Dura Tufting
Schlanke Strukturen und neue Kollektionen
Die Dura hat das wohl wirtschaftlich schwierigste und emotional belastendste Kapitel ihrer Firmengeschichte abgeschlossen: "Das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung wurde erfolgreich beendet", verkündete Dr. Christian Schäfer, Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung bei Dura Tufting, sichtlich erleichtert während der Pressekonferenz auf der Domotex. Das Motto für die Zukunft lautet: "Dura. Neu. Stark. Bewährt."Die Gläubiger hatten im Dezember dem Insolvenzplan für den größten deutschen Tufter und die Tochtergesellschaften Dura Teppichwerke, Hebu und Horus Tec zugestimmt. Bis zum Sommer 2016 erhalten die Gläubiger im Gegenzug die erwirtschafteten Gewinne. Für den gleichen Zeitraum gibt es Finanzierungszusagen von Fremdkapitalgebern. "Wir haben eine solide Gesamtfinanzierung", so Schäfer. Durch Verkäufe von Immobilien sowie der nicht mehr zur Unternehmensstrategie passenden Geschäftsbereiche Verformungen für die Autoindustrie (Dura Bremen) und Garn-Spinnerei (Schmallenberg) konnten die Bankschulden bereits während der Insolvenz um 40 % reduziert werden.
Weil mit den Mezzanine-Kapitalgebern keine einvernehmliche Lösung für die Rückzahlung erzielt werden konnte, gelten diese Schulden als getilgt und belasten die Dura nicht mehr. Hierbei ging es immerhin um 24 Mio. EUR plus 2 Mio. EUR Zinsen. Auch Pensionsverpflichtungen und weitere Forderungen seien im Zuge des Insolvenzverfahrens gestrichen worden. Damit sei die Konsolidierungs- und Sanierungsphase für die gesamte Dura-Gruppe jetzt abgeschlossen, verkündeten die Verantwortlichen.
Dr. Stefan Oppermann, der als Insolvenzexperte das Verfahren begleitet hat, sprach auf der Presse-Konferenz von einer "Win-Win-Situation". Gläubiger, die mit ihrer Zustimmung zum Insolvenzplan teilweise viel Geld verloren haben, werden das wahrscheinlich etwas anders sehen. "Wenn man aber akzeptiert, dass die Alternativen Zerschlagung und/oder Verkauf des Unternehmens gewesen wären - mit einer erfahrungsgemäß schlechteren Rückzahlungs-Quote der Forderungen beziehungsweise einem völligem Forderungs-Ausfall -, können wir durchaus von einer Win-Win-Situation sprechen", erklärte Christian Schäfer auf Nachfrage.
Er betonte gleichzeitig, dass die erfolgreiche Beendigung der Insolvenz "niemals ohne die Loyalität unserer Kunden, Lieferanten und nicht zuletzt unserer Mitarbeiter möglich gewesen wäre. Für diese Treue sind wir ausgesprochen dankbar. Wir empfinden diese Verbundenheit nicht als selbstverständlich. Sie wird uns Verpflichtung und Ansporn für die Zukunft sein."
In dieser Zukunft wird man mit verschlankter Struktur am Markt auftreten. An die Stelle der bisherigen Vertriebsgesellschaften Dura Flooring Systems und Dura Carpet treten die Dura Teppichwerke. Horus Tec und Hebu produzieren und vertreiben in unveränderter Form im Industriegeschäft Nadelvlies-Objektbeläge beziehungsweise Automobil-Einlegematten. Mit Mercedes-Benz sollen langfristige Verträge abgeschlossen worden sein.
Die gesamte Firmengruppe ist derzeit gut ausgelastet und beschäftigt 600 Mitarbeiter plus Leiharbeiter. Fast alle Arbeitsplätze seien erhalten geblieben. Das sichere Kontinuität und Produktions-Know how. Die Zentrale des Unternehmens bleibe Fulda, teilte Christian Schäfer mit. Dort werden sämtliche Hochwert-Produkte wie die Nachfolger-Qualitäten von TWN und Zoeppritz hergestellt, getuftet wird am Standort Hessisch-Oldendorf.
Das Portfolio wurde insgesamt deutlich gestrafft. Schon im Herbst 2012 ist die neue Objekt-Kollektion Contract auf den Markt gekommen. "Sie hat sich gut verkauft", so Schäfer. Auf der Domotex folgte nun die korrespondierende Fliesen-Kollektion. Zum Abschluss der Sortimentserneuerung werde im zweiten Quartal 2013 eine komplett überarbeitete neue Premium-Kollektion in der Tradition der einstigen TWN- und Zoeppritz-Sortimente präsentiert.
Dem Bodenbelagsgroßhandel versprach Schäfer, zukünftig wieder der gewohnt verlässliche Partner zu sein. Das sei in den letzten Jahren nicht immer der Fall gewesen. Aber die Servicequalität habe sich deutlich verbessert und so erwartet die Geschäftsführung für 2013 ein solides Geschäftsjahr.
aus
BTH Heimtex 02/13
(Wirtschaft)