Uzin blickt auf "Die Zukunft unter uns", letzter Teil der BTH Heimtex-Serie

Der Boden erzählt unsere Geschichte

Wie sehen Fußböden in Zukunft aus und welche Funktionen werden sie übernehmen können? Diesen Fragen geht Verlegewerkstoffhersteller Uzin in seinem Projekt "Die Zukunft unter uns" anlässlich seines 100-jährigen Bestehens nach. Inspiriert von Impulsgebern aus allen Bereichen der Gesellschaft, haben sechs Kreativteams und ein Uzin Utz-Team Ideen und konkrete Bodenkonstruktionen entwickelt. In einer Serie stellt BTH Heimtex die Ergebnisse vor. Den Schlusspunkt setzen die Architekten und Städteplaner von Raumlabor aus Berlin mit ihrem begehbaren Exponat "Mappa Mundi". Der philosophische Ansatz dahinter: Der Boden als Speicher und Spiegel von Geschichte und all unserem Tun, Handeln und Sein.

Man versteht die Idee von Raumlabor zum Boden der Zukunft besser, wenn man mehr über das Büro für Architektur und Stadtplanung weiß: Matthias Rick und sein Team loten in ihrer Arbeit Grenzen des modernen, städtischen Gefüges aus. Sie sehen sich als Spezialisten dafür, Probleme zu machen und Konflikte zu initiieren. Etwa so: "Wir stellen ein Projekt in den Raum, beispielsweise einen heruntergekommenen Ort zu einer Oper zu machen. Das ist dann der Beginn eines Prozesses, weil die Leute plötzlich ganz anders auf so einen Ort reagieren. Und unsere Projekte entwickeln sich aus diesem Konflikt, an der Auseinandersetzung mit diesem Problem", erklärt Rick die generelle Vorgehensweise.

Die Idee von Raumlabor zum Boden der Zukunft ist eine umfassende und zugleich nahezu unfassbare: "Mappa Mundi: Karte des Erdbodens, die gesamte Welt umspannend, samt des Versuchs einer Erklärung seiner Beschaffenheit sowie seiner Bedeutung für die Geschichte, für unser Jetzt und die Zukunft." "Wie bitte?", fragt sich der interessierte Betrachter des Exponats verdutzt.

Das Exponat ist ein weißer Boden, auf dem Teile einer begehbaren Landkarte aufgezeichnet sind. Mehrere Tafeln informieren unter anderem über die Beschaffenheit des Bodens, seine Ressourcen und seine Geschichte. Dazu laden Kissen zum Sitzen ein und es gibt Tee aus einem arabischen Teekocher.

Raumlabor Berlin versucht erst gar nicht, mit seinem Ansatz das omnipräsente Thema Boden zu fassen. Das Team legt bei seiner Herangehensweise lediglich drei verschiedene Perspektiven zugrunde: Erstens der Boden und seine Beschaffenheit als Speicher von Geschichte und all unserem Tun. Zweitens seine zeitgenössischen Entwicklungen und Veränderungen - politisch, hierarchisch, ökologisch, sozial, individuell, ökonomisch und territorial. Und drittens ein Blick auf die Zukunft des Bodens, diesen dabei verlassend.

Alle Perspektiven konzentrieren sich auf das begehbare Exponat. Es soll Plattform sein für Reflexionen und Diskussionen, die nicht nur zum Anschauen, sondern vielmehr zum aktiven Auseinandersetzen mit der Thematik einlädt. Das heißt: Erst wer in direkten Kontakt mit dem Exponat tritt - im Idealfall zusammen mit anderen Menschen - nimmt wahr, was Boden eigentlich für eine immense Bedeutung hat für das Sein und das Dasein eines jeden Einzelnen von uns.
aus BTH Heimtex 01/13 (Wirtschaft)