Interview des Monats mit Bostik
Dachmarke bündelt Marken-Vielfalt
Ein neuer Geschäftsführer, eine gestärkte Dachmarke und eine Investition in Höhe von 10 Mio. EUR - am Standort Borgholzhausen informierte Verlegewerkstoffhersteller Bostik über spannende Veränderungen. Das Unternehmen, das durch Akquisitionen eine Vielzahl von Marken führt, wird voraussichtlich im April die komplett überarbeitete Dachmarke Bostik vorstellen, die von der Hamburger Agentur Jung von Matt entwickelt wird. Im Gespräch mit FussbodenTechnik stellten vier Gesprächsteilnehmer von Bostik ihre Pläne vor: Roland Albers, Vice President Central-Eastern-Nordic Europe, Olaf Memmen, Vertriebs- und Marketingdirektor für Zentraleuropa, Ulrich Springer, Leiter Vertrieb Bau und Marketingleiter Markus Hildner.
FussbodenTechnik: Auf der Messe BAU haben wir gehört, dass Bostik eine neue Organisationsstruktur und einen neuen Geschäftsführer in Deutschland hat. Herr Albers, wie sind Sie zu Bostik gekommen?Roland Albers: Ich bin bereits seit über 20 Jahren bei Bostik. Meine erste Station war die Geschäftsführung in den Niederlanden, 2008 kam Belgien dazu. 2010 bin ich nach Frankreich gewechselt, um eine Funktion im Strategischen Marketing zu übernehmen. Seit 1. Juli 2012 bin ich Vice President Central-Eastern-Nordic Europe und damit auch für das Profi-Geschäft von Bostik auf dem deutschen Markt als Geschäftsführer verantwortlich.
FT: Herr Memmen, auch Sie haben eine neue Position bei Bostik übernommen?
Olaf Memmen: Ich bin durch eine Akquisition unseres Familienunternehmens bereits 2003 zu Bostik gekommen. Ich war und bin auch weiterhin Geschäftsführer des DIY-Filialisten MEM, Seit 1. Januar bin ich bei Bostik zusätzlich Vertriebs- und Marketingdirektor für Zentraleuropa. Dazu zählen Deutschland, Niederlande, Österreich, Schweiz und Belgien.
FT: Neben den personellen Veränderungen hat sich auch bei der organisatorischen Struktur einiges bei Bostik getan.
Albers: Das ist richtig. Bostik zeichnete sich als Organisation immer dadurch aus, dass jedes Land lokal von einem Verantwortlichen geleitet wurde. Das hat dazu geführt, dass wir sehr nah am Markt sind, die Kunden kennen und Produkte auf die Kunden abstimmen können. Unser Geschäft ist gekennzeichnet durch eine große Zahl von Marken, die wir nach der Akquisition weitergeführt haben. Gerade in Schwellenländern, aber genauso in Europa fehlte uns eine klare Strategie, wie wir gemeinsam weiter wachsen wollen.
Wir haben eine Unternehmensstrategie entwickelt, die auf vier Säulen steht: Technologie, nachhaltige Innovationen, in Schwellenländern wachsen und Operational Excellence. (Der letzte Begriff steht für eine Führungsphilosophie, die durch das Streben nach Effizienz und Effektivität gekennzeichnet ist. Dieses Ziel wird mit Hilfe eines ständigen Verbesserungsprozesses angestrebt, d. Redaktion.)
FT: Welche Maßnahmen folgen daraus?
Albers: Wir investieren bei Bostik im Moment europaweit ungefähr 30 Mio. EUR jährlich in Forschung und Entwicklung. Da wir unsere Rolle als Innovationsführer ernst nehmen, werden wir in den kommenden fünf Jahren diese Investition verdoppeln. Das wird unseren drei Technologie-Bereichen selbstklebende Schmelzklebstoffe, elastische Dicht- und Klebstoffe - unter anderem Parkettklebstoffe - sowie zementäre Verlegewerkstoffe wie Spachtelmassen und Fliesenklebern zu Gute kommen. Wir investieren außerdem weltweit in drei Technologie-Center. Eins in Compiégne in Frankreich wird derzeit gebaut. Bereits eröffnet wurden die Center in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin sowie eines in Shanghai (China). Auf diese Weise wollen wir einen Vorsprung vor dem Wettbewerb sichern.
Lassen Sie mich noch kurz unsere Rolle im Markt ergänzen: Man kann als Hersteller entweder Innovator, Challenger oder Follower sein. Für mich gehört Bostik definitiv nicht in die Gruppe der Follower. Unsere Aufgabe muss es sein, echte Innovationen einerseits zu entwickeln und andererseits besser zu kommunizieren.
FT: Viele der strategischen Maßnahmen sind wahrscheinlich für die Kunden nicht sichtbar. Was bekommt der deutsche Bodenleger davon mit?
Albers: Ganz zentral wird die Installation der neuen, starken Dachmarke Bostik sein, die wir voraussichtlich im April 20 13 vorstellen. Wir haben die Hamburger Agentur Jung von Matt engagiert, weil wir erkannt haben, dass unser Branding bislang eher lokal war - und das mussten wir optimieren.
FT: Das entspricht auch dem Ergebnis der Großhandelsumfrage für Verlegewerkstoffe in FussbodenTechnik: Bostik hat in acht Rubriken den ersten Platz belegt und landete insgesamt auf dem zweiten Platz. Überraschenderweise wurden aber der Bekanntheitsgrad und die Marke Bostik eher schwach bewertet. Wie erklären Sie sich das?
Albers: Das liegt ein wenig an unserer eigenen Zurückhaltung. Wir stehen nicht ständig auf der Bühne und sagen, dass unsere Produkte die besten sind. Wenn der Großhandel und der Handwerker unsere Produkte als Spitzenprodukte bewertet, ist uns das viel wichtiger. Gleichzeitig sind wir aber davon überzeugt, dass unsere Marken bislang eher lokal bekannt sind - und das wollen wir verbessern. Unser Ziel ist es, den Unternehmensnamen Bostik weltweit besser zu positionieren.
FT: Wie wirkt sich die Dachmarke Bostik konkret auf die Produkte aus?
Hildner: Ab April werden wir eine einheitliche Richtlinie für die Produktgestaltung mit der Dachmarke Bostik einführen. Bislang haben wir mit Ardal, Heydi und früher auch noch Paso sehr viele Marken beworben, so dass die Marke Bostik nicht so präsent war. Das wird sich zukünftig durch Synergieeffekte ändern.
FT: Was sind Ihre mittel- und langfristigen Ziele?
Albers: Wir wollen in Europa in die Gruppe der Marktführer aufsteigen. Wir streben an, uns in den Geschäftsfeldern mit Fliesen-, Boden- und Montageklebern jeweils unter den Top 3 zu platzieren.
FT: Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Bostik?
Albers: Als Niederländer kann ich sagen: Viele Länder beobachten die Entwicklung der Verlegewerkstoffe in Deutschland. Deutschland hat Vorbildcharakter in Europa. Bei den Verlegewerkstoffen ist der Herkunftsnachweis Made in Germany etwas wert. In unserer Organisation schauen zahlreiche Länderorganisationen, was wir in Deutschland machen.
FT: Sie haben am deutschen Standort in Borgholzhausen kräftig investiert.
Albers: Das ist richtig. Wir haben bereits mehr als 5 Mio. EUR in eine neue Industriestraße investiert, im Laufe des Jahres 2013 wird die Investitionssumme auf 10 Mio. EUR ansteigen. In der neuen Anlage werden Elastic Bonding, sprich Parkett- und Montageklebstoffe produziert. Auf diese Weise konnten wir auch unsere Lieferfähigkeit und -zeiten deutlich verbessern. Wir haben den Standort Borgholzhausen bewusst gestärkt. Für ihn spricht, dass die in Deutschland produzierte Qualität gut ist und wir viele Rohstofflieferanten vor Ort haben.
FT: Wie würden Sie als Niederländer den deutschen Markt beschreiben?
Albers: Der deutsche Markt ist konservativ, man vertraut bewährten Produkten. Gleichzeitig sind die Kunden sehr an neuen Produkten interessiert. Man möchte innovativ sein und gleichzeitig alles kontrollieren. Außerdem glaube ich, dass der deutsche Markt seine Vorbildfunktion manchmal ein wenig unterschätzt. Andere Länder orientieren sich gerne an Deutschland, auch wenn man nicht immer alle Produkte und Maßnahmen 1:1 übertragen kann.
FT: In Deutschland sind Sie mit den 62 Innen- und Außendienstmitarbeitern, die Ulrich Springer als Vertriebsleiter Bau koordiniert, schon jetzt dicht am Kunden. Werden Sie dort weiter investieren?
Albers: Ja, auf jeden Fall. Wir werden weiter in unseren Außendienst und auch in die Anwendungstechnik investieren. Im Verkauf haben wir im vergangenen Jahr fünf neue Mitarbeiter eingestellt. Weiterhin werden zwei Anwendungstechniker folgen. Wir wollen noch näher am Kunden sein und werden dafür auch die Zahl unserer Schulungen steigern.
FT: Wie werden Sie das Sortiment der Bodenbelagsklebstoffe weiterentwickeln?
Albers: Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wir werden unsere Parkettklebstoffe künftig in drei Kategorien einordnen: Künftig unterteilen wir diese in "gut", "besser", und "am besten". "Gut" ist eine Qualitätsstufe, die von jedem akzeptiert wird. "Besser" steht für eine höhere Qualität und "am besten" sind die Verlegewerkstoffe für die Zukunft.
Hildner: Wir haben das Sortiment der Parkettklebstoffe mit PK Premium nach oben ausgebaut, und diese Produkt-Neuheit auf der BAU präsentiert. Wir werden uns aber auch Gedanken über die Verpackungstechnik machen. Wie verpacke ich einen SMP-Hybrid-Klebstoff, damit er länger haltbar und damit handwerksgerechter ist? Man kann den Kleber beispielsweise in einem Beutel lagern, ihn mit einer Alufolie abdecken oder dickere Gebinde einsetzen. Bei Marketinggesprächen von Bostik auf europäischer Ebene merkt man schnell, dass die Anforderungen der einzelnen Länder unterschiedlich sind.
Memmen: Ein typisches Beispiel für eine sehr gelungene Innovation ist unser neuer transparenter SMP-Montagekleber. Der eigentliche Clou an dem Produkt ist die transparente Kartusche, so dass man auf das ebenfalls transparente Material blicken kann. Der Kunde sieht, was er kauft. An einer Skala kann man ablesen, für wie viele Meter die verbliebene Produktmenge ausreichen wird.
Albers: Der transparente Montagekleber wurde in Deutschland entwickelt und wird auch hier produziert. Es ist relativ kompliziert, ein solches Produkt herzustellen. Auf der BAU haben wir festgestellt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Die Reaktionen waren sehr positiv.
FT: Sie sind im Markt vor einigen Jahren als einer der ersten mit dem Pumping Truck zum Pumpen von Ausgleichsmassen gestartet. Mittlerweile haben einige Wettbewerber nachgezogen. Wie ist der aktuelle Stand?
Springer: Der Pumping Truck ist nach wie vor im Einsatz und wird gut angenommen. Ich gehe davon aus, dass wir zukünftig ein weiteres Exemplar brauchen werden - das hängt mit der Weiter-Entwicklung des Produkt-Sortimentes zusammen.
FT: Vor zwei Jahren stellte Bostik die Ecotac-Serie mit acht Verlege-Produkten vor. Wie hat sich die Akzeptanz entwickelt?
Hildner: Die Ecotac-Produkte werden gerade im öffentlichen Bereich eingesetzt, wo der Blaue Engel gefordert wird. Wir sind froh, dass wir diese Produktreihe dort gezielt zum Einsatz bringen können.
FT: Vor zwei Jahren war auch der Lösemittelausstieg bei Parkettklebstoffen bei Bostik ein großes Thema. Konnten Sie die Menge mit den neuen SMP-Klebern kompensieren?
Hildner: Ja, sehr gut sogar, da gab es keine Verluste. Die abgesetzten Mengen der SMP-Kleber entwickeln sich positiv.
Springer: Unsere großen Kunden konnten wir alle für die SMP-Kleber gewinnen.
FT: Hat sich Ihre Sichtweise bezüglich der Verlegung von PVC-Designbelägen geändert? Sie bieten ja parallel Nasskleber, aber auch Rollkleber an.
Springer: Wir haben beide Systeme, wir brauchen beide Systeme. Der Rollkleber Roll-Tack hat ergonomische Vorteile beim Klebstoffauftrag. Wir haben aber bei diesem Produkt den Einsatzbereich etwas eingeschränkt.
Bei Verlegungen hinter großen Glasscheiben mit starker Sonneneinstrahlung oder die Verlegung im Eingangsbereich, wo viel Nässe hereingebracht wird, empfehlen wir Bostik Nibofloor PU 16. Auf Fußbodenheizungssystemen und in Räumen wo intensiv gereinigt wird (z.B. im Krankenhaus), ist eine Festverklebung mit Bostik Power Elastic empfehlenswert.
aus
FussbodenTechnik 02/13
(Wirtschaft)