Wintersteiger: Dünnschnitttage 2012 in Ried

Mehrmodulige Bandsäge ,DSG Twinhead NG XM


Der österreichische Maschinenbauer Wintersteiger ist in sechs teils sehr unterschiedlichen Geschäftsfeldern aktiv: Holz-Dünnschnitt und Banso-Sägeblätter, aber auch Skiservice, Schuhe, Arbeitskleidung und Agrarmaschinen. Obwohl sich der Hersteller als Nischenstratege bezeichnet, setzt das Unternehmen alles daran, auf jedem dieser Gebiete Marktführer zu werden.

Die Geschäftsfelder agieren weitgehend eigenständig. Synergien gibt es im Marketing und vor allem in der Produktion. An ein und demselben Arbeitsplatz werden daher mal Teile gefertigt für eine Dünnschnittsäge, mal für eine Saatmaschine, mal für ein Skischleifgerät. Der Anspruch an Techniker und Mitarbeiter ist hoch, Langeweile kommt nicht auf. Und der Reiz des Neuen reißt nicht ab. Gerade hat Wintersteiger die österreichische VAP Gruber Automations erworben, die sich mit Scanner-Technik und automatischer Spachtelung befasst.

Die Band- und Gattersägen der Wintersteiger Division Woodtech sind bedeutend für den Lamellenzuschnitt der Holzboden- und Parkettindustrie. Der Druck auf den Hersteller, Innovationen zu kreieren, ist groß. Divisions-Leiter Franz Haas: "Unsere Messlatte ist die Ligna. Da müssen wir alle zwei Jahre eine Neuheit oder einen Relaunch präsentieren." Das sei nicht einfach bei Maschinen, eher schon bei Werkzeugen, heißt es. Ein eigenes Sägeprogramm fertigt Wintersteiger im deutschen Arnstadt. Es ist präzise auf die Maschinen aus Ried im Innkreis abgestimmt. Gerade auf dem Gebiet der Sägen wird ständig etwas geändert. Um große Wirkung zu erzielen, reichen schon Nuancen bei Zahnwinkeln und Schnittparametern. Bei Maschinen ist das komplexer. Was die Fachwelt daher erst im Mai auf der Ligna komplett bestaunen darf, stand zu den Dünnschnitttagen 2012 nur als Prototyp in Ried: Die mehrmodulige Bandsäge vom Typ ,DSG Twinhead NG XM.

Gekoppelte Antriebsmodule

Die neue Bandsäge basiert auf der ,DSG Twinhead, bei der zwei Antriebsmodule übereinander angeordnet sind. Soweit auf den ersten Blick nichts Neues. Tatsächlich wurden aber bis zu 70 % der Teile dieser Maschine konstruktiv verändert. Außerdem können nun bis zu drei Twinhead-Maschinen in Reihe gekoppelt werden. Dazu ist kein gesonderter Trägerrahmen erforderlich. Die einzelnen Twinhead- Module werden einfach hintereinander geschaltet. So können Holzbearbeiter ihre Kapazität schrittweise erhöhen und - auch das ist eine Überlegung wert - in flauen Zeiten überzählige Module wieder abbauen und verkaufen.

Die ,DSG Twinhead NG XM bietet mehr Leistung und Flexibilität: Die Höhenverstellung des Holzblockmaßes funktioniert nun mit Servoantrieb zehnmal schneller als zuvor; das untere Sägemodul kann in einer Höhe von bis zu 160 mm über dem zu bearbeitenden Holzblock fahren; zentral angeordnet wurde ein Schmiermitteltank von 50 l, an den verschiedene Pumpen angeschlossen werden können, bei Bedarf etwa für die Nass-Schnitt-Option und - ein Klimagerät kühlt die Leistungselektronik. Das dient dem Schutz der Steuerung. Übrigens verfügt jede Twinhead-Einheit über ein eigenes Bedienungspanel, von dem aus die gesamte Maschine regelbar ist. Dieser Luxus spart Wegstrecke.

Die Maschine ist auch vom Volumen her etwas größer geworden. Der Grund: Der Platz für den Sägebandswechsel, für Service- und Wartungsarbeiten zwischen den verknüpften Einheiten wurde vergrößert. Die Tür ins Innere dieser Schnittstelle öffnet sich aus Sicherheitsgründen mittels eines "Zustimmtasters". Drinnen im Verbindungsgang können auf Knopfdruck die Transportbrücken weggeschwenkt werden. Sogar an bessere Beleuchtung und gut zugängliche Steckdosen dachten hier die Maschinenbauer. Schließlich wurde auch die Absaugung neu gestaltet. Noch ist aber nicht entschieden, ob auch die Abstreifeinheit für ganz feinen Staub auf dem Sägeband neu konzipiert werden soll.

Präsenz verstärken

Mit der ,DSG Twinhead NG XM sieht sich Wintersteiger für kommende Aufgaben gerüstet. "Ständig suchen wir nach neuen Produkten und Märkten", erklärt Franz Haas. Besonders Russland und Singapur hätten sich 2012 als Exportmärkte gut entwickelt. Aber auch die USA zeigten einen leichten Anstieg. Nur China blieb hinter den Erwartungen zurück. In allen diesen vier Regionen unterhält Wintersteiger Vertriebsbüros. Die jährlichen Dünnschnitttage bringen internationale Kunden ins wirtschaftlich aufstrebende Oberinntal. Rund 80 ausgewählte Gäste waren es diesmal. Mit einem Shuttle-Dienst wurden viele von ihnen auch in die entfernt gelegene Sägenproduktion nach Arnstadt chauffiert.

Noch mehr Messen bestücken möchte Wintersteiger im Jahr 2013. "Man muss vor Ort zu den Leuten und ihnen eine Maschine dort direkt vorführen", begründet Haas das Ziel, weltweit mehr kleine, nationale Ausstellungen in das Programm aufzunehmen. Derzeit sucht Wintersteiger übrigens noch ein weiteres Vorstandsmitglied. Geändert hat sich die Struktur der Chefetage schon jetzt. Wo früher drei gleichberechtigte Vorstände am Tisch saßen, hat auf Wunsch der Eigentümer nun Vorstandvorsitzender Reiner Thalacker das Sagen.

Wintersteiger


A-4910 Ried, Dimmelstr. 9
Gründung: 1953
Logistikcenter: St. Martin
Vorstandsvorsitzender: Reiner Thalacker
Mitarbeiter: ca. 800
Geschäftsfeld Woodtech:, Band- und Gatter-Dünnschnittanlagen, Banso-Sägen
Umsatz Woodtech: 18,5 Mio. EUR (2011)
aus Parkett Magazin 01/13 (Wirtschaft)