Persian Carpet Exhibition, Teheran

Im Zeichen der Inflation


Auf der Persian Carpet Exhibition auf dem Messegelände im Norden der iranischen Hauptstadt Teheran gab es wieder einmal ein großes Angebot an Teppichen aller iranischer Provenienzen. Wie schon in den Jahren zuvor, wurden vor allem hochwertige feine Provenienzen angeboten. Der Schwerpunkt liegt also bei Teppichen aus Ghoum, Isfahan, Nain und in ganz besonderem Maße bei Tabris.

Die aktuelle Wirtschaftslage im Iran hat großen Einfluss auf den Teppichmarkt und damit auch die Messe. Private Käufer nutzten in der Vergangenheit immer gern das sehr große Messeangebot, um schöne Stücke für ihr zu Hause zu finden. In diesem Jahr war die Besucherfrequenz spürbar geringer. Die sehr starke Inflation im Land bringt viele Probleme: Der um massive 75 % gesunkene Wechselkurs Rial zum US-Dollar - im Vergleich von Anfang 2011 zu Herbst 2012 - hat Importgüter extrem verteuert. Der Iran ist ein Land, das die meisten Konsumgüter importiert. In der Folge hat die Bevölkerung deutlich weniger Geld zur Verfügung, da die Löhne nicht entsprechend gestiegen sind. Das hat natürlich einen großen Einfluss auf die gesamte Wirtschaft und damit auch auf die Teppichproduktion.

Die Situation auf dem Land ist deutlich weniger angespannt als in der Stadt. Große Teile der Landbevölkerung können sich selbst versorgen. Doch auch hier sorgt die hohe Inflationsrate für steigende Knüpflöhne. Außerdem sind viele ehemalige Knüpfer heute nicht mehr bereit, in der Teppichproduktion zu arbeiten, weil es andere - lukrativere oder bequemere - Erwerbsquellen gibt. Besonders einfache Teppichqualitäten, die verhältnismäßig günstig sind, werden kaum mehr produziert. Auch wenn während der offiziellen Eröffnungsfeier der Messe etwas anderes verkündet wurde: Die Produktion und das Angebot iranischer Teppiche ist weiter stark rückläufig. Hier schließt sich der Kreis zum Angebot auf der Teheraner Teppichmesse.

Es gibt aber auch Positives zu berichten. Die hochwertigen Qualitäten, die für den Export bestimmt sind, zeigten sich erfreulich an den Markt angepasst. Helle Beigetöne, pastelliges Blau und Braun sind bei Teppichen aus Isfahan sehr weit verbreitet. Das klassische Rot mit kräftigen blauen Akzenten sieht man fast nicht mehr. Teppiche aus Nain waren - wie auch in den Jahren davor - nicht ganz so häufig zu sehen wie ihre Pendants aus Isfahan. Die Dessinierungen gefallen dafür den westlichen Einkäufern. Ghoum-Seidenteppiche waren in kleineren Stückzahlen im Angebot, allerdings in sehr feinen Knüpfdichten und vielfältigen Dessinierungen. Die Hauptabsatzmärkte sind hier vor allem im mittleren Osten und Russland zu finden.

Die schon angesprochenen großen Mengen an Tabris wurden vor allem für den Binnenmarkt produziert. Das machte sich sowohl in der Dessinierung, als auch in den sehr hohen Preisen bemerkbar: Je höher die Inflation, desto eher wird vorhandenes Geld in Güter investiert.

Selbstverständlich gab es auch andere Warengruppen in Teheran im Angebot. Bei nomadischen oder dörflichen Teppichen gab es gefühlt mehr Aussteller aus dem Bachtiar-Gebiet als in den Vorjahren. Weiter waren neue turkmenische Knüpfungen präsenter. Auffällig viele Produzenten zeigten Stücke, die im Stile der bekannten Miri-Teppiche gemacht waren. Hier scheint es auch eine gewisse Nachfrage von den westlichen Märkten gegeben zu haben. Ebenfalls erwähnenswert sind die verhältnismäßig günstigen Nachknüpfungen gefragter Dessins. Sie werden in Provenienzen mit geringerem Lohnniveau gefertigt, wie zum Beispiel dem Khorasan-Gebiet.

Neben Teppichen gab es auch technische Neuheiten für die Teppichproduktion zu sehen, wie beispielsweise eine elektronische Knüpfvorlage. Sie zeigt dem Knüpfer mit Leuchtdioden an, welche Farbe an welcher Stelle in die Kette eingetragen werden muss.

Trotz großen Auswahl diverser Qualitäten und Provenienzen waren viele Einkäufer mit dem Angebot unzufrieden. Es fehlten vor allem Weiterentwicklungen in den günstigen bis mittleren Preislagen, echte Neuentwicklungen waren überhaupt nicht zu sehen. Fast kein Aussteller zeigte mehr Patchwork-Teppiche, dem Trend-Thema der letzten Jahre.
aus Carpet Magazin 01/13 (Wirtschaft)