtet sich vor allem an Architekten, die den Preis drücken wollen.

Wie "symbiotisch" die duale Ausbildung im Handwerk läuft, erläuterte Bettina Scheckel, Leiterin der staatlichen Berufsschule in Neustadt/Aisch mit einem Exkurs zum Wortfeld Symbiose. Diese Allianz ist ein Vorteil für beide Seiten, darüber hinaus ist die Schule Weiterbildungsstätte und Austragungsort für Leistungswettbewerbe. Durch das Engagement von Bundeslehrlingswart Heinz Brehm steht dieses Schulsystem auch Pate für die Ausbildung in Ländern wie Rumänien, Weisrussland und der Ukraine. Lob erhielt Brehm auch vom Kreishandwerksmeister Achim Hanisch, der ihm bescheinigte, sich zukunftsorientiert für die Innung einzusetzen. Die Aufgaben werden nicht weniger, sondern vielfältiger. Neue Verarbeitungstechniken mit neuen Materialkombinationen und neue Aufgabengebiete, wie Sanierung und Renovierung, benötigen Meister und keine Amateure im Handwerk, hob Matthias Graßmann, Vizepräsident der Handwerkskammer Oberfranken, hervor. Gerade die Schaffung von Ausbildungszentren mit Blockschulunterricht war ein Fortschritt in Punkto Qualität, erinnerte Heinrich Mosler, Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken.

Die Vertreter der Handwerkskammern übernahmen auch die Laudatio für die Ehrung der Gründungsmitglieder Hans Rauh, dem späteren Obermeister und Walter Lösch, der die Innung als Schriftführer begleitete. Mit "so meine Herrschaften" leitete Heinz Brehm dann zu einer Vielzahl von weiteren Ehrungen über. Ein Beweis für ein langes und aktives Innungsleben.
aus Parkett Magazin 06/12 (Wirtschaft)