Interview mit Peter Böck, Impulsgeber für "Die Zukunft unter uns"

"Je nach Wunsch ist der Boden hart oder weich"


Der Maler und Gestalter Peter Böck entwickelt und baut in seinem Stuttgarter Atelier Ausstellungsdesigns
hauptsächlich für Museen und Messen, aber auch für Foto-Sets im Bereich der Mode- und Automobilindustrie.
Bei seiner Arbeit ist er ständig auf der Suche nach neuen Oberflächen.

BTH Heimtex: Sie arbeiten im Moment an einem überdimensionalen, auf dem Boden liegenden Handspiegel. Ein schönes Spiel mit dem Thema Räumlichkeit.

Peter Böck: Ja, visuell löst sich der Boden vollständig auf. Für meinen Kunden war wichtig, dass man das Objekt - eine Badewanne - auch von unten sehen kann. Und das geht mit einem Spiegel ohne Probleme. Der Betrachter erhält eine völlig neue Perspektive und der Boden wirkt ganz fremd, weil sich die räumlichen Grenzen aufheben.

BTH Heimtex: Könnte Boden in Zukunft elastisch werden?

Böck: Ja, das kann ich mir vorstellen. Vielleicht wird er sogar zur Membran oder Gummischicht und fühlt sich so ähnlich an wie die Teppichböden in manchen Hotels. Die sind verspannt und haben eine Filzunterlage, so dass sie einen beim Gehen beinahe schweben lassen - ein kleiner Trampolineffekt sozusagen.

BTH Heimtex: Kann Boden in Zukunft weitere nützliche Funktionen haben?

Böck: Ich habe vor einiger Zeit eine interaktive Videoprojektion auf dem Boden gesehen und fand sie sehr schön. So etwas könnte nicht nur zu dekorativen Zwecken eingesetzt werden, sondern tatsächlichen Nutzen bringen. Ich kann mir beispielsweise gut vorstellen, dass solch ein Boden als Leitsystem dient, zur Navigation im öffentlichen Raum.

BTH Heimtex: Wie würde Ihr persönlicher Boden der Zukunft aussehen?

Böck: Ich selbst würde mir einen Boden schaffen, der sich ähnlich verhält wie eine Luftmatratze oder wie ein Wasserbett. Er würde aus zwei Schichten bestehen: einer Wasserschicht und einer Schutzschicht darüber. Man könnte quasi "über Wasser gehen". Die Härte des Bodens ließe sich über den Wasserdruck einstellen.

Noch einfacher wäre es, den Boden mit Luft zu füllen und die Härte durch den Luftdruck zu regulieren. Je nachdem, wie man sich den Boden gerade wünscht, könnte man ihn hart oder weich werden lassen.

Auf diese Idee hat mich eines meiner Projekte gebracht, bei dem ich mit einer aufblasbaren Wand gearbeitet habe. Mit einer robusteren Folie könnte das tatsächlich auch am Boden funktionieren.

Möbel würden überflüssig, wenn man den Boden derart weich gestaltet. Oder ich lasse mich einfach auf den Boden fallen und der nimmt dann meine Körperform an. Da kommt mir der Gedanke, dass man den Boden ja auch mit weichem Styropor-Granulat füllen könnte - so wird er zum überdimensionalen Fatboy.
aus BTH Heimtex 12/12 (Wirtschaft)