Interview mit Bauwerk-Geschäftsführer Ansgar Igelbrink

Stark im Kommen: HDF-Träger und naturgeölte Oberflächen


"Für das Handwerk gibt es gute Gründe, Massivparkett gegenüber mehrschichtigen Konstruktionen den Vorzug zu geben", lautete sinngemäß der Tenor eines Interviews, das Frank Pielot, Obermeister der Innung Parkett und Fußbodentechtnik Hamburg, und Dieter Karl Bonn, Leiter Vertrieb und Marketing bei Asuso-Almarit mit uns führten (siehe PM 4/12, S. 88 ff). Ansgar Igelbrink, Geschäftsführer Bauwerk Deutschland sowie Geschäftsleitungsmitglied der Bauwerk AG, sieht das naturgemäß anders. Immerhin handelt es sich bei dem Schweizer Unternehmen um den weltweit größten Hersteller von Zweischichtparkett. In einem Gespräch informierte er das ParkettMagazin über Trends und Tendenzen in diesem Segment.

ParkettMagazin: Herr Igelbrink, dass die Feststellungen zum Thema Massivparkett bei Ihnen auf Widerspruch stoßen, ist nahe liegend.

Ansgar Igelbrink: Aussagen wie "massiv ist stark im Kommen" kann man nicht kommentarlos im Raum stehen lassen. Für die Firma von Herrn Pielot mag das zutreffen, jedoch nicht für massives Klebeparkett, dessen Marktanteil seit Jahren rückläufig ist.

PM: Dennoch: Um hochwertig zu verkaufen, sind Massivholzböden ein probates Mittel. Aus Verbrauchersicht ist es schon reizvoll, einen Fußboden zu besitzen, der durch und durch aus massivem Holz besteht. Dieser emotionale Aspekt beim Parkettkauf ist nicht von der Hand zu weisen.

Ansgar Igelbrink: Auch im Mehrschichtbereich bestehen die Produkte durch und durch aus Holz - mit dem Unterschied zu Massivböden, dass die Wertschöpfung bei 70 bis 80 % liegt und somit weitaus höher ist. Wenn man bedenkt, wie viel Eiche allein in unserer Branche verarbeitet wird, kann man schon nachdenklich werden. Wo soll denn auf Dauer das ganze Material herkommen? Vor diesem Hintergrund erscheint es mir deshalb höchst fragwürdig, Eiche als Vollkonstruktion zu verwenden. Ziel muss sein, aus dem einen wertvollen, massiven Kernbrett ein mehrfaches an Decklamellen herzustellen.

PM: Was die Lebensdauer betrifft, dürften die massiven Varianten punkten. Eine Massivholzdiele scheint ein Boden für die Ewigkeit zu sein.

Ansgar Igelbrink: Welche Argumente auch immer für die Massivholzdiele sprechen: Die längere Lebensdauer ist es definitiv nicht. Da sich die Nutzschicht lediglich bis zur Nut-Federverbindung abschleifen lässt, ist kein Vorteil zu erkennen.

PM: Dennoch: Für Renovierungsmaßnahmen ist Massivparkett geradezu prädestiniert. Vollflächig geklebt ergibt sich beim Abschliff ein echter Vorteil.

Ansgar Igelbrink: Aber nur gegenüber schwimmend verlegten Mehrschichtböden. Handwerklich geklebtes Zweischichtparkett - und nur für diesen Bereich spreche ich - lässt sich genauso problemlos renovieren. Außerdem ist festzustellen, dass der Trend eindeutig zu geölten und strukturierten Oberflächen geht, die im Renovierungsfall keineswegs geschliffen, sondern mit Öl oder einem Pflegemittel aufgearbeitet werden - egal ob es sich um einen massiven oder zweischichtigen Boden handelt. Anders lackierte Böden, die nach 12 bis 15 Jahren geschliffen werden. Übrigens: Bei Landhausdielen, die bekanntlich mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, ist der Anteil lackierter Oberflächen verschwindend gering.

PM: Die Ablösungen von Decklamellen im Zweischichtbereich sorgten für viel Diskussionsstoff. In welchem Ausmaß war Bauwerk von der Problematik betroffen?

Ansgar Igelbrink: Mit diesem Phänomen wurden Hersteller konfrontiert, die vor etlichen Jahren mit einer fehlerhaften Charge Heißschmelzkleber beliefert wurden. Bei Bauwerk werden dagegen Träger und Decklamellen konventionell verklebt, so dass derartige Schäden kein Thema sind.

PM: Im Zweischichtbereich gibt es zwei klassische Ausführungen: Mit Sperrholzträger und mit Stäbchenunterlage. Jetzt kommt noch eine weitere Variante aus HDF hinzu. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Produkt gemacht?

Ansgar Igelbrink: Mit Monopark haben wir ein Produkt lanciert, das sehr große Akzeptanz am Markt erfährt und das wettbewerbsfähig ist. Bei der Entwicklung dieser Variante ging es unter anderem darum, durch eine neue Technologie die Nutzschichtdicke zu verringern, ohne an der Qualität Abstriche machen zu müssen. Der Entwicklungsaufwand war jedoch enorm. Von daher ist es verständlich, dass sich einige Mitbewerber aus diesem Bereich wieder verabschiedet haben.

PM: Ihre mit Abstand wichtigste Zielgruppe ist der klassische Parkettleger. Da hätte man vermuten können, dass HDF eher kritisch beurteilt wird.

Ansgar Igelbrink: Was aber nicht zutrifft. Gerade für den Profi ergeben sich entscheidende Vorteile wie die hohe Verlegeleistung aufgrund der Passgenauigkeit. Da die Nutzschicht vollflächig mit dem HDF-Träger verklebt wird und nicht auf geschlitzten Klötzchen, besteht kein Risiko, dass sich im Renovierungsfall die Unterkonstruktion auf der Nutzschicht abbildet.

PM: Wie verhält sich das Material bei Feuchtigkeitseinwirkungen?

Ansgar Igelbrink: Was die Dimensionsstabilität betrifft, empfehle ich Zweiflern, einen Parkettstab mit Massivholzträger sowie einen mit HDF-Träger für zwei bis drei Stunden in Wasser zu tauchen - der anschließende Vergleich spricht für sich. Da wir über hochqualifizierte Holztechniker verfügen, konnten wir all diese Einflüsse unter Laborbedingungen simulieren und testen.

PM: Wieviel Prozent der Produktionsmenge entfällt bei Bauwerk auf Produkte mit HDF-Träger?

Ansgar Igelbrink: Knapp 40 % (Gesamtmenge zirka 4 Mio. m2, d. Red.). Interessant ist: Trotz des großen Erfolgs von Monopark, konnte sich Unopark behaupten, was zeigt, das beide Produktypen ihre Berechtigung haben. Wie bei allen anderen Zulieferprodukten stellen wir auch an HDF-Platten extrem hohe Anforderungen. Unter anderem ist sichergestellt, dass das Material FSC-mixzertifiziert ist. Außerdem lassen wir unsere Produkte durch das Sentinel-Institut auf Wohngesundheit untersuchen. Vom Klebstoff übers Parkett bis zu den Reinigungsmittel- und Pflegemitteln bieten wir somit dem Endkunden größtmögliche Entscheidungssicherheit. Dieser Nachweis ermöglichte es uns, viele zusätzliche Projekte zu akquirieren.

PM: Mit Villapark bieten Sie inzwischen ein weiteres Produkt auf HDF-Träger in 2,20 m länge an ...

Ansgar Igelbrink: ... das sich zu einem Renner entwickelt hat. Aufgrund der besonderen Konstellation zu Kährs konnten wir das Produkt leider erst relativ spät auf den Markt bringen.

PM: Wie Ihre jüngste Aussendung zeigt, scheint das Thema Treppe an Bedeutung zu gewinnen.

Ansgar Igelbrink: Dass wir in der Lage sind, Treppen aus dem jeweiligen Parkett zu liefern, hat sich als schlagkräftiges Verkaufsargument erwiesen. Der Parkettleger übermittelt uns das Aufmaß und bekommt die Stufen fix und fertig geliefert. Dieses lohnende Zusatzgeschäft wurde bisher weitgehend den Treppenbauern überlassen. Unsere Parkettprofis entdecken immer mehr, dass sie als Bauwerk-Partner durch zusätzliche Leistungen und spezielle Techniken dauerhaft den Umsatz steigern können. Dies ist auch ein Grund, warum wir uns in einer außergewöhnlichen Erfolgsphase befinden.
aus Parkett Magazin 01/13 (Wirtschaft)