Peter Schwartze zur aktuellen Situation der Textil- und Modebranche
Zufriedenstellende Aussichten
Ende letzten Jahres sind sie ins Haus geflattert, die Preiserhöhungsschreiben der Stromkonzerne. Im Oktober 2012 wurde die neue EEG-Umlage bekannt gegeben: 5,3 Cent pro kWh. Ein Ende der Preissteigerungen ist momentan noch nicht abzusehen, auch wenn es mittlerweile viel Unmut gegen die derzeitige Energiepolitik der Bundesregierung gibt.
Den Stein ins Rollen gebracht hat nicht zuletzt der Gesamtverband textil+mode. Mit unserer Unterstützung klagen drei Textilunternehmer stellvertretend für die Industrie gegen die EEG-Umlage. Sie stützen sich auf ein von uns in Auftrag gegebenes Gutachten des Regensburger Verfassungsrechtlers Professor Gerrit Manssen, der die EEG-Umlage für eine verfassungswidrige Subvention hält. Die Unternehmer sind bereit, bis nach Karlsruhe vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.
Wir haben viele Gespräche mit der Politik geführt und Lösungen erläutert, wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien gerechter zu finanzieren sei. Dass wir den Ausbau brauchen, ist unstreitig - aber er muss fair und marktwirtschaftlich passieren. Beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln haben wir alternative Finanzierungsmethoden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien berechnen lassen. Diese Alternativen sind Grundlage einer Vielzahl von Gesprächen, die wir mit Abgeordneten und befreundeten Verbänden bereits geführt haben und in 2013 noch führen werden. Denn unsere Unternehmen brauchen sichere Energie zu sinnvollen und planbaren Kosten.
Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle die Frage gestellt, was eigentlich passieren würde, wenn noch mehr Euro-Länder Pleite gingen. Jetzt, ein Jahr später, wissen wir es: die Exporte sind massiv eingebrochen. Ein Problem für die Textil- und Bekleidungsbranche, deren Exportanteil am Umsatz mehr als 40 Prozent beträgt. Nichtsdestotrotz bin ich sicher, dass wir einbrechende Märkte durch den Ausbau des außereuropäischen Exportgeschäfts kompensieren können. Der Gesamtverband textil+mode führt dazu regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Matchmaking- und Markterkundungsreisen durch, in diesem Jahr zum Beispiel nach Brasilien.
Gerade Heimtextilien punkten im Ausland. Made in Germany überzeugen sie mit kreativem Design, hervorragender Qualität und Preis-Leistung, nachhaltigen Materialien und Produktionsverfahren. Im Sommer titelten viele Zeitungen, der Deutsche wende sich aufgrund der Eurokrise vom Sparen ab und investiere stattdessen unter anderem in Immobilien. Und tatsächlich zeigt sich der Inlandsmarkt für Heimtextilien recht stabil mit zufrieden stellenden Aussichten für die nächsten Monate.
Die nächsten Jahre werden von bahn brechenden Innovationen geprägt sein. Das Forschungskuratorium Textil zeichnet in seinen Perspektiven 2025 das Bild einer intelligenten Wohnung, die seinen Bewohner in allen Situationen unterstützt. Die Farben aktiv leuchtender Böden, Wände, Decken, Möbel und Vorhänge werden sich dem Wunsch des Raumnutzers anpassen. Ein individuelles Wohlfühlklima wird durch Überwachung von Temperatur, Feuchtigkeit und Luftverschmutzung automatisch reguliert. In variablen Raumnutzungskonzepten sind modulare Möbel individuell verschiebbar, selbst reinigend und haben eine integrierte Informations- und Kommunikationstechnik. Flächen von Tischen, Wänden und Heimtextilien werden zu Displays und bieten wechselnde Dekorationen oder Information. Grenzenlose Möglichkeiten in einer Zukunft, die schon begonnen hat. Nutzen wir ihre Chancen!
aus
Haustex 01/13
(Wirtschaft)