Fachverband Wasserbett
Monteure optimierten ihr Fachwissen
Karlstein/Main - "Ich habe ein ganzes Haus gebaut " - "Mein Mann ist handwerklich sehr begabt " Viele Wasserbettfachhändler kennen solche Äußerungen. Wenn es darum geht, dass man ein verkauftes Bett lieber selber fachgerecht montieren möchte anstatt es in Einzelteilen dem Kunden zu überlassen, kommen schon mal Einwendungen wie diese. Schließlich möchte der - meist männliche - Kunde technisches Know-how demonstrieren. Und noch lieber möchte er Geld sparen. Wasserbettmonteure erbringen hoch qualifizierte handwerkliche Arbeit. Spätestens nach dem einen oder anderen Fauxpas machen sich die Folgen einer laienhaften Montage lästig bemerkbar. "Dem wollen wir grundsätzlich entgegenwirken", sagt Ralf Köhler, Vorsitzender des Fachverbandes Wasserbett e.V.. "Gute Betten gehören in die Hände guter Monteure." Damit die guten Monteure des Fachverbandes ihr Wissen noch optimieren können, lud er zur Schulung nach Karlstein ein.
Schulung, das hieß: Im Team montieren, über unterschiedliche Herangehensweise beim einen oder anderen Detail diskutieren, vergleichen und voneinander lernen. Auffallend war die Sorgfalt und die Muße fürs Detail. Gestandene Monteure unterhielten sich über Varianten einzelner Arbeitsschritte, Reihenfolge, oder ob man etwas tut oder besser lässt. Der Unterbau muss sitzen, die Heizung muss liegen, die Sicherheitswanne ausgerichtet sein, die Matratze eine ordentliche Lage haben und eine adäquate Füllmenge. Bodenplatten abkleben - ja oder nein? Ausmessen ja - aber wie? Befüllen warm oder kalt oder lau? Entlüften natürlich - aber wie macht mans am effektivsten? Nicht immer waren Meinungen und Erfahrungen zu hundert Prozent deckungsgleich.
Aber gerade diese kleinen Diskussionen waren fruchtbar. Auch der Monteur mit über zehn Jahren Erfahrung war sich nicht zu schade, das eine oder andere anzunehmen, was ihm schlichtweg effektiver oder geschickter erschien. Viele Wege führen nach Rom - das gilt im übertragenen Sinne auch für die Wasserbettmontage. Aber: Nicht immer. Bei manchen Details ließ Schulungsleiter und Verbandsvorsitzender Ralf Köhler, selbst mit über 20-jähriger Montageerfahrung ausgestattet, nicht mit sich diskutieren: "Das wird so gemacht, und nur so ist es korrekt", befand er zum Beispiel bei den Themen Wasser- und Heizungstemperatur.
Der zweite Tag hatte als Schwerpunkt die Befüllung des Wasserbettes aus ergonomischer Sicht. Es wurden verschiedene Krankheitsbilder angesprochen und zur Veranschaulichung ein Laser bei der Wassermengen-Feinjustierung verwendet. Auch die richtige Wahl des Kissens war Thema. Das Ergebnis: Die Schulter hat nichts auf dem Kissen verloren, also keine 80/80 cm-Kissen! "Wenn der Monteur den Kunden auf dem falschen Kissen oder unter einer alten oder falschen Decke schlafen lässt, ist das Körperverletzung aufgrund unterlassener Hilfeleistung", scherzte Ralf Köhler - aber eigentlich ist es eine ernste Sache: Die für den Kunden richtige Befüllung ist neben der passenden Beruhigung das Ausschlag gebende für eine optimale Lagerung. Nach mehreren Tricks zur Reparatur, gerade auch bei Einfüllstutzen, wurden mehrere Heizungen an befüllten Betten getauscht und die verschiedenen Heizsystem-Varianten angesprochen.
Zum Abschluss wurden mitgebrachte und aufgeschnittene Wasserkerne unterschiedlichster Qualität und verschiedenen Ursprungs analysiert. Im Fokus: Vlies-Beschaffenheit, Vlies-Fixierung, Vlies-Zuschnitt, Ecknähte, Vinylarten und anderes. Die Teilnehmer nahmen schriftliche Hinweise zur empfohlenen Fahrzeugausstattung (Werkzeug), zu Verbrauchsmaterial und Produkten für Zusatzverkäufe mit nach Hause. Am Schluss der Veranstaltung stand ein Zertifikat des Verbandes. Köhler: "So zeigen wir Kompetenz gegenüber dem Endverbraucher und gegenüber dem Wettbewerb."
Alles in allem war die Schulung der Monteure ein Meilenstein in der Geschichte des Fachverbandes Wasserbett: "Ein lange vorbereiteter, aber auch überfälliger weiterer Schritt auf dem Wege, unserem Verband nach und nach ein eigenes Profil zu geben", hieß es. An "Tagen wie diesen" war deutlich zu erkennen, dass kompetente Menschen ihr großes Wissen noch vergrößern möchten. "Fach"-Verband im Wortsinne also. Deutlich wurde auch, dass Eigenaufbau durch den Laien und Wasserbettmontage durch geschultes Fachpersonal praktisch nicht zum gleichen Resultat führen können. Die Diskussion um "Fachmontage oder nicht - Hauptsache: verkaufen" auf der einen und "Imageverluste und Umsatzeinbußen des Wasserbettes durch hausgemachte Selbst-Montageprobleme" auf der anderen Seite dürfte für Industrie und Handel jedenfalls nicht beendet sein.
aus
Haustex 11/12
(Wirtschaft)