CTA und Handwerk im Dialog

Gemeinsames Marketing und anwendungstechnische Beratung auf dem Prüfstand


Im Rahmen des Jubiläums "60 Jahre CTA" hat die Chemisch-Technische Arbeitsgemeinschaft Parkettversiegelung einen neuen Dialog mit dem Handwerk gestartet. Zu ausgesuchten Themen werden Fachbeiträge gebracht und parallel hierzu mit Vertretern des Handwerks Diskussionen geführt. In nachfolgendem Beitrag stehen gemeinsames Marketing und Optimierung der anwendungstechnischen Beratung im Mittelpunkt. Diskussionsteilnehmer sind Obermeister Peter Fendt, Lilo Sallinger, Sprecherin der CTA und Beate Brehmer (CTA Technik).

Lilo Sallinger: In Zukunft bedeutet Nachhaltigkeit bzw. Ressourceneffizienz bei Parkett und Holzböden, dass Rohstoffe eingesetzt werden, die Mensch und Umwelt nicht gefährden. Sie sollen die Renovierbarkeit und möglichst auch die Recyclefähigkeit des oberflächenbehandelten Holzbodens garantieren sowie eine leichte und nicht Umwelt belastende Pflege und Reinigung sichern. Was sollte die CTA aus Sicht des Handwerks tun, um das Handwerk in der Kommunikation solcher grundsätzlichen Aspekte zu unterstützen?

Peter Fendt: Vergleicht man die Ressourceneffizienz von bereits werksseitig fertig hergestellten Oberböden, wie z.B. Mehrschichtparkett mit Massivholzböden, die nicht nur verlegt, sondern zusätzlich auch geschliffen, gekittet und mit einer Versiegelung oder einer Öl-Imprägnierung geschützt werden, dann wird man feststellen, dass ein Massivholzboden hinsichtlich Nachhaltigkeit bzw. Ressourceneffizienz sehr positive Ergebnisse bringt.

Positiv vor allem, da Massivholzböden in aller Regel mehrfach renovierbar und auch recyclebar sind. Die Lebensdauer von Massivholzböden liegt wegen ihrer Renovierfähigkeit bei ca. 50 Jahren, kann aber auch bei mehr als 100 Jahren liegen. Voraussetzung hierfür sind entsprechende Materialstärken sowie eine sach- und fachgerechte Nutzung und Pflege.

Die Kosten eines Massivholzbodens im Verhältnis zur Lebensdauer und der Möglichkeit, ihn mehrmals zu renovieren, zeigen, dass Produkte, die zunächst in der Anschaffung einen höheren Preis bedeuten, am Ende die preiswertesten sind.

Genau dieser Sachverhalt muss dem Kunden vom Parkettleger vermittelt werden, etwa durch noch zu erarbeitende Checklisten. Ich kann mir hierbei eine konstruktive Zusammenarbeit der CTA mit dem Zentralverband vorstellen. In einer solchen Checkliste könnte zum Beispiel Folgendes aufgenommen werden:

- Ungefähre Anschaffungskosten der verschiedenen Parkettarten
- Lebensdauer bzw. Nutzungsdauer
- Anzahl der Renovierungsmöglichkeiten
- Möglichkeit von Ausbesserungen und Wiederbeschaffung des eingesetzten Materials
- Reinigungs- und Pflegemöglichkeiten bzw. Aufwendungen
- Wiederbeschaffungskosten, Entsorgungskosten

Lilo Sallinger: Im Zeitalter der Beschleunigung hat Handwerkskunst Hochkonjunktur. Nichts ist in der Ära der schnelllebigen Wegwerfgesellschaft und Massenproduktion so wichtig, wie die Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Perfekte Verarbeitung und die Menschen, die diese Techniken beherrschen, rücken in den Fokus. Was stellen Sie sich vor, kann die CTA für das Handwerk tun, um Aus- und Weiterbildung im Handwerk, vor allem im Bereich von Versiegelungen oder Imprägnierungen bzw. Pflege- und Reinigungstechniken, noch besser zu unterstützen?

Peter Fendt: Produktqualität und eine hohe Qualifikation des Handwerks, das sind die Garanten für eine erfolgreiche Zukunft. Der Fortbestand unseres Handwerks kann nur gewährleistet werden, wenn unsere Betriebe in den nächsten Jahren weiterhin in die Ausbildung investieren. Voraussetzung hierfür ist jedoch, das sich ausbildungsfähige Schulabgänger für unseren Beruf interessieren.

Daher sehe ich auch Kommunikationsbedarf von der Industrie hin zum Handwerk - und dies nicht nur zu den Berufsschulen. Auch bei der Ausbildung der Meister sind z.B. Themen wie "Ressourceneffizienz" oder "Gestaltungsmöglichkeiten mit Versiegelungen oder Ölen" Teil einer besseren Qualifikation im Handwerk. Hier wäre ebenso eine engere Zusammenarbeit mit der CTA wünschenswert. Wichtig ist mir, dass nicht "Verkaufsveranstaltungen" einzelner Firmen stattfinden, sondern für die Aus- und Weiterbildung ein gemeinsames Konzept von Industrie und Handwerk erarbeitet wird. Die CTA hat da schon sehr gute Arbeit geleistet, aber ich könnte mir schon eine noch weiterreichende Zusammenarbeit vorstellen.

Um unsere Handwerkskunst besser zu kommunizieren, könnte ich mir auch eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit vorstellen. Denn ohne gute Produkte, d.h. ohne klares Bekenntnis zu Qualität und dem Wissen um Produkt und Anwendung, kann sich unser Gewerk nicht hervorheben. Mit anderen Worten: Die Vorteile traditioneller und damit handwerklicher Arbeitsweisen sollten im Sinne von "Aufklärung der Endverbraucher" gemeinsam nach außen getragen werden.

Lilo Sallinger: So sollte zum Beispiel erklärt werden, wie eine für das jeweilige Objekt passende mechanische und chemische Beanspruchungsklasse erreicht wird. Ich denke da an den hohen Festkörper-Anteil bei einem Profi-Lack und daran, welche Trocken-Filmstärke auf der Oberfläche mit welcher Anzahl von Aufträgen und Auftragsmengen erreicht werden kann. Billiglacke mit geringem Festkörper-Anteil können bei gleicher Verarbeitungsweise und damit gleichen Arbeitszeitkosten und gleicher aufgetragener Lackmenge nicht die gleiche Schutzwirkung wie Profi-Lacke mit hohem Festkörper-Anteil haben.

Peter Fendt: Als Sachverständiger werde ich oft mit vorzeitig abgenutzten Parkettböden konfrontiert. Gründe sind in der Regel zu geringe Lackschichtstärken oder unsachgemäße Pflege. Damit es zu solchen Beanstandungen gar nicht erst kommt, braucht das Handwerk, aber auch der Endverbraucher, Kenntnis über qualitativ überzeugende Siegel- oder Öl-Produkte. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr Informationen zu den Qualitätskriterien von Siegel- und Öl-Produkten erhalten. Qualitätskriterien
machen sich ja nicht nur fest an einer bauaufsichtlichen Zulassung und dem Ü-Zeichen.

Mit Kenntnissen über Produkteigenschaften und Qualitäten hat das Profi-Handwerk mehr Alternativen bei der Produktauswahl. Jenseits von Gebrauchsfunktionen der Siegel- oder Öl-Produkte ergeben sich ja auch Gestaltungsalternativen mit Siegeln, Ölen, und Farbsystemen. Informationen, wie unbehandeltes Holz in puncto Anfeuerung, Glanzgrad oder mit Einfärbungen individuell verändert werden kann, sind natürlich für den Innenarchitekten und Bauherrn bei der Gestaltung des Bodens sehr wichtig.

Arbeitszeit ist in aller Regel deutlich teurer als das eingesetzte Material. Aber um die Qualität der Handwerksarbeit gegenüber Do-it-yourself-Arbeit abzugrenzen, brauchen wir natürlich gute Produkt-Qualitäten und Informationen zu ihren Anwendungsmöglichkeiten. Je mehr Informationen wir hierzu haben, die wir an unsere Kunden im Rahmen von individueller Beratung oder bei Messeauftritten weitergeben könnten, umso besser für den Konsumenten und umso besser für unsere Betriebe, die in den Innungen organisiert sind.

Lilo Sallinger: Das Betätigungsfeld als Hersteller von Parkettsiegeln bzw. Parkettölen, Farbsystemen und abgestimmtem Pflegemitteln bewegt sich hinsichtlich der Entwicklung des Produktsortiments zwischen technischer Gebrauchsfunktion und Gestaltungsmöglichkeiten von Böden. Mit welchen Aktivitäten kann die CTA aus Ihrer Sicht das Fachhandwerk unterstützen, um die Produkte der CTA-Mitglieder stärker in diesen Kontext von technischer Gebrauchsfunktion und vielfältiger, individueller Gestaltungsmöglichkeiten zu rücken?

Peter Fendt: Denkbar wären abgesprochene Themen bei Innungs-Referaten von CTA-Mitgliedern mit zusätzlichen Informationen für die Auszubildenden, auch für Sachverständige.

Um die Zusammenarbeit mit den Architekten intensivieren, sollten Universitäten hinsichtlich der Beurteilung von Wohntrends/Farb- und Bodengestaltungsmöglichkeiten sowie ressourceneffizienter Materialien mit ins Boot geholt werden.

Eine weitere Möglichkeit wäre, die endverbrauchernahe Presse gezielt zum Thema Parkett und zu seiner Nachhaltigkeit zu informieren, um damit alle Marktteilnehmer stärker in den Fokus zu bringen.

Lilo Sallinger: In den letzten Jahren ist die chemische Industrie mehr als jemals zuvor mit nationalen und europäischen Vorschriften übersät worden. Zur Umsetzung dieser Vorschriften bei den Produkten und Produktverpackungen musste von der Industrie schnell und flexibel gehandelt werden. Könnten Sie sich vorstellen, dass bei zukünftig neuen geforderten, z.B. bauaufsichtlichen Zulassungen, die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handwerk intensiviert werden muss?

Peter Fendt: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, da das Handwerk am meisten von Veränderungen an Produktanforderungen betroffen ist. Deshalb sollten Normen, Zulassungen und geänderte Produkteigenschaften in einem Arbeitskreis bzw. in verbandsübergreifende Gesprächsrunden behandelt werden.

In diesem Arbeitskreis könnten zum Beispiel Vertreter verschiedener Verbände und Institutionen ihre Interessen vertreten und kommunizieren. Zum Beispiel ein Arbeitskreis mit Vertretern der CTA, dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, der Bau-Berufsgenossenschaft BG Bau, dem Zentralverband Raum und Ausstattung, dem Verband der Deutschen Parkettindustrie, dem Industrieverband Klebstoffe, dem Verband der Chemischen Industrie, dem Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie und dem Bundesverband Estrich und Belag.

Es hat sich herausgestellt, dass jeder einzelne Verband bzw. jede Interessenvertretung für sich betrachtet alleine nichts erreichen kann. Für einzelne Aktionen sind wir gesamtwirtschaftlich viel zu klein, als dass unsere Anliegen Gehör finden würden.

Beate Brehmer: Die Mitglieder der CTA verstehen sich als Partner des Handwerks. Was erwartet der Parkettleger von den Herstellern von Produkten zur Oberflächenbehandlung?

Peter Fendt: Einen ehrlichen Umgang bzw. offene Kommunikation zwischen den Parkettsiegelherstellern und dem Handwerk. Weiterhin wichtig ist eine gleichbleibende Produkt-Qualität ohne Schwankungen, damit der Handwerker immer ein gutes und sicheres Gefühl bei der Verarbeitung hat. Produkte mit gleichbleibender Qualität sind am Ende eine qualifizierte Unterstützung des Handwerkers.

Beate Brehmer: Was macht für Sie einen guten anwendungstechnischen Service aus?

Peter Fendt: Der anwendungstechnische Service fängt schon bei einer fachlich guten Beratung und problemloser Erreichbarkeit am Telefon an. Dabei kommt es nicht selten zu einem Erfahrungsaustausch. Es gibt immer wieder unbekannte Holzarten oder besondere Gegebenheiten auf der Baustelle, für die von Handwerk und Industrie gemeinsam Lösungen erarbeitet und umgesetzt werden müssen. Auch deshalb sind Dialog und Zusammenarbeit zwischen den Verbänden nicht zu unterschätzen.

Von einem guten Service erwarten wir Vor-Ort-Beratung auf Anfrage ebenso wie eine unbürokratische Reklamationsbearbeitung. Eine sachliche und gerechte Bearbeitung in möglichst kurzer Zeit kommt allen Seiten, d.h. dem Handwerker, der Industrie und natürlich dem Endkunden sehr zugute.

Beate Brehmer: Welchen Stellenwert haben emissionsfreie Lacke im Handwerk?

Peter Fendt: Emissionsfreie Lacke werden bisher nicht aktiv vom Markt gefordert. Wichtig ist, dass die auf den Baustellen verwendeten Lacke die geforderten Zulassungen haben und ohne große Arbeitsschutzmaßnahmen verarbeitet werden dürfen. Der Handwerker geht heutzutage davon aus, dass die Wasser basierten Parkettlacke in der Anwendung aus gesundheitlicher Sicht weitestgehend unproblematisch sind. Wünschenswert sind bei technischen Weiterentwicklungen bzw. bei Neuprodukten auch, dass die Produkte in Abstimmung mit der Berufsgenossenschaft - vor allem was den Arbeitsschutz angeht - in den Markt eingeführt werden.

Beate Brehmer: Welche Bedeutung haben auf der Baustelle härtbare UV-Lacke für das Handwerk?

Peter Fendt: Auf der Baustelle härtbare UV-Lacke sind meines Wissens bisher nicht im großen Stil angewendet worden. Wichtig ist bei neuen Technologien, dass schon im Vorfeld, bevor der Handwerker das Produkt in die Hand bekommt, auf Versuchsflächen neben den geforderten lacktechnischen Eigenschaften auch Arbeitsschutzkriterien beachtet und definiert werden. In diesem Fall spielt die UV-Strahlenbelastung eine gewisse Rolle. Die Arbeitnehmer müssen ausreichend geschützt werden und dürfen während der Arbeit nicht ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Hier sind die Industrie und Berufsgenossenschaft gefordert.

Beate Brehmer: Versiegeln sofort nach der Parkettverlegung - ist das sinnvoll?

Peter Fendt: Zum Angleichen der normativ zulässigen Feuchteschwankungen ist es ratsam, nach der Parkettverlegung nicht sofort zu versiegeln. Es kommt immer mal wieder vor, dass das Holz auf der Baustelle nicht die geforderte Holzfeuchte aufweist. Da empfiehlt es sich, erst nach ausreichender Zeit eine Oberflächenbeschichtung aufzutragen, da es sonst eventuell zu Holzverformungen kommen kann. Daher sollten die Ein-Tages-Technologien hinterfragt werden.
aus Parkett Magazin 02/13 (Wirtschaft)