Belétage 2013: Salzburger Stoff- und Sonnenschutzmesse war ausgebucht

"Hier wird geschrieben"

Die Halle ausgebucht, die Stände voll und dann werden auch noch die Auftragsblöcke knapp - die zweite Auflage der Salzburger Belétage war ein voller Erfolg. Damit ist sie für die Aussteller von Stoffen und Sonnenschutz schon mehr als nur eine Zwischenveranstaltung in Jahren ohne die Casa. Diesmal sorgten neben neuen Produkten auch die Entwicklungen um die österreichischen Traditionsunternehmen Backhausen und Böhm für Gesprächsstoff

Mit ihrem individuellen Konzept war auch die zweite Auflage der österreichischen Stoff- und Sonnenschutzmesse Belétage ein großer Erfolg. Alle Aussteller von der Premiere 2011 waren in diesem Jahr wieder dabei; dazu eine ganze Reihe neuer Firmen, so dass auf den 5 Etagen des Salzburg Congress mit insgesamt 68 Anbietern kein Stand mehr zu bekommen war. Hier traf das Fachpublikum auch auf führende Anbieter, die man auf der Frankfurter Heimtextil vermisst hatte.

Ein Grund dafür ist mit Sicherheit, dass die Belétage eine echte Ordermesse ist. "Hier wird geschrieben", freute sich Ulrich Sack, Vertriebsleiter für die beiden Jab-Marken Chivasso und Soleil Bleu. Auf den Ständen herrschte geschäftiges Treiben. Am zweiten Tag gingen den ersten bereits die Auftragsblöcke aus. Kurz: Es war eine Messe im ursprünglichen Sinne.

Diese Fokussierung auf das eigentliche Geschäft ist auch die Intention des Veranstalters, der ganz bewusst aufwändige Messestände untersagt. Stattdessen gibt es ein einheitliches Erscheinungsbild ohne hohe Aufbauten, dafür mit Ständern für Bügel und Stoffe. Das Produkt steht im Mittelpunkt.

So etwas goutiert das Fachpublikum. Um stolze 16 % ist das Besucheraufkommen in diesem Jahr gestiegen. 2.164 waren es an den beiden Messetagen, ein gutes Drittel davon aus dem benachbarten Ausland.

Einzelne Aussteller geben Salzburg den Vorzug vor Frankfurt

"Für uns als Aussteller hat das reduzierte Konzept außerdem den Vorteil, dass wir schneller mit dem Aufbau fertig sind und geringere Kosten haben", kommentierte Joachim Haug, Vertriebsleiter von Rasch Textil. "Und es ist schöner als in einer normalen Messehalle." Olaf Maier von Höpke war angesichts der hohen Besucherfrequenz auf dem Stand des Textilverlages ebenfalls zufrieden. Aber: "Für unser internationales Geschäft brauchen wir die Heimtextil."

Das sah auch Burkhard Koop so, wurde aber noch deutlicher: "Ich kann nicht verstehen, dass sich einzelne Marktführer hier präsentieren, aber bei einer Weltmesse wie Frankfurt nicht dabei sind", merkte der Geschäftsführer der Heco kritisch an. Damit richtete sich Koop zwar nicht gegen die Belétage an sich, denn hier stellte sein Unternehmen ja auch erfolgreich in unmittelbarer Nachbarschaft des Textilverlages und Großhändlers Stardeco aus, mit dem man in der Schweiz eine Vertriebspartnerschaft pflegt. "Aber wenn ein Raumausstatter sich umfassend über Stoffe informieren will, muss er inzwischen nach Frankfurt, nach Paris, nach Köln, nach Gent und nach Salzbug. Die Messelandschaft ist einfach zu zersplittert."

Kobe kann man diesen Vorwurf nicht machen. Sowohl auf der Heimtextil als auch auf der Belétage habe man sensationelle Ergebnisse erzielt, war von den beiden Verkaufsleitern Thomas Schmölz und Andreas Reinhardt zu erfahren. In Salzburg wurde der Umsatz der Vorveranstaltung schon am ersten Messetag erreicht. Die beiden führen diesen Erfolg unter anderem auf die Neuausrichtung der Kollektion zurück, die jetzt moderner geworden ist.

Die Entscheidung für oder gegen eine Messe fällt aber letztlich jedes Unternehmen für sich. So war Saum & Viebahn in Frankfurt nicht vertreten, aber in Salzburg dabei. Schon die Teilnahme an der Casa im Vorjahr sei erfolgreich gewesen, so dass man nun auch auf der Belétage ausstelle, erklärte Marketingleiter Andreas Klenk. Seine Trends für 2013 - Sparkeling Orient, Rustic Pop und My Home - zeigte der Kulmbacher Stoffverlag über Modellkleider.

Österreichischer Markt mit Besonderheiten

Sybilla Hansel, seit Jahresbeginn Geschäftsführerin bei Nya Nordiska, erlebte die Kunden in Österreich als aufgeschlossen gegenüber neuartigen Produkten wie ihrem Nya Wall Tex Glass - Textildessins in Diamantglas. Und bei Indes Fuggerhaus hatte man die Kollektionsthemen an den Geschmack der lokalen Kundschaft angepasst. Der sei bunter als in Deutschland, hieß es von Produktmanager Detlef Müller. Und: "Ausbrenner läuft hier nicht, aber Streifen sind der Renner."

Von österreichischen Vorlieben war auch am Stand von Sonnenschutzhersteller MHZ die Rede. "Flächenvorhänge sind nicht so gefragt", hieß es von Georg Thumm, Vertriebsleiter für Bayern und Österreich. Stattdessen sei man mit Plissee und Raffrollo erfolgreich. Von Mario Schädlich, Produktmanager bei Erfal, war zu erfahren, dass in der Alpenrepublik teilweise höherwertiger verkauft werde als auf anderen Märkten. Gerade motorisierte Produkte seien hier gefragt.

Ein Exot unter den deutschen Ausstellern war die Firma Ernst Diekgraefe als einziger Werkzeuganbieter auf der Messe. Der Stand war ständig belegt. "Ohne unsere Produkte lassen sich die Stoffe nicht bearbeiten", kommentierte Gebietsleiter Hermann Fink die gute Resonanz.

Böhm Stoffe an Landegger verkauft

Zwei bedeutende einheimische Firmen sorgten mit Neuigkeiten jenseits der Sortimente für Gesprächsstoff in den Gängen: Backhausen und Böhm. Für die beiden Geschäftsführer der neu gegründeten Backhausen GmbH war es der erste Messeauftritt nach der Insolvenz der 160 Jahre alten Weberei. Im Dezember war das Unternehmen von einer Investorengruppe übernommen worden und Dr. Jürgen Teubenbacher und Felix Primetzhofer sondierten als Neulinge in der Branche das Terrain. Die Designerin Carmen Hofmann soll Kollektionen mit emotionaler Ansprache und eigenständiger Handschrift entwickeln. "Aber für die Neuausrichtung wollen wir uns Zeit lassen", so Primetzhofer.

Auf der Belétage bekannt wurde außerdem der Verkauf von Böhm Stoffe an Landegger, einen österreichischen Großhändler, der mit 45 Mitarbeitern jährlich rund 1,3 Mio. m2 Bodenbeläge vertreibt. Der bisherige Eigentümer Michael Smolka nannte als Grund für die Entscheidung die schwierige wirtschaftliche Situation, nachdem ein Brand im November 2011 große Teile des Textilverlages zerstört hatte. Es hätte zu lange gedauert, die Einzelfirma wieder in die Gewinnzone zu führen.

Böhm ist in Österreich eine Traditionsmarke und war früher Teil der Inku. Als der Großhändler 2009 Insolvenz anmelden musste, übernahm der deutsche Grossist Jordan die Bodensparte und verkaufte Böhm Stoffe an Smolka. Jetzt erweitert Landegger sein Sortiment um Textilien. "Wir werden Böhm als eigenständige Marke weiterführen", erklärte Martin Orasch, Geschäftsführender Gesellschafter des neuen Eigentümers. Der Name sei beim Endverbraucher bekannt und positiv besetzt.

Die neue Böhm & Landegger GmbH wird als eigenständiges Unternehmen von Alexandra Miok geführt. Der Firmensitz wurde zu Landegger nach Pottendorf verlegt. Das Lager bleibt in Klosterneuburg.

Inku und Sonnhaus mit Sonderpräsentationen

Das gilt nach wie vor auch für die Marke Inku, die in diesem Jahr so viel zu erzählen hatte, dass man zusätzlich zum Stand noch den Messetruck der deutschen Mutter nach Salzburg geholt hatte. Auf der Belétage wurden das speziell für Österreich zusammengestellte Stoffprogramm und die Möbelstoffbücher der Kollektion Inku Deluxe gezeigt, im Roadstore auf dem benachbarten Mirbellplatz waren die Bodenbeläge zu sehen. "Zwei harte Jahre der Restrukturierung tragen nun Früchte", freute sich Inku Jordan-Geschäftsführer Herbert Seidl, "die Kunden vertrauen uns und wir arbeiten partnerschaftlich mit ihnen zusammen." "Wir gehen mit Inku bewusst nicht in die Großfläche und bieten so den Fachberatern Exklusivität", ergänzte Stefanie Kerpen, Leiterin der Produktentwicklung Heimtextilien im Stammhaus in Kassel.

Großhändler Sonnhaus wollte ebenfalls nicht auf sein Bodenbelagsprogramm verzichten. Als Kooperationspartner der Belétage nutzte Geschäftsführer Gerhard Fessl daher ein benachbartes Hotel mit direkter Verbindung zum Congress Salzburg für die Präsentation.


Messe Mitten in der Stadt


Die Belétage gibt es seit 2011. Sie findet in ungeraden Jahren statt, in denen die Casa Salzburg aufgrund der BAU in München pausiert. Entstanden ist die Messe auf Anregung der österreichischen Firmen Backhausen, Böhm, Englisch Dekor und Wohntex. Mit ihnen haben nun auch andere Anbieter von Stoffen und Sonnenschutz die Möglichkeit, ihre Kunden aus dem raumausstattenden Handwerk in Österreich, Süddeutschland und der Schweiz über die Sortimentsneuheiten zu informieren.

Die Messe setzt neben interessanten Produkten auf das Flair der Mozartstadt. Das Congress liegt im Zentrum; es sind nur wenige Schritte und man ist für eine kurze Pause mitten in der Stadt. Allerdings ist die Verpflegung für die Fachbesucher der Belétage ohnehin kostenlos - zusätzlich zum freien Eintritt.
aus BTH Heimtex 03/13 (Wirtschaft)