Ado: Interview mit dem neuen Geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Zimmer

"Ado bleibt Ado"


Der hessische Textilverlag Zimmer + Rohde hat zum 1. Januar 2013 mit 51% die Mehrheitsbeteiligung an der Traditionsmarke Ado erworben. Der Geschäftsführende Gesellschafter Andreas Zimmer - ein Textiler mit Leib und Seele - ergänzt damit sein weltweit platziertes Premiumsegment um die Mittelpreislage. BTH Heimtext sprach mit ihm über Strategien und Konzepte.

BTH Heimtex: Herr Zimmer, die Branche macht heute ihre Umsätze im Niedrigpreis-Bereich und im Premium-Segment. In der Mitte, für die Ado steht, tut sich der Markt sehr schwer. Warum haben Sie die Marke gekauft?

Andreas Zimmer: Wir sind im Premium-Segment sehr gut aufgestellt und können mit Zimmer + Rohde den modernen Geschmack gut abdecken - nach dem Zukauf von lokalen Marken auch auf Exportmärkten wie England, Frankreich, Italien oder den USA. Der nächste Schritt ist die Abrundung nach unten. Und welche Marke wäre dafür besser geeignet als Ado mit ihrem hohen Bekannheitsgrad? Umsätze von aktuell ca. 50Mio.EUR sind dabei eine gute Basis, auf der sich aufbauen lässt. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass wir die Markenrechte für die USA und Benelux nicht übernommen haben.

BTH Heimtex: Ado ist noch immer "die" Marke bei Gardinen und Dekostoffen, hat aber an Glanz verloren. Wie wollen Sie der Goldkante den zurückgeben?

Zimmer: Wir wollen mit Ado langfristig erfolgreich sein. Jetzt ist es noch zu früh, über konkrete Maßnahmen zu sprechen. Momentan arbeiten wir erst einmal an der Basis. Die Produkte müssen stimmen, das Marketing, der Service - da ist viel zu tun. Bei den Vertretern gibt es weiße Gebiete. Und wir müssen den Export stärken. In Märkten wie Italien ist Ado überhaupt nicht vertreten. Dabei sind der Geschmack dort und hier bei uns sehr ähnlich.

BTH Heimtex: In unserem letzten Kundenbarometer Deko +Gardine (siehe BTH Heimtex 6/2012) wurde Ado in vielen wichtigen Kategorien schlecht bewertet. Kann das auch an der hohen Personalfluktuation in den letzten Jahren gelegen haben?

Zimmer: Wir haben bei Ado sehr gute Mitarbeiter, die loyal und seit Jahren dabei sind. Gemeinsam werden wir schrittweise an einem neuen Teamgeist arbeiten. Am Schluss wird jeder einen genau definierten Aufgabenbereich haben.

BTH Heimtex: Wird dann der Zimmer + Rohde Vertreter Ado mit verkaufen?

Zimmer: Intern werden wir sicherlich Synergien nutzen, aber der Vertrieb bleibt getrennt. Bei Ado sind etwa 5.300 Raumausstatter gelistet, bei Z+R 1.500; die Schnittmenge dürfte bei 200 liegen.

BTH Heimtex: Welche Produkte bieten Sie denen an? Wie sieht die neue Kollektion, der neue Ado-Stil aus?

Zimmer: Ado bleibt Ado. In der Positionierung und auch im Preis. Aber mit unserer Hilfe wird die Kollektion ein bisschen interessanter und etwas pfiffiger.

BTH Heimtex: Werden Sie das auch nach außen deutlich kommunizieren?

Zimmer: Zunächst muss unser Kunde die Produkte und den Service bekommen, damit er zufrieden ist und Vertrauen in die Marke Ado hat. Im nächsten Schritt werden wir ihn dann bei der Ansprache der Endverbraucher unterstützen.

BTH Heimtex: Die aktuelle Ado-Kollektion haben Sie nicht auf der Heimtextil, sondern parallel im Frankfurter Literaturhaus vorgestellt. Warum?

Zimmer: Der Kaufvertrag wurde erst am 18. Oktober 2012 unterschrieben und ich habe Ado erst am 1. Januar 2013 übernommen.

BTH Heimtex: Aber 2014 gehen Sie wieder auf die Heimtextil?

Zimmer: Auch für diese Entscheidung ist es noch zu früh. In diesem Jahr haben auf der Heimtextil viele Raumausstatter gefehlt. Aber das ist genau unsere Zielgruppe.

BTH Heimtex: In Frankfurt ging das Gerücht, das Geschäft mit VW sei geplatzt.

Zimmer: Das ist falsch. Ado ist einer von zwei Lieferanten für Unterfutter. Außerdem werden wir Sitzstoffe liefern. Aber erst 2014.
aus BTH Heimtex 03/13 (Wirtschaft)