ABK Cheftagung

Future-Store-Gesellschaft auf die Schiene gesetzt

Zell am See/A - Die diesjährige Cheftagung der ABK stand ganz im Zeichen des Future-Store-Projektes. Dazu rief der Einkaufsverband seine Mitglieder ins idyllisch gelegene Zell am See. Ein Jahr nach der Initiierung des engagierten Vorhabens hat der Verband in Österreich Nägel mit Köpfen gemacht und seine Gesellschafter auf die Zukunft eingeschworen.

In Rostock, dem Ort der letztjährigen Cheftagung der ABK, wurde das Projekt Future Store angestoßen und um Unterstützer aus dem Kreis des Verbandes und der Zulieferer geworben. Die Resonanz war sehr positiv. Zahlreiche Tagungsteilnehmer erkannten die Chance, ihr Unternehmen durch dieses Vorhaben zukunftsfähig aufzustellen und erklärten sich spontan zur Zusammenarbeit bei der weiteren Projektarbeit bereit. Ursprüngliches Ziel war es, in nicht allzu ferner Zeit einen Store zu eröffnen, in dem zukunftsweisende Konzepte des Bettenfachhandels auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden könnten. Die Erfahrungen daraus sollten dann in einem zweiten Schritt in Handel und Industrie einfließen, sodass sich ABK-Gesellschafter und Zulieferer besser auf die Erfordernisse eines modernen Bettenfachhandels einstellen können.

Seitdem hat sich viel getan. Es bildete sich ein Operation-Team aus drei Händlern und drei Herstellern, die unter der Leitung des ABK-Geschäftsführers Thomas Fehr sowie Prof. Alexander Doderer, Carolin Doderer und Karl-Hermann Hahn die Planung des ambitionierten Projektes vorantrieben. Mittel für eine Machbarkeitsstudie wurden beim so genannten Strategie-Team, den Teilnehmern der ersten Stunde, eingeworben. Mehrmals im Jahr kam die Gruppe zu Arbeitstreffen zusammen, zusätzlich wurden die übrigen Mitglieder des Strategie-Teams über die Fortschritte informiert.

Bei der Recherche für die Machbarkeitsstudie stellte sich schnell heraus, dass die erste Idee einer schnellen Installierung eines realen Future Stores irgendwo in Deutschland den Rahmen des Machbaren sprengen würde. Aber auch organisatorische wie strategische Gründe sprachen gegen eine Fortsetzung dieses Planes. Das Operation Team schwenkte daher auf eine neue Strategie um: die Konzeption kleinerer Einzelprojekte, so genannter Tools, die für relativ kleines Geld schnell direkt in den Geschäften der Gesellschafter umgesetzt werden können. Diese Entscheidung wurde von den ABK-Mitgliedern begrüßt. Kommen sie doch bei dieser Konstellation wesentlich schneller in den Genuss fortschrittlicher Handelsmodule als bei einem Test in einem separaten Future Store. Ganz hat Fehr den Gedanken eines echten Stores in der ferneren Zukunft aber noch nicht aufgegeben.

Zell am See war in diesem Jahr nun der Ort, an dem die ABK dem Projekt die organisatorische Basis verschaffen und das Plazet der Gesellschafter einholen wollte. Dafür hatte der Verband das moderne, 2007 eröffnete Ferry Porsche Congress Center angemietet. Als erstes galt es, die Gesellschafter im positiven Sinne "einzunorden", so dass alle wissen, wofür sie in ihrem Verband stehen, wofür der Verband steht und was der Verband leisten muss. Die Erarbeitung eines so genannten Leitbildes stand daher als erster Punkt auf der Agenda.

Nun erleiden schriftlich verfasste Leitbilder häufig das Schicksal, nach der Formulierung und Verabschiedung tief in einer Schublade zu verschwinden. Bei der ABK kam man daher auf die Idee, die Kernpunkte des Leitbildes zu visualisieren. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte, außerdem kann jeder Gesellschafter das erarbeitete Leitbild im Geschäft an die Wand hängen, um sich die Inhalte immer wieder bildhaft vor Augen führen zu können. Es lag nahe, das Leitbild der ABK als "ABKommen" zu titulieren. Gezeichnet wurde das Leitbild durch Charlotte Strohmeier von der Firma Dialogbild, die auf solche Visualisierungen spezialisiert ist. Über einen Bildschirm konnten die Teilnehmer live miterleben, wie das Bild nach ihren Vorstellungen entstand, verbessert wurde und seine abschließende Form erhielt. Fehr: "Das anschließende Feedback war sehr positiv. Einige erklärten mir, dass sie jetzt den tieferen Sinn des Leitbildes verstanden hätten."

In einem zweiten Schritt erklärte Geschäftsführer Fehr den Gesellschaftern die unternehmerische Organisation des Projektes Future Store. Dazu wird die Future Store GmbH gegründet, ausgestattet mit einem Gründungskapital von 200.000 Euro. Das Kapital soll zu gleichen Teilen von den Gesellschaftern der ABK einerseits und den Industriepartnern andererseits aufgebracht werden. Die Beteiligung der Industriepartner ist auf 5.000 bis 10.000 Euro begrenzt.

Mit dem Gründungskapital werden sukzessive verschiedene Zukunftsmodule entwickelt, die nach ihrer Marktreife von den Gesellschaftern erworben werden können. Welche Module wann entwickelt und vermarktet werden sollen, darüber befindet ein Beirat, eine Art Entscheidungskomitee, das mit drei Vertretern von Industrie und ABK besetzt wird, plus Fehr als Geschäftsführer der GmbH. Um eine Majorisierung zu verhindern, soll gewährleistet werden, dass Entscheidungen nur dann gefällt werden können, wenn auch wenigstens eine Stimme von der Minderheitsseite dafür stimmt. Generell strebe man bei den Abstimmungen allerdings einen Konsens an, betont Fehr, der außerdem erklärte, dass weder er als Geschäftsführer noch die Komitee-Mitglieder ein Entgelt für ihre Tätigkeit erhalten werden. Dadurch sei gewährleistet, dass das Kapital ausschließlich der Entwicklung der Module dient.

Ein wichtiges Kriterium für die Realisierung der Module sei deren Wirtschaftlichkeit. Es muss vorher feststehen, dass die realistische Chance besteht, durch deren Vermarktung mindestens wieder die Entwicklungskosten einzuspielen. "Wir wollen das Geld nicht verbrennen, sondern es auf Dauer erhalten", hebt Fehr hervor. Um die Chance der Wirtschaftlichkeit der Module zu steigern, soll auch Häusern, die nicht der ABK angehören, die Möglichkeit eingeräumt werden, die Module zu erwerben. Allerdings, so Fehr, werde das erst nach einer gewissen Sperrfrist der Fall sein. Innerhalb dieser Zeit haben die ABK-Gesellschafter die Chance, das Modul exklusiv zu nutzen. Die Sperrfrist wird nach Auskunft Fehrs wahrscheinlich zwischen sechs und maximal 24 Monaten liegen.

Schließlich versicherte Fehr den ABK-Gesellschaftern, dass es sich bei der Kapitaleinlage um eine Einmalbeteiligung handele. Es werde gewährleistet, dass die Gesellschafter keiner Nachschusspflicht unterliegen für den Fall, dass das Gründungskapital doch aufgebraucht ist. Vielmehr strebe man an, das Kapital durch die Vermarktung der Module zu vermehren, so Fehr. Als positives Beispiels führte er das so genannte TV-Modul an. Inzwischen hätten es schon einige Gesellschafter in ihren Geschäften installiert. Sollten noch ein paar mehr dazu kommen, habe man den "return on investment" erreicht, also die Gewinnschwelle. Dieses Konstrukt stellte Fehr in Zell am See den anwesenden Gesellschaftern schließlich zur Abstimmung. Die Zustimmung sei mit "überwältigender Mehrhet" ausgefallen, berichtete er zufrieden. Die Industrieseite dürfte bei Erscheinen dieser Haustex ebenfalls über die Formalien informiert sein. Bei Redaktionsschluss hatte Fehr schon einige Gespräche mit Zulieferern geführt. Die Reaktion sei so positiv ausgefallen, dass er keinerlei Probleme sehe, die 100.000 Euro bei ihnen einzuwerben, berichtet Fehr.

Nach diesem arbeitsreichen Tag trafen sich die Gesellschafter gemeinsam mit den Gästen auf einer Alm im Talschluss Saalbach-Hinterglemm. Vorher galt es, einen 2,5km langen, leicht ansteigenden Weg zu erwandern, da die Straße für die Busse nicht bis zur Alm führt. Man hatte sich das Bier danach redlich verdient. Als besondere Überraschung empfing die Teilnehmer ein überdimensionaler Ausdruck des ABKommen-Leitbildes, das in aller Eile ausgedruckt und auf die Alm transportiert worden war. Mit einem Sekt stießen die Teilnehmer auf den erfolgreichen Tag an.

Der zweite Tag war im Wesentlichen gefüllt mit der Vorstellung fünf verschiedener Module, die mehr oder minder umsetzungsreif sind. Aufgelockert wurde die Veranstaltung immer wieder von Einlagen des Improvisationstheaters Steife Brise aus Hamburg, die in das jeweilige Thema einführten. Schon im letzten Jahr hatte das Ensemble mit kurzen Sketchen dafür gesorgt, dass die Cheftagung kurzweilig und doch instruktiv verlief. Moderiert wurde der Tag locker und gekonnt von Torsten Voller, Mitgesellschafter der Steifen Brise. Generell ist festzustellen, dass es der ABK immer wieder gelingt, die Cheftagungen professionell vorzubereiten und interessant zu gestalten.

Sehr konkret ist der so genannte Personal-Baustein, dessen Entstehung ganz wesentlich dem Nürnberger Personal-Experten Karl-Hermann Hahn und dem Hamburger Bettenfachhändler Lars Ginap, Betten Huntenburg, zu verdanken ist. Ginap brachte sehr überzeugend rüber, wie wirkungsvoll die Einführung des Personal-Bausteins in seinem Hause war. Dabei, so räumte Ginap ein, war er anfangs von seiner Eigenschaft als "Versuchskaninchen" gar nicht überzeugt, wie auch einige seiner Mitarbeiter. Es habe bei ihnen einige Vorbehalte gegeben, da man sich und seine Kompetenz in Frage gestellt sah. Der Personal-Baustein besteht aus modularen Inhouse-Training-Phasen, unterbrochen von mehreren Wochen Praxisphase, in der das vermittelte Know-how angewendet wird. Nach dem zweiten Schulungstag - "Kunden mit Körpersprache überzeugen und begeistern" - habe sich bei seinen Leuten richtig etwas bewegt, erzählte Ginap in Zell am See, der inzwischen voll überzeugt ist von dem Erfolg der Schulung. "Unsere Mitarbeiter sind gut, aber sie schöpften ihr Potenzial nicht aus. Da fehlten noch zehn bis 20 Prozent." Die, so ist Ginap überzeugt, haben sie jetzt auch drauf.

Ein weiteres Modul ist der Kundenbaustein. Dabei werden verschiedene Kundenmerkmale mit Hilfe eines CRM-Bogens in einer Software vermerkt. Anhand der Merkmale werden die Kunden nach Zielgruppen kategorisiert und bei entsprechenden Marketing-Aktionen gezielt angesprochen. Ziel sei es, dass die Futur Store GmbH die gesamte Abwicklung als Dienstleister übernimmt, heißt es. Der Inhaber und seine Mitarbeiter wären dadurch entlastet und könnten sich auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Darüber hinaus erfuhren die Teilnehmer mehr über Licht-, Media- und Inszenierungs-Bausteine. Zwischendrin stellte Dr. Joachim Bürger sein innovatives Einzelhandelskonzept Zicnzac in Essen vor. Dabei verbindet er den Verkauf von Nähmaschinen und Zubehör unter anderem recht wirkungsvoll mit einer Nähschule. Bürger hatte dieses Konzept bereits auf der Jahrestagung des VDB in Essen vorgestellt, worüber die Haustex in ihrer Juni-Ausgabe berichtete.

Bei der nächsten Cheftagung wird die Future Store GmbH wohl schon deutlich weiter sein. Sie findet in Lüneburg statt, vom 25. bis 27. September 2013.
aus Haustex 11/12 (Wirtschaft)