India Carpet Expo, Varanasi
Nachfrage nach modernen Dessins
Einen deutlichen Zuwachs an Fläche und Ausstellernhatte die India Carpet Expo (ICE) in Varanasi Mitte Oktober 2012 zu verzeichnen. Damit setzt sich ein seit Jahren anhaltender Trend fort, der auch dafür sorgt, dass handgefertigte Teppiche aus Indien auf Platz 1 der Importländer in der EU liegen. Damit das auch so bleibt, engagiert sich der indische Teppichexportverband CEPC (Carpet Export Promotion Council) besonders stark bei der Ausrichtung der Messen im eigenen Land, unterstützt aber auch die Produzenten weltweit auf Teppichmessen. Seit einigen Jahren schon sind die beiden indischen Teppichmessen, die im März und Oktober stattfinden, stark gewachsen. Die Gründe liegen in der ansteigenden Nachfrage aus dem Ausland, denn in Indien wird schnell und meist in guter Qualität produziert, Design- Anpassungen werden kurzfristig vorgenommen, die Produktpalette umfasst alle Arten handgefertigter Ware. Bei der India Carpet Expo (ICE) in Varanasi im Oktober 2012 waren zeitlos-moderne und reduzierte bzw. sich auflösende Muster vorherrschend. Im Vergleich zum Zeitpunkt vor einem halben Jahr haben sie sogar weiter deutlich zugelegt. Bei den Farbstellungen ist der Trend zu Grautönen, Blau und Beige und hellen Brauntönen noch andauernd.
Abgepasste Teppiche aus Sari-Seide - sie werden aus Recyclingseide der bekannten indischen Stoffe gefertigt - sowie Flachgewebe und Teppiche in Ikat-ähnlicher Musterung nehmen an Relevanz zu. Ware mit klassischen Orientmustern - hier insbesondere Kopien persischer Teppiche - werden weiterhin wenig nachgefragt. Das erstaunt, dürfen doch iranische Teppiche wegen des Import-Embargos nicht mehr in die USA eingeführt werden. Trotzdem haben eine nicht unerhebliche Zahl an Ausstellern diese Produktgruppe im Angebot. Kaschmirseide sowie Patchworkteppiche waren deutlich weniger zu sehen. Bei den Seidenteppichen dürfte es aber eher an der räumlichen Distanz zu Varanasi liegen, als an einem geänderten Nachfrage-Trend. Fast verschwunden sind die Einstiegspreislagen: mittlere und höhere Preislagen überwiegen. Begründen lässt sich das vor allem mit dem Siegeszug des Maschinenwebteppichs, der die Produktion von handgefertigten Einstiegspreislagen bei deutlichen Steigerungen der Knüpflöhne unrentabel macht.
Im Gespräch mit einigen Ausstellern wurde deutlich, dass die Einkäufer in immer schnellerem Tempo neue Dessins erwarten. Entsprechend groß ist der Druck auf die Produzenten und ihre Designabteilungen. Die eigene Kreativität scheint dabei teilweise auf der Strecke zu bleiben. Denn beim Rundgang über die Messe wurde wieder einmal deutlich, in welchem schon fast unglaublichen Maße bekannte Dessins kopiert werden. Spitzenreiter bei den kopierten Dessins war erneut Jan Kath - Kopien seiner Teppiche waren beinahe an jedem zweiten Stand zu sehen. Es könnte der ganzen Branche gut tun, lieber etwas langsamer zu entwickeln und dafür mehr eigene Dessins auf den Markt zu bringen - ganz davon abgesehen, dass es so etwas wie Musterschutz gibt. Es dürfte nicht ohne Folgen bleiben, stumpf gesetzeswidrig zu kopieren.
Etwas unglücklich waren Aussteller und Veranstalter über den Termin dieser Messeausgabe: Zeitgleich zur ICE fand der High Point Market in den USA statt, eine der wichtigen amerikanischen Teppichmessen. Entsprechend wenige Einkäufer aus den USA fanden den Weg nach Varanasi. Präsident Siddhanath Singh und CEPC-Geschäftsführer Shiv Kumar Gupta versprachen denn auch schnelle Abhilfe und Terminverschiebungen ab dem kommenden Jahr. Auch die US-amerikanischen Einkäufer, so war man sich einig, sollen von der breiten Angebotsvielfalt indischer Produzenten profitieren. Für die beiden Messen im Jahr 2013 rechnet der CEPC weiterhin mit einer Ausweitung der Messefläche und einem deutlichen Anstieg der Aussteller.
aus
Carpet Magazin 01/13
(Wirtschaft)