Anker Teppichboden: Geänderte Strukturen, Investitionen und neue Produkte

"Es brummt im vierten Quartal"

Die anhaltende Flaute auf dem Markt für textile Bodenbeläge zwingt Anker zum Handeln. In Düren hat man die Organisation gestrafft, Geld in moderne Maschinen gesteckt und so Kapazitäten für neue Produkte geschaffen - inklusive abgepasster Teppiche. Auf der Jahrespressekonferenz war der Blick deshalb nach vorn gerichtet. Nach drei durchwachsenen Quartalen laufen die Geschäfte wieder gut, was auch mit einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem Großhandel im Segment kleinerer Objekte zusammenhängen dürfte.

Für Objekt-Spezialist Anker war 2012 - wie für die gesamte Teppichboden-Branche - ein schwieriges Jahr. Unter dem Strich wird das Familienunternehmen weniger absetzen und verdienen als im Vorjahr, hieß es auf der Jahrespressekonferenz am Firmensitz in Düren. Die Umsatzprognose liegt bei etwa 50Mio.EUR; 2013 sehen die Planungen aber immerhin schon wieder ein Wachstum auf einen Wert zwischen 52 und 53Mio.EUR vor. Der Blick geht also nach vorn.

Ohnehin hat das Unternehmen, das bereits seit 1854 textile Bodenbeläge herstellet und heute die größte Teppichbodenweberei in Europa betreibt, schon oft bewiesen, dass es sich auf seine Stärken und Fähigkeiten verlassen kann. Und Anker ist wirtschaftlich gesund, was der Geschäftsführende Gesellschafter Markus Schoeller mit Zahlen belegen konnte: Laut Creditreform zählt Anker zu den kreditwürdigsten Unternehmen in Deutschland. Die Eigenkapitalquote liegt bei mehr als 50%.

Schon 2009 hatte man in Düren infolge der Weltwirtschaftskrise einerseits umstrukturiert und konsolidiert, um die Kosten zu senken. Andererseits wurde in die Technik investiert, wurden neue Produkte entwickelt und der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt. Die Maßnahmen zeigten Wirkung. Aber als im Verlauf der ersten drei Quartale 2012 die "leicht rückläufige Gesamtentwicklung" deutlich wurde, habe man nochmals reagieren müssen, so Schoeller.

Einer veränderten Organisationsstruktur fielen 20 Stellen zum Opfer, wobei die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter ohnehin das Rentenalter erreicht hätten bzw. befristete Verträge ausgelaufen sind. Diese "sozialverträgliche Personalanpassung" trifft hauptsächlich die Verwaltung. Die Entscheidung sei den Verantwortlichen schwer gefallen, erklärte Markus Schoeller. Doch man trage die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens und müsse jetzt die richtigen Weichenstellungen vornehmen.

"Systemwechsel" im Marketing

Aufgelöst wird die Marketingabteilung und Anker trennt sich daher von deren Leiter Stephan Sost sowie der langjährigen Mitarbeiterin Stephanie Keindl-Zimmermann. In Zukunft werde eine Agentur, mit der Anker bereits strategisch zusammenarbeitet, auch mit der Umsetzung von Marketing-Projekten betreut, erläuterte Geschäftsführer Gerd Hoffe. Er wird in Zukunft neben dem Bereich Technik und Entwicklung auch das Marketing verantworten.

Dieser "Systemwechsel" habe nichts mit der aktuellen Lage zu tun, betonte Hoffe. Man habe bereits zuvor an der Optimierung des Kundenservice gearbeitet sowie an der Etablierung einer noch besseren und kundenorientierteren Ablauforganisation. "Im Ergebnis werden wir kreativer und schneller Zusammenarbeiten in den Bereichen Marketing und Vertrieb sowie Entwicklung und Produktion", kündigte er an.

Aber das ist noch nicht alles: Um "insgesamt noch krisenfester und konjunkturunabhängiger zu werden", konzentriert sich Anker nicht mehr allein auf seine Stärken in den angestammten Bereichen Büro/Verwaltung und Hotel. "Unser Erfahrungsschatz und unsere Kompetenzen als Objektspezialist nutzen wir, um mit neuen Produkten und in neuen Absatzmärkten erfolgreich zu sein", so Hoffe. Schon jetzt sind 2Mio.EUR in den Maschinenpark geflossen. Zwei neue Jacquard-Maschinen bauen die Webkompetenz in Düren aus und erhöhen die Kapazität. So ermögliche die Wilton-Ruten-Webmaschine "neue, technisch raffinierte Konstruktionen und einzigartige Designentwicklungen mit neuartigen Materialien".

Jetzt auch abgepasste Teppiche im Sortiment

Bei Anker bezeichnet man die dadurch entstandenen Möglichkeiten als einzigartig und führt als Ergebnis das Web-Produkt Pixa in 100 Farben vor. "Ein Teppichboden im eigenständigen Flachgewebe-Look mit einer völlig neuartigen, puristischen und zugleich farbigen Optik, die verblüffende Effekte erzielt", zeigte sich Hoffe begeistert. Gefertigt wird er aus recyceltem Polyester (PES) und Solution-Dyed-Econylfasern. Die Rückenbeschichtung Sonicwave sorgt für eine verbesserte Raumakustik und mehr Gehkomfort. Für die reduzierte, nachhaltige Konstruktion hat Pixa schon kurz nach der Markteinführung den Green Good Design Award 2012 erhalten.

Und wenn textile Beläge auch im Objekt schon mit harter Konkurrenz von elastischen und Hartbelägen zu kämpfen haben, sollen wenigstens die abgepassten Teppiche darauf aus Düren stammen. Anker Vario Rugs heißt die komplett neue Kollektion und umfasst standardmäßig 15 Artikel, 179 Farbpositionen, 7 Einfassvarianten und 69 Farben der Einfassbänder. Die Produktion ist flexibel "und daher können wir fast alle möglichen und auch unmöglichen Sonderwünsche erfüllen", erläuterte Karlheinz Werker, Leiter Nachhaltige Unternehmensentwicklung, auf der Pressekonferenz.

Insgesamt habe man im abgelaufenen Jahr investiert wie noch niemals zuvor, unterstrich Hoffe - "und im vierten Quartal brummt es". Die Mitarbeiter in der Produktion arbeiteten zurzeit Samstag und Sonntag. Es sei schon jetzt abzusehen, dass man auch im ersten Quartal 2013 ausgelastet sei und einen fulminanten Start in das neue Jahr hinlegen werde.

Zusammenarbeit mit dem Großhandel ausgebaut

Anscheinend greift auch die intensivierte Zusammenarbeit mit Großhandel und Einkaufsverbänden im Objekt. Neben den traditionellen Objektkoffern für diesen Vertriebskanal hat Anker auf vielfachen Wunsch des Handels den Komplett-Koffer "Meisterstücke" in einer bereits komplett platzierten Auflage von 3.300 Stück in den deutschen Markt gebracht. 700 Exemplare unterstützen das rückläufige Exportgeschäft. In Düren erhofft man sich so einen stärkeren Zugang in kleine und mittlere Objekte unter 1.000 m.

Sixpack II mit seinen 6 eigenständigen Konzepten für den Officebereich konnte ohne Anker-Branding in der D/A/CH-Region in insgesamt 23.500 kundenindividuellen Großhandelskollektionen untergebracht werden. Zusätzlich hat die Anker-Vertriebsmannschaft noch 5.000 Kollektionen Sixpack II an Direktkunden verteilt.

Außerdem bietet Anker seit Dezember 2012 die so genannte Kompetenzkollektion "Hotel Solution" an, hergestellt aus Solution-Dyed-Garnen. Farbecht, leicht zu reinigen und mit hohem Komfort zielen die Produkte auf die gehobene Hotellerie. Und zum Ende des ersten Quartals 2013 wird es noch eine Kollektion mit sieben Solution-Dyed-Qualitäten für das Segment Healthcare geben. Diese Produkte können mit einem wasserundurchlässigen und PVC-freien Rücken ausgestattet werden.

Anker Daten und Fakten


Anker-Teppichboden Gebr. Schoeller GmbH & Co. KG
Zollhausstraße 11252353 DürenTel.: 02421/8 04-0Fax: 02421/8 04-200
anker@anker-dueren.de
anker-teppichboden.de

Geschäftsführender Gesellschafter: Markus Schoeller
Geschäftsführung: Gerd Hoffe (Technik, Entwicklung, Marketing), Erwin Landherr (Vertrieb, Finanzen)
Vertriebsleiter Deutschland: Martin Wallmann
Export: Katja Schurig
Leiter Nachhaltige Unternehmensentwicklung: Karlheinz Werker
Anwendungstechnik: Aribert Arbeiter

Gründungsjahr: 1854
Mitarbeiter: 290
Außendienst: 30
aus BTH Heimtex 01/13 (Wirtschaft)